Meinung

Taylor Swifts neues Album „The Life of a Showgirl“: Hörbar, aber ohne Herz

Die Sängerin Taylor Swift auf der Bühne vor einer wehenden bunten Stoff-Requisite.
Mit „The Life of a Showgirl“ hat Taylor Swift ihr zwölftes Album veröffentlicht – und nicht alle Fans überzeugt.
Leonie Wendt, funky-Jugendreporterin

Gute-Laune-Musik zum Mitsingen oder bittere Enttäuschung? Mittlerweile ist es unter den Swifties schon ein richtiger Running Gag auf Instagram und Co., dass sich das neue Album so anhört, wie sich für Nicht-Swifties wohl jeder Song von Taylor Swift anhören muss. Oder handelt es sich hier doch einfach nur um die klangliche Era einer frisch verlobten Taylor an der Seite ihres Footballspielers Travis Kelce?  

Neben Spekulationen über eine mögliche politische Botschaft diskutiert das Internet aktuell vor allem über die fehlenden Easter Eggs. Vermisst werden die tiefgründige Poesie und das fast schon strategische Songwriting, das man von Taylor Swifts Musik gewohnt ist. Neben „Actually Romantic“, einem Charlie-XCX-Disstrack, und „Wood“, einem Song über das Gehölz ihres zukünftigen Ehemanns, scheint es auf dem neuen Album nicht allzu viel zu entschlüsseln zu geben. 

Fans der 2020er-Doppelalben „Evermore und „Folklore dürften besonders enttäuscht sein, denn das neue Album enthält bei zwölf Songs mit „Eldest Daughter“ nur eine einzige langsame Ballade. „The Life of a Showgirl eben – doch auch hier fühlen sich Swifties ein wenig hintergangen, denn die Promo versprach luxuriöse Partys und Glamour. Aber wo ist der Glitzer, akustisch gesehen? Wo sind Pailletten und Strasssteine?

(c) Republic Records/AP

Während der erste Song „The Fate of Orphelia“ vielleicht noch zum Mitwippen einlädt, flacht das Album danach deutlich ab. Ein bisschen nach dem Motto: Kennt man einen, kennt man alle. Poetische Überraschungen oder musikalische Höchstleistung scheint „The Life of a Showgirl“ jedenfalls nicht bereitzuhalten. Klanglich kehrt Taylor Swift wieder ein Stück weit in ihre „Lover“-Era zurück. Einzig „Cancelled!“ erinnert etwas an die Wucht des Albums „Reputation und ist neben „Father Figure“ sicherlich ein weiterer kleiner Höhepunkt des Albums. 

Vielleicht zeigt sich hier ein Adele-ähnliches Phänomen: Taylors Musik ist einfach besser, wenn sie all ihren Herzschmerz und ihre Wut in Songs verwandeln kann. Oder vielleicht haben die treuen Ultras von TikTok recht und man muss das Album einfach nur vier bis fünf Mal hören, um seine versteckte Tiefgründigkeit zu entdecken? Sicher ist: Auch in der Vergangenheit war der Tenor oft, dass ein neues Album nicht mit dem vorherigen mithalten könne – nur damit sich nach ein paar Wochen plötzlich doch pure Begeisterung breitmachte. Insgesamt plätschert das Album also dahin. Keine Überraschungen, keine Höchstleistungen, aber durchaus hörbar. Nur eben ohne Tiefgang. Vielleicht fehlt einfach die erboste Bridge über den Ex-Lover, die man aus voller Kehle mitsingen kann. 

Kreative Ausrichtung hin oder her, am Ende des Tages ist „The Life of a Showgirl trotzdem unmittelbar an die Spitze der Charts geschossen und wird mit Sicherheit in sämtlichen Wohnzimmern und Autos rauf und runter gespielt. Imagewechsel und Stilveränderungen sind immerhin der Kern von Taylor Swifts Erfolgskonzept und wenn sie mit ihrem neuen Album eins geschafft hat, dann, ihre Fans zu überraschen. 

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