Meinung

faircheckt: Klimaschutz – Wer trägt die Verantwortung?

Schild mit einer gezeichneten Erde, die wie eine Bombe droht zu explodieren.
Unternehmen, Politik oder Privatpersonen - Wer trägt die Verantwortung, dass sich die Erde nicht noch weiter erhitzt?

Fragst du dich manchmal auch, wie du so leben kannst, dass die Erde auch für die nächste Generation noch bewohnbar ist?  In ihrer Kolumne „faircheckt“ beschäftigt sich Sonja alle vier Wochen mit Themen aus dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Heute fragt sie sich, wer eigentlich die Verantwortung dafür trägt, dass sich unser Planet nicht um mehr als 1,5 Grad Celsius beziehungsweise 2 Grad Celsius erhitzt.

Sonja Walke, funky-Jugendreporterin
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Ob nun verschmutzte Flüsse, Kinderarbeit beim Abbau von Kobalt oder Erderhitzung durch den Ausstoß von Treibhausgasen – wo sich Umweltkatastrophen und Menschenrechtsverletzungen abspielen, neigen Menschen dazu, einen Verantwortlichen zu suchen. Oft können Unternehmen direkt oder indirekt in Zusammenhang mit sozialen oder ökologischen Problemen gebracht werden. Doch ginge es nach dem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman, so müssten Unternehmen nur einer einzigen Verantwortung nachkommen, und zwar: Ihren Gewinn zu steigern.

„Kann man von Großkonzernen gar nicht erwarten, dass sie sich moralisch verhalten?“

Friedman argumentierte in seinem berühmten Aufsatz, der vor mehr als 50 Jahren erschien, dass nur Menschen Verantwortung tragen können, während Unternehmen nicht als Verantwortliche für ein Problem herangezogen werden könnten. Kann man von Großkonzernen also gar nicht erwarten, dass sie sich moralisch verhalten? Doch, meint Christian Neuhäuser, Professor für Philosophie und Autor, der sich in seiner Arbeit und seinen Büchern mit dem Thema befasst.

Trotzdem beeinflussen die Idee der ausschließlich individuellen Verantwortung und die Annahme, dass Gier im Grunde für alle gut ist, bis heute das Denken in der Wirtschaftswelt. Doch langfristig ist es auch für Unternehmen weder gut noch sinnvoll, menschliche oder natürliche Ressourcen auszubeuten, denn auf einem toten Planeten kann es keine Profite mehr geben.

Nichtsdestotrotz muss jede und jeder über die eigene Verantwortung nachdenken. Ein Beispiel: Der Energieversorgungskonzern RWE produziert Energie, weil es dafür eine Nachfrage gibt – mit der sich Profite erwirtschaften lassen. Diese Nachfrage kommt nicht nur von anderen Unternehmen, sondern auch von den Privathaushalten. Wie viel Strom oder Gas jeder einzelne Haushalt verbraucht, hat durchaus einen Effekt auf das Klima – ebenso wie alle anderen Konsumentscheidungen, die getroffen werden.

Für die Großkonzerne ist es bequemer, wenn Kunden und Kundinnen ihre eigenen Entscheidungen hinterfragen, statt die der CEOs.

Natürlich wäge ich deshalb meine Kaufentscheidungen sorgfältig ab – doch inzwischen stellt selbst die Wahl eines Badreinigers ein Problem für mich dar. Ich suche in den Drogerieregalen dann nach einem Produkt, das bezahlbar ist, vergleiche Inhaltsstoffe und Verpackungen und lese Produkt-Reviews auf Instagram, um schließlich zu kapitulieren und denselben Reiniger wie immer zu kaufen. Denn womit ich mein Waschbecken putze, sagt weniger über meine politische Einstellung aus als über mein Budget.

Mal ehrlich: Wenn selbst so banale Dinge wie der Kauf eines WC-Reinigers auf einmal mehrere Stunden in Anspruch nehmen, woher sollen Menschen dann die Zeit nehmen, kritisch zu beobachten, welche Rahmenbedingungen die Politik vorgibt (oder eben auch nicht) und ob sich Unternehmen daran halten? Manche sehen darin sogar ein Ablenkungsmanöver von Großkonzernen – denn für die ist es bequemer, wenn Kunden und Kundinnen ihre eigenen Entscheidungen hinterfragen, statt die der CEOs.

Also: Nein, auch ich als Konsumentin bin nicht allein für den Klimaschutz verantwortlich. Die Wahrheit liegt – wie so oft – vermutlich irgendwo dazwischen. Und liegt es nicht auf der Hand, dass die Klimaziele am schnellsten erreicht werden können, wenn alle – Unternehmen, Politik und Privatpersonen – an einem Strang ziehen?

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.