Meinung

Elternfrage: Wollt ihr noch von uns aufgeklärt werden? Ein Kommentar

pinke Kondome aufgereiht
Aufklärung beinhaltet mehr als nur über Verhütungsmethoden und die Anatomie von Geschlechtsteilen zu sprechen.
Sophie Bley, funky-Jugendreporterin

Im Laufe der Zeit stellen Kinder ihren Eltern tausendundeine Frage. In dieser Rubrik soll der Spieß einfach mal umgedreht werden – und Eltern dürfen all das fragen, was sie schon immer über Jugendliche wissen wollten.

Die Mutter einer 14-jährigen Tochter fragt: „Wollt ihr noch von uns aufgeklärt werden?“

Sophie aus der Jugendredaktion antwortet: Noch nie war eine junge Generation so aufgeklärt wie die Gen Z. Durch das Internet können sich Jugendliche heute mit nur wenigen Klicks selbstständig Informationen über Themen rund um Sexualität und Beziehungen einholen. Aufklärungsarbeit gestaltet sich durch verschiedene Instanzen immer individueller, dazu zählen Schulen, Medien, Eltern und Gleichaltrige. 

Und obwohl das Thema Sexualität im Laufe der Pubertät zunehmend an Wichtigkeit gewinnt, suchen Jugendliche tendenziell immer weniger das Gespräch mit ihren Eltern. Wenn ich mich an meine ersten Berührungspunkte mit Sex und Beziehungen zurückerinnere, kommt mir das peinlich berührte Durchblättern der „Doktor Sommer“-Beiträge in der „Bravo“ in den Sinn. Die Sexualaufklärung im Schulkontext hingegen empfand ich als sehr technisch und ehrlicherweise weniger aufschlussreich. Ich wollte Klartext und enttabuisierte Tatsachen. Ist Selbstbefriedigung als Frau genau so üblich wie bei Männern? Ist es normal, sich über die eigene sexuelle Orientierung nicht im Klaren zu sein? Bin ich prüde, wenn ich mich noch nicht für das erste Mal bereit fühle? Zur Beantwortung dieser Fragen war das Internet oft meine erste Anlaufstelle. 

Junge Menschen können sich online selbstständig und ganz nach ihren eigenen Bedürfnissen an Themen rantasten. Gleichzeitig laufen jedoch vor allem Kinder und Jugendliche Gefahr, in den ungefilterten Weiten des Internets zu früh auf pornografische Inhalte oder realitätsferne Darstellungen von Sexualität in Sozialen Medien zu stoßen. Für die Gen Z geht es also weniger darum, Informationen zu erlangen, sondern diese zu sortieren und einzuordnen. Hier sind die Eltern gefragt. Sie sollten erklärend und unterstützend zur Seite stehen, ohne sich aufzudrängen. Sexualität, Intimität, Liebe, Freundschaft und Grenzen gehören zum Menschsein dazu und spielen bereits im Kindesalter eine Rolle. Ein gesunder Umgang mit diesen Themen erfordert eine offene Gesprächskultur. Eltern können hier als Vorbilder vorrangehen und ihren Kindern das Vertrauen und die Bindung entgegenbringen, die im Internet möglicherweise fehlen. Kommunikation ist in zwischenmenschlichen Beziehungen eine essenzielle Grundlage für einen respektvollen Umgang mit Bedürfnissen und Grenzen. Indem Eltern das Gespräch mit ihren Kindern suchen, können sie diese Kommunikation vorleben, über Einvernehmlichkeit aufklären und sie ermutigen, verantwortungsbewusst und intuitiv mit ihrer Sexualität umzugehen. 

Also, liebe Eltern: Ja, die Generation Gen Z ist über vieles aufgeklärt – wahrscheinlich in einigen Dingen mehr als ihr vermutet und vielleicht sogar besser als ihr. Dennoch sind es vor allem Kommunikation, Vertrauen und Anteilnahme auf zwischenmenschliche Ebene, die einen respektvollen Umgang mit Sexualität fördern und jungen Menschen Unsicherheiten in diesem Bereich nehmen können. Wer kann diese Basis für junge Menschen schaffen, wenn nicht ihr? 

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.