Meinung

Was an Silvester nervt – ein kritischer Kommentar

Eine große Menge ausgebrannter Silvester-Böller liegt auf einer Straße, im Hintergrund sind Autos und Geschäfte zu sehen.
Besonders die Unmengen an Silvester-Feuerwerk führen jedes Jahr zu polarisierten Debatten.
Maximilian Wittkop, funky-Jugendreporter

Feiertage haben ihre Traditionen: An Weihnachten beispielsweise der Weihnachtsbaum und an Ostern das Suchen von Ostereiern. An Silvester hingegen sollen die bösen Geister vertrieben werden, sodass ein neues Jahr positiv beginnen kann. Im Unterschied zu anderen Feiertagen ist Silvestern allerdings höchst polarisierend. Für viele gehört das Feuerwerk einfach dazu und für Andere ist die Lärmbelästigung spätestens ab dem 28. Dezember nervig. 2022 haben die Deutschen insgesamt 180 Millionen Euro für Knaller, Raketen und Böller ausgegeben. Nach der Covid-Pandemie hat der Verkauf einen neuen Höchststand zu verzeichnen. Die Feuerwerksbranche generiert 90 Prozent ihres Jahresumsatzes an den drei Werktagen vor Silvester.

Viele Menschen nehmen bei lauter bunten Knallern am Himmel und schönen Bildern von der Silvestershow mit Florian Silbereisen die Schattenseiten des Festes gar nicht wahr. Circa 6,4 Prozent der Arbeitnehmenden können den Jahreswechsel allein jobbedingt nicht genießen, beispielsweise durch die Arbeit in der Gastronomie oder im Gesundheitswesen.

Bei einem Event, wo Alkohol und Pyrotechnik zugleich im Spiel sind, kommt es selbstverständlich auch häufig zu Unfällen. Das führt dazu, dass vor allem die Notaufnahmen überlastet sind. Typische Verletzungen treten vor allem an den Händen und im Gesicht auf, jedoch sind auch Knalltraumata keine Seltenheit. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft belegte diese Feststellung mit der ICD W49.9, die Verletzungen mit Feuerwerk aufführt. Im Durchschnitt wurden im Jahr 2022 26 Menschen pro Tag wegen derartiger Verletzungen stationär aufgenommen. Die Zahl schnellte allerdings am Neujahrstag auf 117 Fälle hoch. Dabei sind rund 78,5 Prozent männlich. Es ist demnach nicht nur ein Problem aus der Kombination von Alkohol und Feuerwerk, sondern mutmaßlich auch aus Mutproben und Straßenkämpfen – hauptsächlich zwischen Männern. Da stellt sich die Frage, warum bei einem Feiertag, an dem die Menschen eigentlich nur gemeinsam ins neue Jahr starten wollen, bei einigen die Tassen im Schrank so rapide weniger werden.

Nicht nur für die Menschen kann Silvester eine Last werden, auch für Tiere ist das Fest weniger positiv. Viele von ihnen werden in ihrem normalen Verhalten gestört. Wildtiere werden aufgeschreckt, Vögel können die Orientierung verlieren und sich ebenfalls schwer verletzen oder sogar sterben. Zudem entlaufen pro Jahr an Silvester circa 1100 Hunde und Katzen. An einem durchschnittlichen Tag in Deutschland sind es ungefähr 330.

Für die Umwelt ist Silvester ebenfalls eine außerodentliche Belastung. Das Umweltbundesamt zeigt auf, dass die Feinstaubbelastung vielerorts zu keinem Zeitpunkt so hoch ist wie in der Silvesternacht. Beim Abbrennen von Feuerwerk entstehen pro Jahr rund 200 bis 400 Tonnen Feinstaub – rund ein bis zwei Prozent der jährlichen Gesamtemission. Durch Niederschlag gelangt der Feinstaub auch in Gewässer und Böden. Hinzu kommen etwa 200 Tonnen Verpackungsmüll jährlich.

Viele kennen am Neujahrstag die Bilder der eigenen Stadt: Das erinnert ohne viel Fantasie an ein Schlachtfeld. Insgesamt ist Silvester für viele Menschen und Tiere in Deutschland ein negativ behaftetes Fest. Besonders im Gesundheitswesen und in vielen anderen Bereichen ist der Start ins das neue Jahr kein Fest mit bunten Knallern und ausgelassener Stimmung.

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