Celina Thümen, funky-Jugendreporterin
Es gibt eine neue Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben. Was steckt hinter dem Differenzfeminismus und warum ist er so umstritten?
Der Begriff „Differenzfeminismus“ bezeichnet eine feministische Strömung, die davon ausgeht, dass es fundamentale Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Diese Differenzen werden nicht als problematisch verstanden, sondern als wertvolle Grundlage einer eigenen weiblichen Identität aufgefasst. Frauen werden dabei bestimmte „natürliche“ Eigenschaften – wie Empathie, Fürsorge oder Intuition – zugeschrieben, die im Vergleich zu vermeintlich männlichen Tugenden nicht abgewertet, sondern als eigene Stärken verstanden werden.
In den 1970er- und 1980er-Jahren führte der Differenzfeminismus dazu, dass Frauen sich zunehmend eigene Räume schufen: Es entstanden Frauencafés oder selbstverwaltete Netzwerke, in denen sich Frauen untereinander austauschen und jenseits von männlich dominierten Strukturen entwickeln konnten. Dahinter stand die Idee, dass Frauen geschützte Räume – frei von männlichen Normen – benötigen, um ihr volles Potential zu entfalten. Es waren auch die Differenzfeministinnen, die männliche Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen öffentlich stärker sichtbar machten.
Gleichheit oder Differenz?
Innerhalb der feministischen Theorie wird der Differenzfeminismus meist dem Gleichheitsfeminismus gegenübergestellt. Beide Strömungen kämpfen gegen die Unterdrückung von Frauen, unterscheiden sich aber grundlegend im jeweiligen Ansatz. Während der Gleichheitsfeminismus fixe Rollenzuschreibungen strikt ablehnt und Unterschiede zwischen den Geschlechtern als sozial konstruiert betrachtet, möchte der Differenzfeminismus verhindern, dass sich Frauen in männliche geprägte Systeme integrieren müssen. Er kritisiert, dass die Gleichstellungspolitik Frauen dazu zwingt, sich an männlichen Normen zu orientieren, obwohl ihre Lebenswelt etwa durch Sorgearbeit oft eine gänzlich andere ist.
Alte Stereotype oder tatsächliche Emanzipation?
Der Differenzfeminismus erhielt insbesondere in Italien und Frankreich viel Aufmerksamkeit, weil er spezifisch weibliche Erfahrungen sichtbar machte. Gleichzeitig steht er seit jeher unter Verdacht, die alten Rollenklischees eher zu stabilisieren als aufzubrechen. Wenn Fürsorge und Empathie „typisch weiblich“ sind, bleibt Rationalität oder Zielstrebigkeit „typisch männlich“. Ein weiterer Vorwurf: Die Strömung ist anschlussfähig für konservative und rechte Kreise, in denen Frauen meist primär in einer Mutterrolle gesehen werden.
„Feminine Energie“ auf TikTok
Dass die Debatte auch heute nicht abgeschlossen ist, zeigen aktuelle Trends. Auf TikTok oder Instagram kursieren Schlagworte wie „feminine Energie“ oder „divine feminine“. Demnach sollen Frauen erfüllter leben, wenn sie ihre „weibliche Energie“ durchs Kochen, Styling oder mithilfe kreativer Hobbys entfalten. Diese Vorstellungen knüpfen offenbar an genau jene Ideen an, für die der Differenzfeminismus schon vor Jahrzehnten kritisiert wurde.
Stärken würdigen ohne Schubladendenken
Insgesamt hat der Differenzfeminismus viele wichtige Impulse gesetzt: Er machte weibliche Erfahrungen sichtbar, die lange unbeachtet blieben, und eröffnete Räume, in denen Frauen sich gegenseitig stärken konnten. Doch sobald Weiblichkeit auf bestimmte Eigenschaften festgeschrieben wird, droht aus Emanzipation erneut Begrenzung zu werden. Genau hier liegt bis heute die Herausforderung: Weibliche Lebensrealitäten ernstnehmen, ohne Frauen in Schubladen zu stecken, die sie kleinhalten.
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In den 1970er- und 1980er-Jahren führte der Differenzfeminismus dazu, dass Frauen sich zunehmend eigene Räume schufen: Es entstanden Frauencafés oder selbstverwaltete Netzwerke, in denen sich Frauen untereinander austauschen und jenseits von männlich dominierten Strukturen entwickeln konnten. Dahinter stand die Idee, dass Frauen geschützte Räume – frei von männlichen Normen – benötigen, um ihr volles Potential zu entfalten. Es waren auch die Differenzfeministinnen, die männliche Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen öffentlich stärker sichtbar machten.
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Innerhalb der feministischen Theorie wird der Differenzfeminismus meist dem Gleichheitsfeminismus gegenübergestellt. Beide Strömungen kämpfen gegen die Unterdrückung von Frauen, unterscheiden sich aber grundlegend im jeweiligen Ansatz. Während der Gleichheitsfeminismus fixe Rollenzuschreibungen strikt ablehnt und Unterschiede zwischen den Geschlechtern als sozial konstruiert betrachtet, möchte der Differenzfeminismus verhindern, dass sich Frauen in männliche geprägte Systeme integrieren müssen. Er kritisiert, dass die Gleichstellungspolitik Frauen dazu zwingt, sich an männlichen Normen zu orientieren, obwohl ihre Lebenswelt etwa durch Sorgearbeit oft eine gänzlich andere ist.
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Stärken würdigen ohne Schubladendenken
Insgesamt hat der Differenzfeminismus viele wichtige Impulse gesetzt: Er machte weibliche Erfahrungen sichtbar, die lange unbeachtet blieben, und eröffnete Räume, in denen Frauen sich gegenseitig stärken konnten. Doch sobald Weiblichkeit auf bestimmte Eigenschaften festgeschrieben wird, droht aus Emanzipation erneut Begrenzung zu werden. Genau hier liegt bis heute die Herausforderung: Weibliche Lebensrealitäten ernstnehmen, ohne Frauen in Schubladen zu stecken, die sie kleinhalten.
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