In ihrem Podcast „Trashgold“ tauchen Zia und Nina voll und ganz in die Welt des deutschen Trash-TVs ab – und legen, wenn nötig, auch den Finger in die Wunde.
Katharina Schulz, funky-Jugendreporterin
Heiße Flirts, Drama und jede Menge nackte Haut: Social Media ist voll mit Reaktions-Formaten, Kurzvideos oder ausführlichen Analysen der aktuellen Trash-Skandale. Kurzum: Trash-TV boomt. Darum sprechen Zia und Nina immer montags in ihrem Podcast „Trashgold“ über das, was die Trash-Welt in der vergangenen Woche so bewegt hat. Im Interview verraten die beiden, wie aus einer Schnapsidee ein Herzensprojekt wurde – und zugleich eine tiefgehende Freundschaft.
Hallo Zia, hallo Nina. Warum ist Trash-TV zurzeit so beliebt bei jungen Menschen?
Zia: Ich glaube, Trash-TV hat sich mit den Jahren ziemlich gewandelt. Als es in Deutschland aufkam, gab es noch viel weniger Formate und die Teilnehmenden waren „Fernsehstars“, mit denen man sich kaum identifizieren konnte. Heute sind fast alle Kandidat:innen spätestens nach den Shows auch Social-Media-Stars. Dadurch entsteht eine ganz andere Identifikationsebene – man fühlt sich den Leuten viel verbundener.
Nina: Ich glaube auch, dass Social Media da viel bewirkt hat. Die Leute haben Bock auf Nahbarkeit; die Stars unserer Zeit finden auf Social Media statt und geben darüber private Einblicke in ihr Leben. Die Teilnehmenden sind echte Menschen mit echten – wenn auch konstruierten – Problemen. Es gibt jede Menge Drama, und das fesselt. Dazu kommt, dass die meisten Shows heutzutage hochwertig produziert und schön anzusehen sind: Wir haben es mit luxuriösen Villen, abenteuerlichen Dates und schönen Sommeroutfits zu tun. Ich glaube, auch das hat Trash-TV bei jungen Leuten der breiten Masse zugänglicher gemacht.
Nun aber zu euch: Wer sind eigentlich Zia und Nina und wie würdet ihr „Trashgold“ beschreiben?
Zia: Wir sind zwei Freundinnen, die sich über gemeinsame Freund:innen kennengelernt und angefreundet haben. Wir haben recht früh festgestellt, dass wir auch ein gemeinsames Hobby teilen: Trash-TV schauen. Genau das wollen wir bei uns im Podcast zeigen. Wir sprechen über die Trash-Formate, die wir selbst gern schauen, und gehen sie Abschnitt für Abschnitt durch. Natürlich erfährt man hin und wieder auch etwas über uns als Personen. Zum Beispiel, wenn eine von uns sich zur Feier des Tages auf einen nassen Fahrradsitz gesetzt hat und danach mit klitschnassem Po durch den Supermarkt laufen musste.
Uns war von Beginn an klar, dass wir im Podcast auch auf Dinge aufmerksam machen wollen, die uns persönlich übel aufstoßen.
Mittlerweile habt ihr über 50 Folgen hochgeladen. Wie kamt ihr damals auf die Idee, einen eigenen Podcast zu machen?
Nina: Es kam immer häufiger vor, dass wir im Dabeisein unserer Freund:innen ziemlich ausgiebig über die neuesten Trash-Skandale diskutiert haben. Mit unserer Begeisterung waren wir aber im Freundeskreis die Einzigen, zumindest auf diesem Level. Irgendwann kam dann bei unseren Freund:innen die Schnapsidee auf, einen Podcast zu machen, in dem es ausschließlich um Trash-TV geht – der Redebedarf war ja da. Das haben wir dann wohl ein bisschen zu ernst genommen. Das Schöne ist, dass durch dieses gemeinsame Projekt auch eine viel intensivere Freundschaft zwischen uns entstanden ist.
Tauscht ihr euch mit anderen Leuten überhaupt noch über Trash-TV aus oder bewahrt ihr euch allen Redebedarf für den Podcast?
Zia: Das gehen wir tatsächlich unterschiedlich an. Ich versuche, mit niemandem darüber zu reden – was aber auch ein Stück weit daran liegt, dass selbst meine Trash-Interessierten Freund:innen nicht immer so ganz hinterher kommen mit dem Folgen-Schauen. Generell ist es mir aber wichtig, mir eine eigene Meinung zu bilden, die ich dann mit Nina im Podcast besprechen kann.
Nina: Wir beide tauschen uns vorher nicht aus, es sei denn, es geht um unseren Umgang mit problematischen Aktionen, über die wir im Podcast sprechen wollen. Ich persönlich handhabe das ansonsten anders als Zia und spreche auch mit meinen Freund:innen über das, was in den Formaten passiert ist. Mir geht es dabei vor allem darum, die Einschätzung meiner „Bubble“ einzuholen, um mir daraus dann ein Gesamtbild machen zu können.
Trash-TV sorgt immer wieder wegen problematischer Inhalte für Schlagzeilen. Wie geht ihr damit um?
Nina: Uns war von Beginn an klar, dass wir im Podcast auch auf Dinge aufmerksam machen wollen, die uns persönlich übel aufstoßen. Dazu gehört zum Beispiel die misogyne Sichtweise, die in vielen Formaten dominiert, aber auch eine krasse Heteronormativität und steigende Gewaltbereitschaft. Unser Anspruch ist es, auf solche Aspekte aufmerksam zu machen.
Zia: Wir sind beide keine Expertinnen und geben unseren Hörer:innen im Endeffekt „nur“ unsere Meinung mit auf den Weg. Wir achten aber darauf, dass eine feministische Perspektive aufgezeigt wird.
Was entgegnet ihr den Leuten, die fordern, dass man die Formate wegen genau solcher Inhalte gar nicht erst schauen sollte?
Zia: Wir haben auf jeden Fall Grenzen, deren Überschreiten auch dazu führt, dass wir Formate auch boykottieren. Letztes Jahr gab es zum Beispiel ein unschönes Handgemenge im Sommerhaus der Stars, das viel diskutiert wurde. Auch wir haben daraufhin lange überlegt, ob wir das Format noch weiter besprechen wollen. Die Produktion reagierte dann aber darauf, indem sie die Kandidat:innen rauswarf und klarstellte, dass bei ihnen keinerlei Gewalt toleriert wird. Vielleicht wäre aber die Reaktion der Produktionsfirma ohne den Druck der Leute, die öffentlich darüber gesprochen und das Verhalten verurteilt haben, gar nicht erst zustande gekommen. Darum finden wir es wichtig, solche Vorfälle auch bei uns im Podcast zu thematisieren. So können wir auch selbst ein wenig Druck ausüben – im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Was würdet ihr euch für zukünftige Formate wünschen?
Nina: Was uns zurzeit noch fehlt, ist ein queeres „Are You The One“. Also ein queeres Format, in dem jede:r jede:n daten kann. Generell wünschen wir uns in den Formaten mehr Diversität und weniger Heteronormativität. Charming Boys, eine Datingshow, in der sich schwule Männer untereinander daten konnten, war in dieser Hinsicht ein guter Anfang, wurde aber leider nach der ersten Staffel abgesetzt. Auch wenn die Produktionen mittlerweile versuchen, vermehrt queere Perspektiven miteinzubringen, ist da aus unserer Sicht noch viel Luft nach oben.
Hier geht es zum Podcast.
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Hallo Zia, hallo Nina. Warum ist Trash-TV zurzeit so beliebt bei jungen Menschen?
Zia: Ich glaube, Trash-TV hat sich mit den Jahren ziemlich gewandelt. Als es in Deutschland aufkam, gab es noch viel weniger Formate und die Teilnehmenden waren „Fernsehstars“, mit denen man sich kaum identifizieren konnte. Heute sind fast alle Kandidat:innen spätestens nach den Shows auch Social-Media-Stars. Dadurch entsteht eine ganz andere Identifikationsebene – man fühlt sich den Leuten viel verbundener.
Nina: Ich glaube auch, dass Social Media da viel bewirkt hat. Die Leute haben Bock auf Nahbarkeit; die Stars unserer Zeit finden auf Social Media statt und geben darüber private Einblicke in ihr Leben. Die Teilnehmenden sind echte Menschen mit echten – wenn auch konstruierten – Problemen. Es gibt jede Menge Drama, und das fesselt. Dazu kommt, dass die meisten Shows heutzutage hochwertig produziert und schön anzusehen sind: Wir haben es mit luxuriösen Villen, abenteuerlichen Dates und schönen Sommeroutfits zu tun. Ich glaube, auch das hat Trash-TV bei jungen Leuten der breiten Masse zugänglicher gemacht.
Nun aber zu euch: Wer sind eigentlich Zia und Nina und wie würdet ihr „Trashgold“ beschreiben?
Zia: Wir sind zwei Freundinnen, die sich über gemeinsame Freund:innen kennengelernt und angefreundet haben. Wir haben recht früh festgestellt, dass wir auch ein gemeinsames Hobby teilen: Trash-TV schauen. Genau das wollen wir bei uns im Podcast zeigen. Wir sprechen über die Trash-Formate, die wir selbst gern schauen, und gehen sie Abschnitt für Abschnitt durch. Natürlich erfährt man hin und wieder auch etwas über uns als Personen. Zum Beispiel, wenn eine von uns sich zur Feier des Tages auf einen nassen Fahrradsitz gesetzt hat und danach mit klitschnassem Po durch den Supermarkt laufen musste.
Mittlerweile habt ihr über 50 Folgen hochgeladen. Wie kamt ihr damals auf die Idee, einen eigenen Podcast zu machen?
Nina: Es kam immer häufiger vor, dass wir im Dabeisein unserer Freund:innen ziemlich ausgiebig über die neuesten Trash-Skandale diskutiert haben. Mit unserer Begeisterung waren wir aber im Freundeskreis die Einzigen, zumindest auf diesem Level. Irgendwann kam dann bei unseren Freund:innen die Schnapsidee auf, einen Podcast zu machen, in dem es ausschließlich um Trash-TV geht – der Redebedarf war ja da. Das haben wir dann wohl ein bisschen zu ernst genommen. Das Schöne ist, dass durch dieses gemeinsame Projekt auch eine viel intensivere Freundschaft zwischen uns entstanden ist.
Tauscht ihr euch mit anderen Leuten überhaupt noch über Trash-TV aus oder bewahrt ihr euch allen Redebedarf für den Podcast?
Zia: Das gehen wir tatsächlich unterschiedlich an. Ich versuche, mit niemandem darüber zu reden – was aber auch ein Stück weit daran liegt, dass selbst meine Trash-Interessierten Freund:innen nicht immer so ganz hinterher kommen mit dem Folgen-Schauen. Generell ist es mir aber wichtig, mir eine eigene Meinung zu bilden, die ich dann mit Nina im Podcast besprechen kann.
Nina: Wir beide tauschen uns vorher nicht aus, es sei denn, es geht um unseren Umgang mit problematischen Aktionen, über die wir im Podcast sprechen wollen. Ich persönlich handhabe das ansonsten anders als Zia und spreche auch mit meinen Freund:innen über das, was in den Formaten passiert ist. Mir geht es dabei vor allem darum, die Einschätzung meiner „Bubble“ einzuholen, um mir daraus dann ein Gesamtbild machen zu können.
Trash-TV sorgt immer wieder wegen problematischer Inhalte für Schlagzeilen. Wie geht ihr damit um?
Nina: Uns war von Beginn an klar, dass wir im Podcast auch auf Dinge aufmerksam machen wollen, die uns persönlich übel aufstoßen. Dazu gehört zum Beispiel die misogyne Sichtweise, die in vielen Formaten dominiert, aber auch eine krasse Heteronormativität und steigende Gewaltbereitschaft. Unser Anspruch ist es, auf solche Aspekte aufmerksam zu machen.
Zia: Wir sind beide keine Expertinnen und geben unseren Hörer:innen im Endeffekt „nur“ unsere Meinung mit auf den Weg. Wir achten aber darauf, dass eine feministische Perspektive aufgezeigt wird.
Was entgegnet ihr den Leuten, die fordern, dass man die Formate wegen genau solcher Inhalte gar nicht erst schauen sollte?
Zia: Wir haben auf jeden Fall Grenzen, deren Überschreiten auch dazu führt, dass wir Formate auch boykottieren. Letztes Jahr gab es zum Beispiel ein unschönes Handgemenge im Sommerhaus der Stars, das viel diskutiert wurde. Auch wir haben daraufhin lange überlegt, ob wir das Format noch weiter besprechen wollen. Die Produktion reagierte dann aber darauf, indem sie die Kandidat:innen rauswarf und klarstellte, dass bei ihnen keinerlei Gewalt toleriert wird. Vielleicht wäre aber die Reaktion der Produktionsfirma ohne den Druck der Leute, die öffentlich darüber gesprochen und das Verhalten verurteilt haben, gar nicht erst zustande gekommen. Darum finden wir es wichtig, solche Vorfälle auch bei uns im Podcast zu thematisieren. So können wir auch selbst ein wenig Druck ausüben – im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Was würdet ihr euch für zukünftige Formate wünschen?
Nina: Was uns zurzeit noch fehlt, ist ein queeres „Are You The One“. Also ein queeres Format, in dem jede:r jede:n daten kann. Generell wünschen wir uns in den Formaten mehr Diversität und weniger Heteronormativität. Charming Boys, eine Datingshow, in der sich schwule Männer untereinander daten konnten, war in dieser Hinsicht ein guter Anfang, wurde aber leider nach der ersten Staffel abgesetzt. Auch wenn die Produktionen mittlerweile versuchen, vermehrt queere Perspektiven miteinzubringen, ist da aus unserer Sicht noch viel Luft nach oben.
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