Kleiner Crashkurs im Kreativen Schreiben

ein mit Tinte handschriftlich betriebenes Blatt Papier.
Mit der Hand zu schreiben hat eine besondere Wirkung auf unsere Gedanken und das was wir auf's Blatt bringen.
Veronika Hensing, funky-Jugendreporterin

„Wenn man schreibt, schreibt man immer über sich selbst. Es ist abwechselnd wunderbar, schmerzhaft, narzisstisch, therapeutisch herrlich, befreiend, tieftraurig, beflügelnd, deprimierend, langweilig, belebend.“ So lauten die ersten Worte der deutschen Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin Doris Dörrie in ihrem Buch „Leben Schreiben Atmen – Eine Einladung zum Schreiben“. Dörrie unterrichtet seit nun mehr als zwei Jahrzehnten das kreative Schreiben. Damit ist nicht nur das literarische Schreiben gemeint, sondern beinhaltet auch Elemente des therapeutischen oder didaktischen Schreibens. Mithilfe der kreativen Ansätze und dem damit verbundenen Anregen der reflexiven Prozesse können Schreibblockaden gelöst, die Motivation angeregt oder neue Selbsterfahrungen gemacht werden. Durch das Schreiben werden Gedanken entfesselt.

Mit der Hand schreiben

Warum mit der Hand gerschrieben werden sollte? Sagen wir es mit Doris Dörries Worten: „Weil die Hand wir selbst sind. Ein Computer nicht. Eine Tastatur übersetzt unsere Gedanken, die Hand sind wir selbst, die direkte Verbindung von unserem Kopf in die Hand ist die Handschrift.“

Fünf Minuten im Supermarkt

Nimm nun einen Stift und schreibe einfach drauf los. Ohne nachzudenken. Schreibe fünf Minuten lang über deinen letzten Einkauf im Supermarkt. Denke nicht darüber nach, wie du schreibst. Wenn du dich nicht direkt genau an den letzten Einkauf erinnern kannst, schreibe einfach darüber, wie du losgegangen bist. Was hast du auf dem Weg gesehen, gerochen, gefühlt? Wer oder was hat deinen Weg gekreuzt und deine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt? Die Erinnerung an den Einkauf wird zurückkommen.

Sinneswahrnehmungen ansprechen

Kreatives Schreiben soll die Gedanken mit den Sinnen verbinden – nicht nur denen des oder der Schreibenden, sondern auch denen der potentiellen Leserinnen oder Leser. Versuche in deinem  Einkaufstext, den du bereits verfasst hast, möglichst viele Sinneswahrnehmungen anzusprechen, indem du Metaphern, Personifizierungen, Neologismen oder weitere rhetorische Mittel im Nachhinein anzuwendest.

Perspektivwechsel

Nimm einen radikalen Perspektivwechsel vor und schreibe nun aus der Perspektive eines Lebensmittels, welches du eingekauft hast. Hat es nur darauf gewartet, von einem Kunden oder einer Kundin ausgewählt zu werden? Existiert Wort „Kunde“ in der Sprache des Lebensmittels überhaupt? Wie nimmt das Lebensmittel seine Welt wahr, wo befindet es sich seiner Meinung nach? Wollte es schon immer mal die Tomate von gegenüber kennenlernen, treffen sich die beiden vielleicht endlich in deinem Einkaufskorb? Weiß es, dass es für den Verzehr vorgesehen ist? Lass deiner Phantasie freien Lauf!

Und plötzlich ist es eine Heldengeschichte

Spring wieder zurück in deine Perspektive und verändere nun die Struktur deines ursprünglichen Einkaufstextes. Mache daraus eine Heldengeschichte.  Was ist das Ziel des Helden oder der Heldin? Bringe Spannung in die Geschichte, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Welche Hindernisse musst du überwinden, um dieses zu erreichen? Welche Geschichte, welches Abenteuer birgt dein letzter Einkauf im Supermarkt?

Neben diesen Tipps zum kreativen Schreiben gibt es zahlreiche weitere Methoden und Prinzipien, um den Schreibfluss zu fördern, die Kreativität anzukurbeln und die Phantasie aufblühen zu lassen. Das wichtigste ist, klein anzufangen und keine zu hohen Erwartungen an das Ergebnis zu stellen. Mit der Zeit und einiger Übung wird das Schreiben leichter von der Hand gehen. Vor allem sollte die Freude am Schreiben geweckt werden, denn das regelmäßige Schreiben kann viele Vorteile in den unterschiedlichsten Lebenssituationen bieten.

Du willst mehr? Du bekommst mehr!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.