Selbsttest: 7 Tage ohne warmes Wasser

Kaltes Wasser kommt von oben aus dem Duschkopf
Eiskalt duschen: Am Anfang ist es einfach nur unangenehm, doch es bringt viele Vorteile mit sich.
Hagen Brandt, funky-Jugendreporter

Der beste Zeitpunkt für einen Selbsttest: Es ist Winter und draußen herrschen Minusgrade. Den Schock, den der plötzliche Wechsel vom milden Herbst zum knackigen Winter auslöste, hat kaum eine Pflanze auf meinem Balkon überlebt. Zudem kriecht die Kälte so langsam in die Wohnung und die Schublade mit den dicken Socken wird täglich geöffnet.

Es ist auch die Zeit, in der das „Energiesparen“ zum bestimmenden politischen Thema geworden ist – nicht nur wegen des Klimawandels, sondern vielmehr durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und seine weltweiten Folgen. In täglichen Gesprächen und in öffentlichen Diskursen hörte man folgende Fragen immer wieder: Wie und wann sollten wir überhaupt heizen? Hinzu kommen Winterdepression und die starke Zunahme von Atemwegserkrankungen, etwa durch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Und dann wären da noch Corona und Influenza, die uns durch die kalte Jahreszeit begleiten.

Das waren nur einige Themen, die mir durch den Kopf schossen, als ich mich entschied, eine Woche lang kalt zu duschen. Neben gesundheitlichen Aspekten und der Frage des Nutzens dachte ich auch darüber nach, wie ich den Selbsttest am besten angehen könnte und entschied mich gegen eine tiefgehende Recherche, um möglichst objektiv und offen für die sinnliche Erfahrung zu bleiben.

Ich habe geschrien, während ich unter der Dusche stand.

Hagen Brandt

Egal, ob ich daheim oder auf der Arbeit war, für mich kam nur eiskaltes Wasser aus dem Hahn. Dabei gab es keine Ausnahmen. Mir blieben einzig die warmen Gedanken vom Ende des Selbsttestes. Mit jedem Tag, der mit einer kalten Dusche begann, freute ich mich mehr auf das Wochenende. Ich entdeckte aber auch schnell die „schönen“ Momente: So schrie, trampelte und tanzte ich unter der Dusche und lernte die kurzen Momente des Einseifens lieben. Ich stellte jedoch auch fest, wie viel schneller ich aus der Dusche, in der Kleidung und am Arbeitsplatz war. Mitte der Woche kam ich auf unter drei Minuten. Eiskaltes Duschen hat im Vergleich zur warmen Dusche also eine gewisse Effizienz in Hinblick auf das Zeitmanagement. Das ist ein unschlagbarer Pluspunkt, insbesondere wenn man wie ich lange und gerne duscht. Außerdem verbrauchte ich weniger Wasser, was das Kaltduschen auch wasser- und energiesparender machte. Hinzu kommt mein täglicher Koffeinbedarf. Dieser sank stetig und lag am Ende des Selbsttests bei null. Anscheinend hilft der Kälteschock nicht nur gegen träumerische Gedanken und die Müdigkeit.

Ein klarer Nachteil war jedoch, dass ich während der ersten zwei Tage am Schreibtisch nachgezittert habe und leicht zu husten begann, auch meine kalten Hände erschwerten mir meinen Job – das Schreiben. Nach der Eingewöhnung verschwanden diese kleinen Wehwehchen aber wieder und ich fühlte mich wacher und leistungsstärker. Die Rede vom klaren Kopf kam mir in den Sinn und auch, dass dem Eis- oder Winterbaden eine durch den Kältereiz herbeigeführte Stärkung des Immunsystems nachgesagt wird. Dieser Vergleich hinkt natürlich etwas, kommt doch kein Wasser mit Minusgraden aus unseren Leitungen – für den Kopf aber war es eine nette Durchhalteparole.

Fazit des Selbsttests: Ich dusche jetzt öfter kalt und setze es auch gezielt ein, wenn ich mal schwer aus dem Bett komme oder am Tag viele Termine habe. Dennoch ist es weiterhin eine Überwindung geblieben, den Wasserhahn nach ganz rechts zu drehen und das Durchhaltevermögen aufzubringen. Probiert es doch einmal selbst aus – und nicht nur im Sommer, denn dann ist es keine Challenge mehr, sondern Abkühlung.

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