5 funky facts

Fünf Dinge, die wir von Oma lernen können

Eine Oma erklärt ihrer Enkelin etwas.
Von der eigenen Oma kann man sehr viel lernen.
Rita Rjabow, funky-Jugendreporterin

Wir leben in einer Zeit, in der wir denken, dass wir alles können und wissen, weil wir mit Google und YouTube aufgewachsen sind. Auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen in meinem Leben habe ich meine 74-jährigen Oma befragt. Was sie mir erzählt hat, sind keine festgefügten Regeln oder gut gemeinten Ratschläge. Es sind Gedanken, die bleiben – weil sie aus einem gelebten Leben kommen. Hier sind fünf Dinge, die ich aus unserem Gespräch mitgenommen habe – und die vielleicht auch anderen jungen Menschen helfen können, das Leben ein Stück klarer zu sehen.

1. Glück beginnt mit innerer Freiheit
Ich habe meine Oma gefragt, welche Eigenschaften ihrer Meinung nach zu einem glücklichen Leben beitragen. Ihre Antwort kam ohne Zögern: Innere Freiheit. Nicht gefangen sein in Erwartungen, Druck oder Vergleichen. Sondern seinen eigenen Weg gehen – mit Anständigkeit, Ehrlichkeit und Respekt. Nicht als moralischer Appell, sondern als Haltung, die trägt. Wenn sie von ihrem Leben erzählt, spürt man diese ruhige Klarheit. Sie hat gelernt, dass man sich selbst treu bleiben muss, auch wenn der Weg manchmal schwer ist. Und dass Freiheit im Inneren beginnt – nicht im Äußeren.

2. Kopf und Hände – beides zählt
„Wissen allein reicht nicht“, sagte sie und sah mich ernst an. „Man muss auch mit den Händen arbeiten können.“ Für sie war Bildung nie ein bloßer Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das im Alltag wirken sollte. Ihre Botschaft an uns fünf Enkelkinder: Lernt Fremdsprachen – je mehr, desto besser. Seid freundlich, kommuniziert klar, bleibt offen. Sie wünscht sich eine Generation, die nicht nur klug ist, sondern auch praktisch, menschlich und neugierig bleibt. Nicht, weil es von ihr erwartet wird – sondern weil sie weiß, wie viel es einem im Leben hilft.

3. Die hellen Erinnerungen tragen durch schwere Zeiten
Was macht man, wenn alles zu viel wird? Wenn die Welt laut ist, unübersichtlich, manchmal auch ungerecht? Meine Oma hat eine einfache, aber starke Antwort: „Ich hole mir meine hellsten Erinnerungen zurück.“ Die Geburt ihrer Kinder. Der Klang von Musik. Literatur, Kunst, Theater. Gemeinsame Lieder am Lagerfeuer während ihrer Zeit an der Uni. Es sind diese Bilder, die sie immer wieder aufs Neue tragen. Und auch die Hoffnung: Dass es der nächsten Generation einmal besser geht. Mehr Glück. Mehr Freunde. Mehr Freiheit. Allein dieser Glaube hält schon vieles zusammen.

4. Politische Verantwortung? Ja bitte.
Auf meine Frage, wie sie mit den politischen Krisen ihrer Zeit umgegangen ist, lächelte sie still. Und sagte dann etwas, das hängen blieb: „Ich habe für mich entschieden, dass ich nicht jeden Tag in den Kampf gegen politische Entscheidungen gehen kann.“ Das klingt zuerst nach Rückzug. Doch wer genau hinhört, versteht: Es war eine bewusste Entscheidung, sich nicht von Systemen bestimmen zu lassen, die nicht für Menschen da sind. Es war ihre Form von Widerstand – still, aber standhaft. Und gleichzeitig ein Appell: Kümmere dich um das, was zählt – dein Umfeld, deine Haltung, deine Beziehungen.

5. Lieben heißt vergeben
„Ich liebe einfach alle“, sagte sie mit einem Lächeln, das ehrlich und unerschütterlich war. Auf meine Frage, wie sie es geschafft hat, Freundschaften über Jahrzehnte zu erhalten, kam genau dieser Satz. Und der Zusatz: „Ich vergebe Unaufmerksamkeiten und Streit.“ Keine große Theorie. Kein Vortrag über Loyalität. Einfach diese tiefe, stille Haltung, die Menschen zusammenhält. Wenn man so auf Menschen blickt – mit Liebe statt Groll –, dann ist es vielleicht genau das, was ein langes Leben reich macht.

Eine Erinnerung für uns alle
Meine Oma sagt oft, dass sie heute nur eines bereut: dass sie nicht weiterstudiert und nicht noch mehr gelernt hat. Und doch spürt man in jedem ihrer Sätze, wie viel sie gelernt hat – nicht nur aus Büchern, sondern aus dem Leben selbst. Was sie mir mitgegeben hat, sind keine Regeln. Sondern Haltungen. Nicht fertige Antworten, sondern Fragen, die weitertragen. Und vielleicht ist das das größte Geschenk: Dass wir durch die Geschichten der Älteren unseren eigenen Weg ein Stück klarer sehen.

Du willst mehr? Du bekommst mehr!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.