Nichtstun macht kreativ – die positiven Effekte von Tagträumen

Junge Frau auf Wiese
Psychologen vermuten, dass sich das Gehirn 50 Prozent der Zeit im Zustand des Tagträumen befindet.
Sophie Bley, funky-Jugendreporterin

Es gibt wieder eine neue Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben. Dieses Mal geht es um das gedankliche Flanieren. Kennst du die Vorteile vom Tagträumen?

Tagträumen hat einen schlechten Ruf – zu Unrecht. Die Gedanken unkontrolliert schweifen zu lassen, wird häufig mit Unkonzentriertheit, Desinteresse oder Gedankenlosigkeit assoziiert und ist in unserer leistungsorientierten Gesellschaft eher unerwünscht. Nimmt man das Tagträumen und die damit zusammenhängenden Abläufe im Gehirn aber unter die Lupe, wird klar: Das Flanieren in gedanklichen Traumwelten zeugt von erhöhter Intelligenz, Kreativität und Empathie. Studien zufolge ist das Gehirn bei Tagträumenden sogar besonders aktiv und effizient.

In Fachkreisen wird Tagträumen auch „reizunabhängiges Denken“ genannt. Indem äußere Reize ausgeblendet werden, bietet das Träumen die Gelegenheit, neue Ideen zu entwickeln, Erinnerungen zu festigen oder Pläne zu schmieden und ist somit ein unterschätztes Werkzeug zur alltäglichen Lebensplanung. Nicht selten handeln Tagträume von emotionalen Szenarien, durch die Gefühle wie Wut, Enttäuschung, Angst oder Scham verarbeitet werden. Mit den bildhaften Fantasien malt man sich die Zukunft aus. Was ist, wenn ich die anstehende Prüfung nicht bestehe? Wie reagiere ich, wenn ich meinen Exfreund wiedertreffe? Die Simulation zukünftiger Szenarien bereitet auf mögliche reale Situationen vor und hilft dabei, Ziele fokussierter umsetzen.

Aber was genau passiert dabei im Gehirn? Gehen die Gedanken auf unkontrollierte Wanderschaft, wird im vermeintlich unbeschäftigten Gehirn ein sogenanntes Ruhemodusnetzwerk aktiviert. In der Neurowissenschaft bedeutet das allerdings nicht, dass das Gehirn ruht, vielmehr wird ein freier Fluss an Erinnerungen, Vorstellungen, Plänen und Ideen freigesetzt. Die Gedanken gleichen einer Assoziationskette, die nie endet – auch nicht im Schlaf.

Die Gehirnareale, die durch das Ruhemodusnetzwerk vernetzt werden, geben Auskunft darüber, wie kreativ und emphatisch eine Person ist. Laut einer Studie der University of British Columbia (2009) sind beim Tagträumen die Gehirnareale aktiv, die auch für die Lösung konkreter Problemstellungen zuständig sind. Sich eine mentale Auszeit zu nehmen und die Gedanken schweifen zu lassen kann somit nützlich sein, wenn man bei einem Problem nicht weiterkommt.

Neben den positiven Effekten kann ein unkontrollierter Gedankenfluss jedoch auch in einem Karussell negativer Gedanken und Gefühle enden. Da man sich beim Tagträumen von der Außenwelt ablöst und sich dem Inneren zuwendet, kann eine gedrückte Stimmung die Folge sein. Wenn Tagträume so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass Betroffene ihren Alltag nicht mehr bewältigen können, wird in der Medizin von maladaptiven Tagträumen gesprochen, das auf eine psychische Krankheit hindeuten kann. Das zeigt: Auch wenn das gedankliche Flanieren guttut, zählt also auch hier die richtige Dosis.

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