Meinung

Reingeschaut: „Dept. Q“

Ein Standbild aus der Netflix-Serie „Department Q“: Die Schauspieler Matthew Goode und Alexej Manvelov untersuchen ein Gewächshaus.
Matthew Goode und Alexej Manvelov als Carl und Akram in „Department Q“.
Jan-Malte Wortmann, funky-Jugendreporter

Ein abgehalfterter, aber genialer Kommissar kämpft mit seinen inneren Dämonen und muss nebenbei versuchen, seine zerrüttete Familie zu kitten – doch er ist nun mal der Einzige, der mit seinen unkonventionellen Methoden all die Fälle lösen kann, an denen seine Kolleg:innen verzweifeln. Klingt vertraut? Ist es auch, denn der depressive Antiheld im düsteren nordischen Setting, der die brutalsten und bizarrsten Verbrechen aufzuklären vermag, ist nicht erst seit „Wallander oder „Luther eines der beliebtesten Krimi-Subgenres. Auch die Netflix-Serie „Dept. Q“ schlägt genau in diese Kerbe – und schafft es über neun Folgen dennoch, nicht zu langweilen.

Nachdem er im Dienst angeschossen und beinahe getötet wurde, gilt der grimmige Detective Carl Morck als tickende Zeitbombe, der jederzeit öffentlich die Beherrschung verlieren könnte. Also wird er kurzerhand in ein abgeschottetes Büro im Keller, die „Abteilung Q“, versetzt, wo er sich mit ungelösten Fällen beschäftigen soll. Als Assistent wird ihm der wortkarge Syrer Akram an die Seite gestellt. Während Carl sich mit seinem Trauma, Schuldgefühlen und einem pubertierenden Stiefsohn herumschlagen muss, findet Akram in den Akten einen vielversprechenden Fall: das Verschwinden einer jungen Staatsanwältin vier Jahre zuvor. Gemeinsam mit der schrulligen jungen Polizeibeamtin Rose rollen sie den Fall neu auf und begeben sich in ein Netz aus Korruption, Gewalt und dunklen Familiengeheimnissen.

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Wo „Dept. Q“ zwar das Krimi- oder Mystery-Genre nicht neu erfindet, überzeugt die Serie dennoch mit einem cleveren Drehbuch, das dem Rätsel um die verschwundene Staatsanwältin Merritt und ihren Bruder William, der seit einem brutalen Überfall sein Sprachvermögen verloren hat, nach und nach weitere Ebenen verleiht. Die klaustrophobische Stimmung wird dabei immer wieder vom trockenen, schottischen Humor durchbrochen – verkörpert durch Carls bitteren Sarkasmus neben Akrams coolem Understatement. Und auch wenn die Charaktere wiederholt Gefahr laufen, altbekannten Klischees zu entsprechen, sind sie weder eindimensional noch unsympathisch. Gefilmt ist das Ganze im mittlerweile bekannten Netflix-Look: stark entsättigte Farben, langsame Kamerafahrten, teilweise etwas artifiziell wirkende Locations. Großen Spaß macht die mitreißende und stellenweise recht brutale Serie dennoch: „Dept. Q“ punktet nicht mit Innovation, aber mit Qualität.

Staffel 1 (neun Folgen) von „Dept. Q“ läuft aktuell auf Netflix.

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