Schwitzende und tanzende Menschen, kahl rasierte Köpfe, große Pupillen und ein breites Grinsen auf den Gesichtern. Früher war es Mainstream, heute ist es eine nieschige Subkultur. Das ist Gabber, das ist Hardcore Techno.
Es ist drei Uhr morgens und ich treffe gleich noch ein paar Freunde in der Nähe der Warschauer Straße in Berlin. Es ist kalt, wir haben Ende März und die Straßen wirken wie eingeschlafen. Wir holen uns ein Bier am Späti und machen uns auf den Weg. Wir wollen tanzen gehen, die Musik fühlen und neue Erfahrungen sammeln. Elektronische Musik ist schon lange Teil meines Lebens, gleich werde ich jedoch etwas zum ersten Mal erleben: mein erstes Gabber-Event.
Gabber kommt ursprünglich aus den Niederlanden und war in den 90er-Jahren eine populäre und kommerzielle Musikrichtung. Es ist eine Variante des Hardcore Technos, bei der die Musik eigentlich nie unter 150 Beats pro Minute (bpm) fällt, synthetische Klänge beinhaltet und von verzerrten, langausklingenden Bassdrums lebt. Ein bisschen chaotisch, ein bisschen witzig. Gabber ist nicht dieser düstere Techno, den man vielleicht aus dunklen, vernebelten Clubs kennt. Gabber ist fröhlich und manchmal sogar witzig. Simpel gesagt bedeutet Gabber auch Kumpel, Kollege oder Freund. Aber damit ist noch längst nicht alles genannt, was die Subkultur bereithält.
„Wir sind gleich da“, ruft jemand aus der Ferne und ich merke, wie ich mir in Gedanken versunken schon ausmale, wie die Atmosphäre gleich wohl sein wird, ob es dunkel oder hell ist und ob ich die Musik überhaupt fühlen werde. Gabber Eleganza legt gleich auf, hier, in einem der vielen Clubs in Berlin. Der italienische DJ bringt einen frischen Wind in die Hardcore Techno Szene und bleibt dem 90er-Rave-Sound trotzdem treu. „Gabber ist mittlerweile als Teil der elektronischen Szene vollständig akzeptiert und wird als ernsthaft wahrgenommen und nicht mehr nur als ‚lustiger Bruder des Techno für verrückte Kids‘ abgestempelt“, erklärt der DJ in einem Interview mit der Faze Redaktion.
Ich erzähle meinen Freunden, dass ich mich freue, gleich auf einem Gabber Event zu sein, als Musik aus einem unserer Handys ertönt. Ein Freund fängt an zu tanzen. Nein, eigentlich heißt es: Einer fängt an zu „hakken“.
Hakken ist ein Tanzstil, der sich durch seine ruckartigen Bewegungen auszeichnet, bei denen ein Bein nach dem anderen hochgenommen wird. Als würde man rückwärts auf der Stelle laufen. Es wird eigentlich auf der Ferse getanzt, je nachdem, wie schnell die Musik ist. Aber davon soll ich im Inneren des Klubs noch mehr sehen. Wir sind nämlich an der Tür angelangt und wollen nun alle sehnsüchtig den DJ sehen – und natürlich die ganz besondere Atmosphäre des Events aufschnappen.
Zwischen Tür und Tanzfläche kommen mir Menschen entgegen, die bunte Trainingsanzüge anhaben, Sonnenbrillen tragen und beim Gehen den Kopf mitnicken. Kaugummikauend und selbstbewusst stolziert einer nach dem anderen an mir vorbei, als wüssten alle ganz genau, wo sie hinwollen. Klar, das Ziel für heute Nacht ist für alle die Tanzfläche.
Ich gehe zunächst einmal auf die Toilette und komme mit einigen Besucher:innen ins Gespräch. Jemand ruft recht laut „Hakkennn!“ und betritt mit drei anderen Personen die mit Graffiti voll beschriebene Toilettenkabine.
Einige Minuten später finde ich mich auf der Tanzfläche wieder – und ich will dort auch ehrlich gesagt gar nicht mehr weg. Schnell zieht mich die Musik in ihren Bann und ich merke, wie ich ebenfalls anfange, wilder zu tanzen, als ich es eigentlich von mir kenne. Ich bekomme ein Gefühl, das ich nicht so recht beschreiben kann. Viele in der Szene sagen: Das musst du erleben!
Ich beobachte meine Freunde, jeder und jede von ihnen beherrscht den charakteristischen Tanzstil, als ob sie zuhause nichts anderes machen würden. Ich muss schon zugeben, diese Subkultur ist sehr speziell. Aber das ist es, was die Szene ausmacht – Liebhaber:innen fühlen die Lieder, den Bass, diese Aggressionen in der Musik. Das spürt man. Auch als außenstehende Person, die zum ersten Mal auf einem solchen Event ist. Ich frage mich, wie viel mehr als nur diese nächtlichen Events noch hinter dieser Szene stecken.
Über TikTok erreichte die Gabber Szene zuletzt einen großen Hype, indem junge Menschen sich dabei filmen, wie sie zu szenetypischen Liedern hakken und den Geist der 90er-Jahre wieder aufleben lassen. Hashtags wie „Gabberdance“, „Hakken“ oder „Hardcore“ sorgen dafür, dass die Videos mehr als hunderttausende Aufrufe erreichen.
Ich merke aber gerade, wie es langsam hell draußen wird. Es ist 7 Uhr morgens, langsam spürt man das auch auf der Tanzfläche. Ich schaue meine Freund:innen an und sehe, wie sie zur immer schneller werdender Musik weiterhakken. Die meisten mittlerweile ohne T-Shirt, schweißgebadet, aber immer noch mit einem Grinsen auf den Lippen. Ich verabschiede mich und gehe nach Hause, den Muskelkater kann ich nämlich jetzt schon spüren. Natürlich waren nicht alle auf diesem Event „Hardcore Gabber“, aber alle zusammen haben diese Musik sehr gefeiert. Ich habe auch gemerkt, dass Gabber-Liebhaber:innen mehr als nur ein paar glatzköpfige Freaks sind, die in den 90ern hängen geblieben sind. Gabber ist für viele eine Leidenschaft, eine Kultur und ein Lebensgefühl. Ich freue mich auf das nächste Event.
Schwitzende und tanzende Menschen, kahl rasierte Köpfe, große Pupillen und ein breites Grinsen auf den Gesichtern. Früher war es Mainstream, heute ist es eine nieschige Subkultur. Das ist Gabber, das ist Hardcore Techno.
Es ist drei Uhr morgens und ich treffe gleich noch ein paar Freunde in der Nähe der Warschauer Straße in Berlin. Es ist kalt, wir haben Ende März und die Straßen wirken wie eingeschlafen. Wir holen uns ein Bier am Späti und machen uns auf den Weg. Wir wollen tanzen gehen, die Musik fühlen und neue Erfahrungen sammeln. Elektronische Musik ist schon lange Teil meines Lebens, gleich werde ich jedoch etwas zum ersten Mal erleben: mein erstes Gabber-Event.
Gabber kommt ursprünglich aus den Niederlanden und war in den 90er-Jahren eine populäre und kommerzielle Musikrichtung. Es ist eine Variante des Hardcore Technos, bei der die Musik eigentlich nie unter 150 Beats pro Minute (bpm) fällt, synthetische Klänge beinhaltet und von verzerrten, langausklingenden Bassdrums lebt. Ein bisschen chaotisch, ein bisschen witzig. Gabber ist nicht dieser düstere Techno, den man vielleicht aus dunklen, vernebelten Clubs kennt. Gabber ist fröhlich und manchmal sogar witzig. Simpel gesagt bedeutet Gabber auch Kumpel, Kollege oder Freund. Aber damit ist noch längst nicht alles genannt, was die Subkultur bereithält.
„Wir sind gleich da“, ruft jemand aus der Ferne und ich merke, wie ich mir in Gedanken versunken schon ausmale, wie die Atmosphäre gleich wohl sein wird, ob es dunkel oder hell ist und ob ich die Musik überhaupt fühlen werde. Gabber Eleganza legt gleich auf, hier, in einem der vielen Clubs in Berlin. Der italienische DJ bringt einen frischen Wind in die Hardcore Techno Szene und bleibt dem 90er-Rave-Sound trotzdem treu. „Gabber ist mittlerweile als Teil der elektronischen Szene vollständig akzeptiert und wird als ernsthaft wahrgenommen und nicht mehr nur als ‚lustiger Bruder des Techno für verrückte Kids‘ abgestempelt“, erklärt der DJ in einem Interview mit der Faze Redaktion.
Ich erzähle meinen Freunden, dass ich mich freue, gleich auf einem Gabber Event zu sein, als Musik aus einem unserer Handys ertönt. Ein Freund fängt an zu tanzen. Nein, eigentlich heißt es: Einer fängt an zu „hakken“.
Hakken ist ein Tanzstil, der sich durch seine ruckartigen Bewegungen auszeichnet, bei denen ein Bein nach dem anderen hochgenommen wird. Als würde man rückwärts auf der Stelle laufen. Es wird eigentlich auf der Ferse getanzt, je nachdem, wie schnell die Musik ist. Aber davon soll ich im Inneren des Klubs noch mehr sehen. Wir sind nämlich an der Tür angelangt und wollen nun alle sehnsüchtig den DJ sehen – und natürlich die ganz besondere Atmosphäre des Events aufschnappen.
Zwischen Tür und Tanzfläche kommen mir Menschen entgegen, die bunte Trainingsanzüge anhaben, Sonnenbrillen tragen und beim Gehen den Kopf mitnicken. Kaugummikauend und selbstbewusst stolziert einer nach dem anderen an mir vorbei, als wüssten alle ganz genau, wo sie hinwollen. Klar, das Ziel für heute Nacht ist für alle die Tanzfläche.
Ich gehe zunächst einmal auf die Toilette und komme mit einigen Besucher:innen ins Gespräch. Jemand ruft recht laut „Hakkennn!“ und betritt mit drei anderen Personen die mit Graffiti voll beschriebene Toilettenkabine.
Einige Minuten später finde ich mich auf der Tanzfläche wieder – und ich will dort auch ehrlich gesagt gar nicht mehr weg. Schnell zieht mich die Musik in ihren Bann und ich merke, wie ich ebenfalls anfange, wilder zu tanzen, als ich es eigentlich von mir kenne. Ich bekomme ein Gefühl, das ich nicht so recht beschreiben kann. Viele in der Szene sagen: Das musst du erleben!
Ich beobachte meine Freunde, jeder und jede von ihnen beherrscht den charakteristischen Tanzstil, als ob sie zuhause nichts anderes machen würden. Ich muss schon zugeben, diese Subkultur ist sehr speziell. Aber das ist es, was die Szene ausmacht – Liebhaber:innen fühlen die Lieder, den Bass, diese Aggressionen in der Musik. Das spürt man. Auch als außenstehende Person, die zum ersten Mal auf einem solchen Event ist. Ich frage mich, wie viel mehr als nur diese nächtlichen Events noch hinter dieser Szene stecken.
Über TikTok erreichte die Gabber Szene zuletzt einen großen Hype, indem junge Menschen sich dabei filmen, wie sie zu szenetypischen Liedern hakken und den Geist der 90er-Jahre wieder aufleben lassen. Hashtags wie „Gabberdance“, „Hakken“ oder „Hardcore“ sorgen dafür, dass die Videos mehr als hunderttausende Aufrufe erreichen.
Ich merke aber gerade, wie es langsam hell draußen wird. Es ist 7 Uhr morgens, langsam spürt man das auch auf der Tanzfläche. Ich schaue meine Freund:innen an und sehe, wie sie zur immer schneller werdender Musik weiterhakken. Die meisten mittlerweile ohne T-Shirt, schweißgebadet, aber immer noch mit einem Grinsen auf den Lippen. Ich verabschiede mich und gehe nach Hause, den Muskelkater kann ich nämlich jetzt schon spüren. Natürlich waren nicht alle auf diesem Event „Hardcore Gabber“, aber alle zusammen haben diese Musik sehr gefeiert. Ich habe auch gemerkt, dass Gabber-Liebhaber:innen mehr als nur ein paar glatzköpfige Freaks sind, die in den 90ern hängen geblieben sind. Gabber ist für viele eine Leidenschaft, eine Kultur und ein Lebensgefühl. Ich freue mich auf das nächste Event.
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