Meinung

Mit generationsübergreifenden Schönheitsidealen aufräumen

Ein Mädchen begutachtet sich im Spiegel.
Wenn Awa in den Spiegel sah, konnte sie nichts positives an sich entdecken.

Schönheitsideale erweisen sich als hartnäckig. Dabei müssen sie unter anderem generationsübergreifend reflektiert werden. Welchen Einfluss haben Gesellschaft und die eigenen Eltern auf die persönliche Körperwahrnehmung? Ein Kommentar.

Hannah Kämpfer, funky-Jugendreporterin

Mit Blick in die Vergangenheit lässt sich schnell erkennen, dass sich die Schönheitsideale hinsichtlich des menschlichen Körpers gewandelt haben. In Zeiten der Renaissance waren in Europa eine kurvige Figur und eine blasse Haut ein Zeichen von Reichtum und Adel. Auch nach den von Hunger geprägten Kriegsjahren Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts galt in den 1950er-Jahren ein kurviger Körper als schön. Nicht zuletzt prägte das „Kurvenwunder“ Marylin Monroe dieses Schönheitsideal, das ohne Zweifel nur den Frauenkörper betraf.

Hannah Kämpfer
Hannah Kämpfer

Das Schlankheitsideal hingegen exisitiert in der Form, wie es heute bekannt ist, erst seit den 80er-Jahren. Besonders die 2000er vermittelten schlanke „Modelmaße“ als besonders erstrebenswert. Erst seit Beginn dieses Jahrhunderts diversifiziert sich das Schönheitsideal zunehmend. Das Thema „Body Positivity“ wird seit einigen Jahren in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Die Idee dahinter: Das Bild von der „einen“ einzigen perfekten Körperstatur und -form zu bekämpfen. Dabei soll – der Realität entsprechend – vor allem die Vielfalt an Körpertypen mehr Sichtbarkeit erhalten. 

Doch auch wenn ein solcher Trend zu beobachten ist, erweisen sich die gesellschaftlichen Schönheitsideale leider als hartnäckig. Obwohl noch in den 2010ern der „Super-Po“ à la Kim Kardeshian sein Comeback feierte, hat die ein oder andere Kardashian sich in den vergangenen Jahren ihren „Brazilian Butt Lift“ und damit ihre markanten Kurven wieder entfernen lassen. Es wird nun wieder einem anderen körperlichen Ideal nachgeeifert: „Back to skinny“. Dass Models wie Bella Hadid wieder einmal zum Vorbild werden, ist bedenklich und macht es für viele schwer, nicht in einen Körper-Optimierungswahn zu verfallen. 

Der Druck, den Schönheitsideale aufbauen, wird dabei von einem weiteren Aspekt begleitet, der ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf das eigene Körperbild hat: den Eltern. Essensmuster der Eltern können das eigene Essverhalten prägen und sogar Essstörungen begünstigen. Ob nun Mütter, die Diäten machen, oder andere Familienangehörige, die auf Kohlenhydrate verzichten – diese Einstellungen haben direkt oder indirekt zweifellos einen Einfluss.

Häufig gerät in Vergessenheit, dass auch die eigenen Eltern einem Schönheitsideal nacheifern. Denn auch bei ihnen hat die Gesellschaft einen Einfluss auf die eigene Körperwahrnehmung. So erlebten viele Mütter von Kindern, die in den 2000er Jahren geboren wurden, die „Kate-Moss-Ära“. Das Model ist neben anderen Vorfällen und Vorwürfen besonders für einen Satz berühmt geworden: „Nothing tastes as good as skinny feels!“, auf deutsch: „Nichts schmeckt so gut, wie sich dünn sein anfühlt.“ Zurecht wird Kate Moss bis heute für diese Aussage stark kritisiert. Mittlerweile distanziert sie sich von diesem Zitat. 

Alles in allem sind auch Eltern Menschen mit Problemen und Unsicherheiten und auch sie haben mit gesellschaftlichem Druck zu kämpfen. Um den Zyklus des Nacheiferns nach ungesunden Schönheitsideale zu brechen, muss vor allem ein generationsübergreifendes Umdenken erfolgen. Wenn die Elterngeneration fragwürdige Schönheitsideale reflektiert und aufarbeitet, hilft das auch der nachfolgenden Generation. Letztendlich bedeutet ein Leben mit weniger Zwang und mehr Freiheit, dass wir unseren Körper akzeptieren, wie er ist, und weniger Gedanken an Optimierungsmöglichkeiten verschwenden.

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