Was tun, wenn ich Zeuge von Gewalt in der Öffentlichkeit werde?

Stellt euch vor: Ihr seht zwei Menschen, die auf zwei andere einschlagen. Was tun? Diese Frage musste sich auch unser Autor kürzlich stellen. Wir liefern euch die Antworten.

Stellen wir uns folgende Situation vor: An einem Montag läuft man während der Mittagspause zusammen mit einem Freund zum Supermarkt, um sich etwas Essbares zu suchen. Auf dem Rückweg hört man an der Kreuzung lautes Geschrei von der anderen Straßenseite. Man schaut sich suchend um und sieht, wie ein Mann und eine Frau mit einem Regenschirm auf zwei Frauen mit Kinderwagen einschlagen. Alle anderen Passanten ignorieren das Geschehen und gehen lieber schnell vorbei.

Genau diese Situation erlebte ich vor einigen Jahren, als ich noch die 8. Klasse besuchte. Mein Freund und ich waren uns sofort einig, dass wir etwas unternehmen müssten. Selbst konnten wir nicht viel ausrichten, da wir leider erst 13 und 14 Jahre alt waren. Also entschieden wir uns dazu, die Polizei anzurufen, der wir die Situation schilderten. Währenddessen verließen die Schläger bereits den Tatort, und da wir sahen, dass die Frauen nicht schwer verletzt waren, folgten wir den Tätern mit genug Abstand und unter genauen Anweisungen der Polizistin am Telefon, die bereits einen Streifenwagen losgeschickt hatte. Da wir auf der anderen Straßenseite waren, wurden wir nicht bemerkt und konnten der Polizistin so Auskunft über den Standort der Täter geben. Nach wenigen Minuten traf der Streifenwagen ein, woraufhin wir wieder zur Schule liefen. Ein paar Tage später erhielten wir beide Post von der Polizei und machten eine Zeugenaussage. Dabei fragte ich mich: War mein Handeln in der Situation richtig und wenn nicht, wie sollte man sich nach Expertenaussage verhalten?

Genau für solche Probleme und Situationen hält die Internetseite zivile-helden.de Informationen bereit. Ziel der gleichnamigen Kampagne ist es, kriminalpräventive Kommunikation im Internet sowie in der Realität präsent zu machen. Die Tipps wurden von einem Forschungsverband entwickelt und auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.

Folgende Tipps hält die Seite bereit: Wenn man Zeuge von Gewalt im öffentlichen Raum wird, sollte man zuallererst den Täter mit einer räumlichen Distanz ansprechen, um ihn einzuschüchtern. Dabei sollte man aber auf keinen Fall versuchen, selbst den Helden zu spielen und in die Situation einzugreifen, denn dabei setzt man im schlimmsten Fall die eigene Gesundheit aufs Spiel. Im weiteren Verlauf sollte man gezielt weitere Passanten ansprechen und nicht abwarten, bis jemand anderes eingreift. Zu zweit oder in einer Gruppe kann man gleichzeitig mehrere Tätigkeiten ausführen: So kann eine Person die Polizei rufen, während eine zweite sich bereits um das Opfer kümmert. Während der Täter noch am Tatort ist, sollte man versuchen, sich dessen äußerliche Merkmale einzuprägen, damit man ihn später identifizieren und der Polizei bei der Ermittlung weiterhelfen kann. Es ist wichtig, so schnell wie möglich die Polizei zu rufen. Die Fragen Wer?, Wo?, Was? und Wann? sollte man schnellstmöglich beantworten. Auch Vermutungen können hilfreich sein. Bis die Polizei und der Krankenwagen eintreffen, ist es wichtig, erste Hilfe zu leisten, denn diese kann über Leben und Tod entscheiden. Als Zeuge einer öffentlichen Gewaltsituation sollte man auch im Anschluss der Polizei zur Verfügung stehen, indem man alles erzählt, woran man sich erinnern kann.

Für Wegschauen und Weitergehen gibt es keine Ausreden. Natürlich sollte sich niemand selbst in Gefahr bringen. Aber ein Anruf bei der Polizei kann schon hilfreich genug sein, wie auch in meinem Fall. Vor allem sollte man sich dessen bewusst sein, dass man sich selbst auch Hilfe wünschen würde, falls man in eine ähnliche Situation geraten sollte.

Ich gehe in Buxtehude zur Schule, spiele seit 10 Jahren Tennis und bin großer Fan vom BVB – so viel dazu. Da ich drei Jahre in Frankreich gelebt habe, spreche ich fließend französisch, daneben außerdem englisch und spanisch. Seit Anfang 2018 schreibe ich für funky, vor allem über Sport und Politik. Ich schreibe so gerne, weil man sich mit Themen beschäftigt, die einen interessieren, und dazu seine Meinung vertreten kann.