Besserwisserwissen: Kryonik – das Einfrieren von Organismen

Viele gefrorene Stücke und Eiskristalle.
Einfrieren kann man nicht nur Lebensmittel, sondern auch ganze menschliche Körper. Dabei handelt es sich nicht um eine Science-Fiction-Erfindung.
Hannah Kämpfer, funky-Jugendreporterin

Es gibt eine neue Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben. Diesmal geht es um eine Methode, mit der man menschliche Körper einfriert, um sie in ferner Zukunft wieder aufzutauen. Hast du schon mal von der Kryonik gehört?

Allen Star-Wars-Fans wird es wie ein alter Hut vorkommen: In „Das Imperium schlägt zurück“ wird die Figur des Han-Solo im fiktiven Material Karbonit eingefroren und im darauffolgenden Teil wieder aufgetaut. Auch in anderen Science-Fiction-Erzählungen wird das Einfrieren von menschlichen Körpern thematisiert. Und bei dieser Methode handelt es sich keineswegs um eine Erfindung. Die sogenannte „Kryonik“ gibt es tatsächlich und sie wird hauptsächlich in den USA und Russland angeboten.

Derzeit befinden sich 300 Menschen in den USA im kryonischen Zustand. Bei Beginn des Einfrierens müssen sie klinisch tot sein. Den Patient*innen wird vor dem Einfrieren das gesamte Blut abgepumpt, stattdessen wird dieses durch ein bestimmtes Frostschutzmittel ersetzt. Dann werden die Körper auf -196 Grad Celsius heruntergekühlt. Da der Mensch zu einem Großteil aus Wasser besteht, ist das Problem die Entstehung von Eiskristallen – sowohl beim Einfrieren, als auch beim Auftauen. Das Frostschutzmittel soll das verhindern. Der Körper wird kopfüber in speziellen Containern („Kryostat“) in einen Tank gehängt und in flüssigem Stickstoff gelagert, um den Verfall der Zellen zu verhindern. Alle zwei Wochen wird neuer Flüssigststoff nachgefüllt.

Der Wunsch nach Unsterblichkeit tauchte das erste Mal im Jahr 1967 auf. Der US-Amerikaner James Bedford war der erste Mensch, der sich in der Hoffnung einfrieren ließ, man könne beim Auftauen seinen Krebs heilen. Ähnliches erhoffen sich viele der Kryonist*innen – so nennen sich die Verteter*innen des Einfrierens. Die meisten von ihnen sind unheilbar krank und erhoffen sich von der Kryonik eine Möglichkeit, in der Zukunft ein gesundes Leben zu führen. Wieder andere würden gerne wissen, wie das Leben in 500 Jahren aussehen wird und welche Techniken die Menschheit bis dahin erfunden hat.

Und was kostet der Traum vom „ewigen Leben“? Während in den USA das Einfrieren des gesamten Körpers 150.000 Dollar kostet, sind es in Russland nur schlappe 50.000. Noch günstiger ist es, lediglich den Kopf einfrieren zu lassen, das ist schon für 7.000 Dollar möglich. Um sich erfolgreich einfrieren zu lassen, muss bei einer der Anbieterfirmen eine Mitgliedschaft abgeschlossen werden, die monatliche Kosten mit sich bringt. Kryonist*innen tragen eine Plakette mit der Telefonnummer der jeweiligen Firma am Körper, damit bei Eintreten des Todes direkt mit der Kyronisierung begonnen werden kann. In Deutschland ist dieser Prozess derzeit nicht möglich.

In der Medizin wird Kryonik für das Einfrieren von Keimzellen verwendet. Seit 2021 übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Menschen mit einer bevorstehenden Chemotherapie, da diese unfruchtbar machen kann. Spermazellen werden langsam eingefroren („Slow Freeze“), wohingegen Eizellen aufgrund ihrer komplexen Zellstrukturen schockgefroren werden, auch Vitrifikation genannt. Dadurch verringert man die Entstehung von Eiskristallen. Bei Organen ist das Einfrieren schwerer, denn sie bestehen aus unterschiedlichen Zellen mit jeweils anderen Gefriereigenschaften. Besonders in der Organ-Spende wäre das erfolgreiche Einfrieren ein Durchbruch, da Organe über einen längeren Zeitraum funktionsfähig wären. Bisher müssen sie innerhalb kürzester Zeit transplantiert werden.

Erfolgreich war eine ähnliche Methode im Jahr 2019 im US-Bundesstaat Maryland. Ein schwerverletzter Patient erlitt einen Herzstillstand, bei dem das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet wird und es bereits nach fünf Minuten zu schwerwiegenden Schäden kommt. Ärzte ersetzten sein Blut durch eiskalte Salzlösung und versetzten ihn somit in eine zweistündige Kältestarre. In diesem Zustand können das Herz und Gehirn länger vollständig überleben und die Ärzte gewannen somit kostbare OP-Zeit. Tatsächlich konnten sie den Patienten wieder aufwärmen und zum Leben erwecken. Diese Methode wird auch EPR (Emergency Preservation and Resuscitation) genannt, bzw. „Notfallkonservierung und Wiederbelebung“ auf Deutsch.

Wie wird das Leben in 500 Jahren sein? Ob die eingefrorenen Menschen das erleben werden oder nicht, ist ungewiss. Aber eins ist sicher: Die Unsterblichkeit wird wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen.

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