Ableismus: Wenn Sprache diskriminiert

Mann sitzt in einem Rollstuhl einer Frau gegenüber
Ableismus ist eine Form der sprachlichen Diskriminierung.

Es gibt eine neue Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben. Diesmal geht es um die Abwertung einer Menschengruppe. Der Begriff Ableismus beschreibt die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung. 

Greta Papenbrock, funky-Jugendreporterin

Auf den Straßen, im Fernsehen oder im Beruf: Sprache umgibt uns täglich. Das Verwenden von bestimmten Worten in speziellen Kontexten kann allerdings auch zu Diskriminierung und Abwertung führen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Es sind Sätze wie „Er ist an den Rollstuhl gefesselt“ oder „Du bist tapfer, trotz deiner Einschränkung“, aber auch Worte wie „taubstumm“ oder an einer Behinderung „leiden“, die Menschen mit Behinderung diskriminieren und verletzen. Besonders der Aspekt, der Menschen nur auf ihre Behinderung reduziert, spielt eine entscheidende Rolle. Diese Form der Diskriminierung wird als Ableismus bezeichnet.

Dieser Begriff beschreibt die Diskriminierung aufgrund körperlicher oder psychischer Einschränkungen. Das heißt, dass jemand, der/die sich ableistisch äußert, geht von einem psychischen oder physischen Standard aus, dem ein behinderter Mensch nicht entspricht. Ableismus wird meist unwissend durch sprachliche Formulierungen reproduziert und nach außen getragen, ohne dass eine Reflexion stattfindet. Menschen mit Behinderung werden also auf die Merkmale reduziert, die sie von anderen Menschen unterscheiden. Im schlimmsten Fall kann Ableismus auch abseits der Sprache stattfinden und sich sowohl in körperlicher als auch psychischer Gewalt gegenüber behinderten Personen äußern.

Ableismus findet nicht nur dann statt, wenn Menschen mit Behinderung etwas nicht zugetraut wird, sondern auch, wenn sie zum Beispiel für ihre Tapferkeit bewundert werden.

Raul Krauthausen (Autor, Aktivist)

Ein Beispiel: Menschen mit Behinderung werden oft von anderen Menschen „aufgewertet“, indem ihnen suggeriert wird, dass sie trotz ihrer Behinderung zu Dingen, wie beispielsweise dem Ausüben eines Jobs oder eines Hobbies, fähig sind. So liegt der Fokus des vermeintlichen Kompliment wiederum nur auf der Einschränkung und thematisiert nicht den Menschen an sich. Jemand, der im Rollstuhl sitzt, wird in der Wahrnehmung vieler Menschen beispielsweise einfach auf dieses Merkmal reduziert.

Und ganz offensichtlich kann Sprache natürlich auch abwerten, indem Menschen Witze über Einschränkungen machen oder das Wort „behindert“ schlichtweg als Beleidigung im gängigen Sprachgebrauch nutzen. Ausdrücke wie „Das ist ja voll behindert“ oder „Bist du behindert?“ sind nur Beispiele für alltäglichen Ableismus in der gesprochenen Sprache.

Wie schaffen wir es gegen Ableismus vorzugehen? 

Ableismus ist in den Köpfen vieler Menschen verankert und wird durch Unwissenheit und mangelnde Berührungspunkte zu Personen mit Behinderungen reproduziert. Um diese Kette der Reproduktion zu unterbrechen und gegen Diskriminierung vorzugehen, muss mehr aufgeklärt werden! Man muss sich der eigenen Sprache bewusst werden und eigene Verhaltensweisen reflektieren, um künftig einen bedachteren und sensibleren Sprachgebrauch zu etablieren.

Auch der Austausch zwischen verschiedenen Menschen und vor allem die Inklusion in allen Lebensbereichen sind für ein diskriminierungsfreies Miteinander essentiell. Bei Unsicherheiten im Umgang oder im Sprachgebrauch sollten Personen mit Behinderungen immer direkt gefragt oder darauf angesprochen werden, anstatt Dinge über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden. 

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