Meinung

Mit den Eltern feiern – kann das gutgehen?

Feiernde Menschen
Könnt ihr euch vorstellen, mit euren Eltern feiern zu gehen?
Sophie Ostermann, funky-Jugendreporterin

Am Wochenende mit Freund:innen feiern gehen, den Stress hinter sich lassen, unbeschwert für ein paar Stunden einfach nur die Zeit zusammen genießen. Funktioniert das auch, wenn man seine Eltern mit in den Club nimmt? Spoiler: Ja!

Oft bekomme ich schräge Blicke oder Sätze, wie „Das könnte ich ja nicht“ zu hören, wenn ich erzähle, dass ich mit meinen Eltern im Club war. Ich sollte dazu sagen, dass ich gewöhnlich Techno-Clubs besuche. Die Menschen sind dort meistens offener und es sind verschiedene Altersgruppen vertreten.

Meinen Musikgeschmack habe ich meiner Mutter zu verdanken, durch sie bin ich früh mit elektronischer Musik in Berührung gekommen. Da ich auf dem Dorf aufgewachsen bin, gab es leider nur wenig Möglichkeiten, zu Techno feiern zu gehen. Stattdessen war das Schützenfest das Highlight des Jahres. Generationsübergreifend wurde auch hier zusammen gefeiert und getrunken, nur konnte mich das Fest nie so richtig überzeugen. Einen Club, der Techno spielt, gab es nicht. Erst recht nicht zu der Zeit, als meine Eltern noch jünger waren. Trotzdem war es immer ein Traum meiner Mutter, zu Techno feiern zu gehen. Warum sollte ich ihr diesen Wunsch nicht erfüllen? Dass mein Vater dann auch mitwollte, hat mich dann doch überrascht. Er hört eigentlich ganz andere Musik und konnte bisher mit Techno nicht viel anfangen. Aber auch ihn nahm ich gerne mit.

Und so ging es dann eines Freitagabends in Berlin los. Wir waren recht früh am Club. Ich hatte für uns entschieden, in den Lokschuppen zu gehen. An dem Abend sollte Techno und Trance gespielt werden. Genres von dem ich hoffte, dass sie meinen Eltern gefielen. „Ihr wisst, worauf ihr euch einlasst?“, war die erste Frage des Türstehers, als er unser Dreiergespann sah. „Sehen wir so aus?“, gab mein Vater lachend zurück. Reingekommen sind wir zum Glück trotzdem.

Techno Clubs sind meistens düster und etwas heruntergekommen. Grelle Lichter und viel Nebel erschweren die Sicht, auch auf das Rauchenverbotsschild wird nicht geachtet. „Und dafür haben wir 20 Euro bezahlt!“ Meinen Vater schien es also noch nicht zu überzeugen. Da wir recht früh da waren, haben wir gleich die Tanzfläche miteröffnet.

Meine Eltern waren glücklich, in Berlin mit mir feiern zu können und ich war glücklich, meinen Eltern zeigen zu können, was ich am Wochenende am liebsten mache. Ich tanzte die ganze Nacht, ebenso wie meine Mutter. Mein Vater schien sich noch nicht richtig entscheiden zu können, wie man zu der Musik tanzen sollte, so ganz ohne Text zum Mitgrölen. Zwischendurch musste natürlich auch Pause gemacht werden, damit meine Eltern sich erholen konnten. Das größte Problem für meine Mutter waren dabei die Toiletten. Clubtoiletten sind nun mal einfach nicht das Gelbe vom Ei. Meine Mutter davon zu überzeugen, dass sie trotzdem nutzbar waren, war gar nicht mal so einfach. Die Musik und die Stimmung waren dann letzten Endes aber so gut, dass wir bis vier Uhr geblieben sind. Danach waren wir alle ziemlich geschafft, aber glücklich. Trotzdem antwortete mein Vater auf die Frage, ob er nochmal mitkommen würde: „Einmal reicht erstmal!“ Schade, aber immerhin hat er dem Ganzen eine Chance gegeben. Meine Mutter hingegen wäre sofort wieder mit dabei.

Ich habe nie so ganz verstanden, warum ich nicht mit meinen Eltern feiern gehen oder mich gar für sie schämen sollte. Im Endeffekt sind wir alle Menschen, die Spaß an der Musik haben und einfach eine gute Zeit haben wollen. Vor allem wird die Zeit, die junge Erwachsene mit ihren Eltern verbringen, immer weniger. Gerade deswegen ist es doch schön, diese Zeit gemeinsam mit etwas zu verbringen, was verbindet und Spaß macht. Falls deine Eltern dich also mal fragen, ob sie am Wochenende mitkommen können, dann sag doch einfach mal ja und schau was passiert. Vielleicht wird es besser als gedacht!

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.