Sonnenaufgang auf der Alm statt U-Bahnfahren nach einer Partynacht: Das Rurasmus-Programm 

Rurasmus ermöglicht den Genuss eines solchen Ausblicks.
Rurasmus ermöglicht den Genuss eines solchen Ausblicks.
Larissa Menne, funky-Jugendreporterin

Viele Studierende möchten während ihres Studiums einige Wochen oder ein ganzes Semester im Ausland verbringen. Die Vorstellungen sind dabei häufig von einer Unistadt am Meer, dem Zusammenleben mit Studierenden aus verschiedenen Ländern und zahlreichen Partys und Unternehmungen geprägt. Mit dem Erasmus-Programm der Europäischen Union ist das sogar mit finanzieller Unterstützung möglich. Ebenfalls die Möglichkeit für ein Auslandsstudium, aber ein wenig anders, bietet das neue Programm Rurasmus. 

Rurasmus ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern Erasmus und dem englischen Wort „rural“, was auf Deutsch ländlich bedeutet. Denn bei Rurasmus geht es um eine Auslandserfahrung in ländlichen Regionen. Die Idee entstand als Pilotprojekt in der österreichischen Region Salzkammergut vor etwa zwei Jahren. Studierende sollten sich dort mit den Herausforderungen des ländlichen Raums befassen und dabei auch selbst aktiv werden. So schmiedeten sie beispielsweise Pläne für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, generationenübergreifende Wohnmodelle oder familienfreundliche Arbeitsmöglichkeiten. Seitdem gibt es zahlreiche ähnliche Projekte, die auf der Zusammenarbeit zwischen Betrieben und Universitäten in Österreich und Deutschland basieren. Weitere Regionen sollen aufgrund des großen Zuspruchs folgen. Die ländlichen Regionen können so ihr Potenzial entfalten und Studierende und Einheimische können voneinander profitieren. Ziel des Auslandsaufenthaltes ist es dabei immer, selbst mit anzupacken, Vorurteile zu hinterfragen und abzubauen und gemeinsam neue Ideen zu erschaffen. 

Das Hauptprogramm Erasmus bezeichnet derweil ländliche Studienorte mit dem Verweis „Erasmus rural“. Angeboten gibt es in ganz Europa – von Spanien bis Dänemark. Informationen dazu sind im Internet zu finden. Die Dauer des Aufenthaltes ist bei beiden Angeboten von der Kooperation der Universität und dem eigenen Studienfach abhängig und beträgt zwischen drei und sechs Monaten.  

Ein Auslandsaufenthalt in einer ländlichen Region ist insbesondere spannend für alle, die sich in ihrem Studium mit Architektur, Raumplanung oder Landwirtschaft beschäftigen, aber auch diejenigen, die sich vorstellen können, später einmal in einer ländlichen Region zu wohnen und zu arbeiten. 

Ob ein Auslandssemester in einer ländlichen Region  in Frage kommt, kann man mithilfe der Erfahrungsberichte anderer Studierender herausfinden.  Eindrücke gibt es zudem auf dem Instagram-Account „Rurasmus“. 

Ein Vorteil bei einem Auslandssemester in einer ländlichen Region: Die Wohn- und Lebenshaltungskosten sind günstiger als in der Stadt. Zudem ermöglicht das Landleben das tiefere Eintauchen in die Kultur des jeweiligen Landes. Ein Alleinstellungsmerkmal von Rurasmus ist das Zusammenspiel von theoretischem Input und praktischem Mitanpacken in einem Betrieb vor Ort. Viele Studierende können die Inhalte und Gelerntes aus dem Rurasmus-Semester für ihre Abschlussarbeit verwenden oder werden sogar nach dem Studium bei den Arbeitgebern beschäftigt. So entstehen eine besondere Work-Life-Balance und individuelle Zukunftsperspektiven. Für alle, denen ihr normaler Studienort schon zu trubelig ist, bietet das ruhigere Umfeld zudem mehr Möglichkeiten, sich selbst und seine spezifischen Fähigkeiten noch besser kennenzulernen. 

Für diejenigen, die das energiegeladene Studentenleben mögen, ist „Rurasmus“ jedoch wahrscheinlich nicht das Richtige. Denn es birgt auch die Gefahr, sich schnell einsam zu fühlen und das erhoffte internationale Flair zu vermissen. Zudem kann möglicherweise ein Mangel an Freizeitmöglichkeiten hinzukommen. 

Wer sich nicht sicher ist, welcher Auslandsaufenthalt zu einem passt, kann es durch kürzere Aufenthalte in den Semesterferien herausfinden.  

Am wichtigsten ist es am Ende doch, das Auslandssemester zu einem individuellen Erlebnis zu machen. Unvergessliche Erinnerungen und neue Erfahrungen sind garantiert, unabhängig davon, ob das Zuhause auf Zeit in einer Stadt mit einer Million Einwohnern oder auf einem abgelegenen Hof mit zwei Mitbewohnern ist. 

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.