Besserwisserwissen: Manosphere – wer muss nun welche Pille schlucken?

Rote und blaue Pillen vor schwarzem Hintergrund
Anhänger der Manosphere nutzen die rote Pille als Metapher dafür, dass sie die „echte" Welt erkennen würden.
Anna Ingerberg, funky-Jugendreporterin

Es gibt eine neue Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben. Diesmal geht es um eine antifeministische Bewegung aus den USA, die auch in Deutschland mittlerweile viele Anhänger findet. Hast du schonmal von der „Mansosphere“ gehört?

Im Film „Matrix“ symbolisiert die rote Pille die „echte Welt“. Sie soll einem die Augen öffnen – durch sie kann man aus der Matrix ausbrechen. So ähnlich betrachten sich auch sogenannte Männerrechtler (MRAs) und Incels, die in Foren und auf sozialen Medien misogyne und teils fremdenfeindliche Positionen vertreten. Sie sind der Meinung, die „echte Welt“ zu erkennen. Das Netzwerk, das dahintersteckt, nennt man auch „Manosphere“. Bekannter als dieser Begriff sind vielleicht Verfechter wie Andrew Tate oder auch Wörter wie „alpha-male“ und „beta-male“. Der Begriff Manosphere setzt sich aus den englischen Wörtern „Man“ und „Sphere“ zusammen.

Besonders in den USA findet die Bewegung viele Anhänger. Doch durch soziale Medien, insbesondere Videoformate wie YouTube und Tiktok, verbreiten sich Ansichten schnell über Ländergrenzen hinweg. Der wohl bekannteste Mann, der sich als Teil der Manosphere begreift, ist Andrew Tate. Tates Social-Media-Accounts wurden 2022 wegen frauenverachtender Aussagen gesperrt. Tate reproduzierte dort Inhalte, die in der Manosphere weit verbreitetes Gedankengut darstellen. Dazu gehören Ansichten wie die „biologische Überlegenheit des Mannes“. Der Feminismus hingegen wird als eine männerfeindliche Kultur angesehen.

Neben Andrew Tate gibt es zahlreiche andere YouTuber und Content-Creator, die diese Inhalte öffentlich vertreten und verbreiten. Der YouTube-Account „Manosphere“ beschreibt sich selbst als Kanal, der „von Männern für Männer geschaffen wurde“ und die Wahrheit über die „Natur der Frauen“ herausfinden möchte. Auch in Deutschland gibt es Internetseiten, die Coachings anbieten, um Männern zu wahrer „Männlichkeit“ zu verhelfen. Beispielsweise bietet die Webseite „MagickMale by Orlando Owens“ derartige Coachings an: Männer bezahlen dafür, dass ihnen beigebracht wird, wie sie für Frauen vermeintlich attraktiv wirken und wie sie ihre Männlichkeit zurückerlangen.

Die australische Soziologin Raewyn Connell beschreibt die hegemoniale Männlichkeit als jene, die sich durch einen privilegierten Zugang zur Macht des Patriachats auszeichnet. Männerrechtsbewegungen gehen davon aus, dass nicht Frauen die Unterdrückten in der Gesellschaft sind, sondern sie selbst. Die patriarchale Gesellschaftsordnung wird geleugnet. Die Menschen, die jedoch nicht der Meinung sind, dass Männer von Frauen und vom System unterdrückt werden, nennen die Anhänger der Manosphere „Blue Pilled“, also diejenigen, die die vermeintliche Wahrheit nicht sehen wollen.

Nicht nur Männer haben die rote Pille geschluckt: Pearl Davis spricht auf ihrem YouTube-Account „JustPearlyThings“ darüber, wie Feminismus die Ehe und andere patriarchale Strukturen zerstört, die sie nicht als solche ansieht. Humanwissenschaftler:innen ordneten die Bewegung 2022 in der Fachzeitschrift „Fast Capitalism“ in einen sozioökonomischen Kontext ein. Laut ihnen gebe es eine „Krise der Männlichkeit“, sie hänge aber nicht mit dem Feminismus, sondern mit dem Neoliberalismus zusammen.

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