Meinung

#Hotgirlsummer – zwischen Tik-Tok Trend und gefährlichem Selbstoptimierungsdruck

Zwei Frauen sitzen am Pool
Hot Girl Summer: Wieso den Tik-Tok Trend viele falsch verstehen.
Greta Papenbrock, funky-Jugendreporterin

Der ,,Hot Girl Summer“ ist wieder am Start – und das heißer und spaßiger denn je. Jede von uns Frauen muss in diesem Sommer einfach eine gute Zeit haben. Komme, was wolle. Oder etwa nicht? 

Schon seit Jahren sprechen junge Frauen auf TikTok und Instagram vom sogenannten ,,Hot Girl Summer“. Darunter fallen ästhetische Videos am Strand und Bilder von normschönen Körpern im Bikini. Schwitzende Frauen in Fitnessstudios oder gesunde Mahlzeiten für den ,,healthy lifestyle“ schmücken meine Timeline. Wofür? Natürlich für den „Hot girl summer“.

Um partizipieren zu können und ein „hot girl“ zu werden, muss man eben ordentlich was tun – das suggerieren zumindest die Videos, die unter diesem Hashtag veröffentlicht werden.

Achtet daher unbedingt auf eure Figur, kauft euch geile Klamotten, pflegt eure Haut mit teuren Produkten und seid selbstbewusst – dann laufen euch bestimmt auch viele Typen hinterher. Und dann bucht euch am besten noch einen Urlaub und lasst einfach mal die Seele baumeln. Und am Abend wird dann nochmal ordentlich geflirted. 

Aber was, wenn mein Körper gar nicht so perfekt ist wie in den Videos? Außerdem will ich eigentlich nicht ständig an irgendwelche Äußerlichkeiten denken müssen, sondern einfach mal nur herumliegen und ein Stück Pizza essen. Ich will nicht auf eine karibische Insel fliegen, sondern in meinem Heimatdorf bleiben und meinen Sommer ganz in Ruhe mit den immer gleichen drei Freundinnen am See verbringen.  Tja, dann keine Chance, dann gibt es eben keinen „Hot girl summer“ für mich. 

Hört sich das für dich nicht auch irgendwie problematisch an? Verursacht der Anspruch, einen eben solchen Sommer zu haben, wie die sozialen Medien es propagieren, bei uns Frauen nicht einen viel zu großen Perfektionsdruck

Und tatsächlich: In den Videos stellen junge Frauen sogar Regeln dafür auf, wie der „Hot Girl Summer“ am besten erreicht werden kann. Selbstoptimierung ist das Stichwort – und da fängt das ganze Missverständnis eigentlich schon an. 

Ursprünglich ging .es im „Hot Girl Summer“ darum, dass Frauen selbstbewusst und selbstbestimmt durchs Leben gehen, egal, was sie machen, egal, wie sie aussehen, egal, wie sie sich gerade fühlen. Dafür braucht man kein „Glow Up“ und keine Regeln – und schon gar keine Vorbereitungen. Es ist egal ob du dich rasierst. Es ist egal, ob du Cellulite auf den Beinen hast  – Frauen können alles sein, was sie wollen. Keine Frau sollte sich darum kümmern, was irgendjemand von ihr denkt – und vor allem nicht die Männer. Meilenweil entfernt von perfekten Körpern am Strand und Essensroutinen!

Ein weiter Kritikpunkt: Es wird in diesem Zusammenhang ebenfalls davon gesprochen, die Depressionen beiseitezuschieben, um den Sommer auch wirklich genießen zu können. Das ist in vielerlei Hinsicht problematisch. Man kann nicht immer so tun, als wäre alles perfekt. Das ist schlicht und ergreifend – wie natürlich vieles in den sozialen Medien – nicht authentisch. 

Insbesondere junge Mädchen, die viel Zeit mit den sozialen Medien verbringen, können dieses toxische Verhaltensmuster noch nicht so gut reflektieren. Auch Frauen, die sich generell unsicher fühlen, werden von diesem Trend negativ beeinflusst. Schnell kommt die Frage auf: Warum sieht mein Leben nicht so aus? Liegt es daran, dasss ich nicht den perfekten Beachbody habe – und wo sind meine 100 Freund:innen, mit denen ich Party am Strand machen kann?

Also, ihr Frauen da draußen: Fallt auf den Hashtag #hotgirlsummer bloß nicht rein. Der Sinn eines spaßigen Sommers ist es, sich unbeschwert wohlzufühlen. Und das ohne entsprechenden Selbstoptimierungswahn. Genießt euren Sommer, so wie ihr es wollt, und wenn nicht, ist das auch okay. Bewertet eine Jahreszeit nicht über. Eure Zeit wird kommen, auch ohne Hashtag und Regeln. 

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.