David Khanzai, funky-Jugendreporter
Sharepics, vollgepackt mit den Logos amerikanischer Unternehmen wie McDonald’s, Starbucks oder Heinz, dazu der Hashtag #BoycottUSA – auf Social Media formiert sich ein klarer Trend, der Aufruf zum Boykott amerikanischer Produkte. Die Aktion versteht sich als Ausdruck eines politischen Widerstands, insbesondere gegenüber den Entwicklungen unter der Präsidentschaft von Donald Trump. Doch kann der Verzicht auf US-amerikanische Produkte politisch tatsächlich etwas bewegen?
Um das zu beantworten, muss man erst einmal verstehen, warum hier zum Boykott aufgerufen wird. Boykott als Form des Protests ist keineswegs neu. Schon in der Bürgerrechtsbewegung der USA oder bei Protesten gegen das Apartheid-Regime in Südafrika spielte der Konsumboykott eine zentrale Rolle. Heute greifen viele Menschen zu diesem Mittel, weil sie sich machtlos gegenüber politischen Entscheidungen fühlen, auf die sie keinen direkten Einfluss haben. Der Verzicht auf individuelle Produkte wird dabei zu einem Akt der Abgrenzung um Haltung zu zeigen. Gerade in Zeiten der schnellen Polarisierung, hat der Boykotttrend eine einfache, aber wirksame Botschaft: „Nicht mit meinem Geld!“ Doch genau hier liegt auch das Risiko: Wird dieser Protest nicht gut durchdacht, bleibt er oberflächlich – oder trifft die Falschen.
Der Begriff „Strafzölle“ ist in den Nachrichten längst kein Fremdwort mehr. Gemeint sind damit wirtschaftliche Sanktionen, die Trump gegen zahlreiche Länder verhängt – angeblich, um die heimische Wirtschaft zu stärken, ganz im Sinne seines Wahlkampfslogans „Make America Great Again“. Auch die Europäische Union gerät dabei ins Visier. Es ist wenig überraschend, dass diese Maßnahmen international auf breite Ablehnung stoßen. Die Reaktion folgte prompt: Weltweit wurden Stimmen laut, die zum Boykott amerikanischer Produkte aufriefen. Ganz vorne mit dabei ist Kanada. Beim Nachbarn im Norden werden jegliche Spirituosen aus den Läden verbannt, stattdessen sind die Regale mit lokalen Produkten gefüllt. „BuyBeaver“ heißt es, eine App die Kundinnen und Kunden lokale kanadische Produkte und Alternativen anzeigt. Es stellt sich schnell die Frage, ob man hierzulande genauso vorgehen sollte.
Auf den ersten Blick erscheint der Boykott als legitimes Mittel des Protests. Doch so nachvollziehbar dieser Impuls auch ist, hat er auch seine Schattenseiten. Denn nicht jedes Unternehmen, das unter dem Label „Made in USA“ firmiert, teilt Trumps politische Agenda. Im Gegenteil: Viele Konzerne positionieren sich offen gegen dessen Politik, unterstützen Klimaschutzprojekte und fördern Diversität, wie die bekannte Eiscreme-Marke „Ben & Jerry’s“. Werden solche Akteure in einen pauschalen Boykott einbezogen, entsteht der Eindruck einer kollektiven Bestrafung – unabhängig von der tatsächlichen Haltung. Zudem leiden unter den Boykotttrends oft normale Arbeiter, deren Arbeitsplätze in konstanter Gefahr sind.
Hinzu kommt die wirtschaftliche Verflechtung globaler Lieferketten, welche es nahezu unmöglich macht, Produkte national eindeutig zuzuordnen. Insbesondere Deutschland, das jährlich Waren im Wert von über 150 Milliarden Euro in die USA exportiert, wäre von anhaltenden Boykottbewegungen wirtschaftlich stark betroffen.
Das solche Fakten von den meisten Influencern in den sozialen Medien nicht berücksichtigt werden, ist klar. Vor allem, wenn Protest zum Trend wird, ist er mit Vorsicht zu genießen, da es oft eher um Klicks als Moral und Ethik geht.
Es zeigt sich eine klare Erkenntnis: Politisches Bewusstsein im Alltag zu zeigen – auch durch Konsumentscheidungen – ist nicht unwichtig. Doch zu denken, dass man es „denen da oben“ gezeigt hat, ist falsch. Protest braucht Kontext, Differenzierung und eine tiefgründigere Auseinandersetzung, sei es durch politische Einbringung, Aufklärung oder Bildung.
Wer „Made in USA“ automatisch mit Trump gleichsetzt, macht es sich zu einfach. Kritik ist notwendig, Haltung ebenso. Doch der Weg dorthin sollte mehr sein als ein Klick auf „Teilen“ und auf Verzicht auf den nächsten Burger bei McDonald‘s.
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Um das zu beantworten, muss man erst einmal verstehen, warum hier zum Boykott aufgerufen wird. Boykott als Form des Protests ist keineswegs neu. Schon in der Bürgerrechtsbewegung der USA oder bei Protesten gegen das Apartheid-Regime in Südafrika spielte der Konsumboykott eine zentrale Rolle. Heute greifen viele Menschen zu diesem Mittel, weil sie sich machtlos gegenüber politischen Entscheidungen fühlen, auf die sie keinen direkten Einfluss haben. Der Verzicht auf individuelle Produkte wird dabei zu einem Akt der Abgrenzung um Haltung zu zeigen. Gerade in Zeiten der schnellen Polarisierung, hat der Boykotttrend eine einfache, aber wirksame Botschaft: „Nicht mit meinem Geld!“ Doch genau hier liegt auch das Risiko: Wird dieser Protest nicht gut durchdacht, bleibt er oberflächlich – oder trifft die Falschen.
Der Begriff „Strafzölle“ ist in den Nachrichten längst kein Fremdwort mehr. Gemeint sind damit wirtschaftliche Sanktionen, die Trump gegen zahlreiche Länder verhängt – angeblich, um die heimische Wirtschaft zu stärken, ganz im Sinne seines Wahlkampfslogans „Make America Great Again“. Auch die Europäische Union gerät dabei ins Visier. Es ist wenig überraschend, dass diese Maßnahmen international auf breite Ablehnung stoßen. Die Reaktion folgte prompt: Weltweit wurden Stimmen laut, die zum Boykott amerikanischer Produkte aufriefen. Ganz vorne mit dabei ist Kanada. Beim Nachbarn im Norden werden jegliche Spirituosen aus den Läden verbannt, stattdessen sind die Regale mit lokalen Produkten gefüllt. „BuyBeaver“ heißt es, eine App die Kundinnen und Kunden lokale kanadische Produkte und Alternativen anzeigt. Es stellt sich schnell die Frage, ob man hierzulande genauso vorgehen sollte.
Auf den ersten Blick erscheint der Boykott als legitimes Mittel des Protests. Doch so nachvollziehbar dieser Impuls auch ist, hat er auch seine Schattenseiten. Denn nicht jedes Unternehmen, das unter dem Label „Made in USA“ firmiert, teilt Trumps politische Agenda. Im Gegenteil: Viele Konzerne positionieren sich offen gegen dessen Politik, unterstützen Klimaschutzprojekte und fördern Diversität, wie die bekannte Eiscreme-Marke „Ben & Jerry’s“. Werden solche Akteure in einen pauschalen Boykott einbezogen, entsteht der Eindruck einer kollektiven Bestrafung – unabhängig von der tatsächlichen Haltung. Zudem leiden unter den Boykotttrends oft normale Arbeiter, deren Arbeitsplätze in konstanter Gefahr sind.
Hinzu kommt die wirtschaftliche Verflechtung globaler Lieferketten, welche es nahezu unmöglich macht, Produkte national eindeutig zuzuordnen. Insbesondere Deutschland, das jährlich Waren im Wert von über 150 Milliarden Euro in die USA exportiert, wäre von anhaltenden Boykottbewegungen wirtschaftlich stark betroffen.
Das solche Fakten von den meisten Influencern in den sozialen Medien nicht berücksichtigt werden, ist klar. Vor allem, wenn Protest zum Trend wird, ist er mit Vorsicht zu genießen, da es oft eher um Klicks als Moral und Ethik geht.
Es zeigt sich eine klare Erkenntnis: Politisches Bewusstsein im Alltag zu zeigen – auch durch Konsumentscheidungen – ist nicht unwichtig. Doch zu denken, dass man es „denen da oben“ gezeigt hat, ist falsch. Protest braucht Kontext, Differenzierung und eine tiefgründigere Auseinandersetzung, sei es durch politische Einbringung, Aufklärung oder Bildung.
Wer „Made in USA“ automatisch mit Trump gleichsetzt, macht es sich zu einfach. Kritik ist notwendig, Haltung ebenso. Doch der Weg dorthin sollte mehr sein als ein Klick auf „Teilen“ und auf Verzicht auf den nächsten Burger bei McDonald‘s.
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