Nele Heimann, funky-Jugendreporterin
Eine 40-Stunden-Woche, eine Anzahl an unbestimmten Aufgaben und am Ende des Monats ist das Konto sogar im Minus: Praktika können einem ganz schön viel abverlangen. Dass es mal stressig wird, ist klar – aber das Ganze unentgeltlich zu machen, ist dann doch ziemlich unfair. Ein kritischer Kommentar.
Ich habe es Ganze dreimal gemacht – ein Praktikum ohne Lohn, beziehungsweise einer nur sehr geringen Aufwandsentschädigung. Begonnen habe ich sogar mit einer Vergütung von 450 Euro (Das war im Jahr 2016, also dementsprechend gar nicht mal so wenig) und habe mich von da an aber unglücklicherweise eher verschlechtert. Bei meinem zweiten Praktikum gab es Essens-Coupons und beim letzten dann überhaupt nichts – außer natürlich die coolen Erfahrungen, Konzerte oder Pressekonferenzen besuchen zu dürfen. Und klar, ich habe bei allen drei Stationen interessante Dinge gelernt, auch ohne Lohn. Aber ich war auch noch jünger und deshalb vielleicht eher dazu bereit, Abstriche zu machen. Hinzu kommt, dass ich es ohne die Unterstützung meiner Eltern sicherlich nicht geschafft hätte, über die Runden zu kommen.
Sogenannte Pflichtpraktika sind oftmals fester Bestandteil eines jeden Studiums. Dementsprechend müssen sie auch gut eingeplant werden. Während eines Vollzeitjobs fällt der Nebenjob weg und somit auch die einzige Einnahmequelle. Jetzt muss gut kalkuliert werden, wie die Miete der nächsten drei Monate gestemmt werden kann. Meist gibt es zumindest eine Aufwandsentschädigung, die jedoch bei weitem nicht zum Leben reicht.
Bei einem freiwilligen Praktikum verhält es sich etwas anders. Bei einer Dauer des Praktikums von drei oder weniger Monaten entfällt der Mindestlohn. Alles, was über die drei Monate hinausgeht, muss „normal“ entlohnt werden. Deshalb sind viele Praktika meist auf drei Monate beschränkt.
Viele Arbeitergeberinnen und Arbeitgeber haben dazugelernt und wissen, dass es heutzutage unmöglich ist, sein Leben ohne ein geregeltes Einkommen zu bestreiten. Auch die finanzielle Sicherheit durch die Eltern ist nicht immer gegeben und sollte kein Ausschlusskriterium darstellen, ob man sich letztlich das Praktikum leisten kann oder nicht. Sonst wäre die erste Arbeitserfahrung in der Wunschbranche nur Kindern aus finanziell starken Familien möglich, was die soziale Ungerechtigkeit weiter verschlimmern würde.
Trotzdem gibt es so etwas wie unbezahlte Praktika nach wie vor – ein Unding, wie ich finde. Kompetenzen müssen erlernt werden, aber meistens nimmt das nicht die ganzen drei Monate in Anspruch – nach der Einarbeitung ist man Arbeitskraft for free. Teilweise stehen einem nicht einmal Urlaubstage zu.
Klar, würde da manch eine:r argumentieren: „Früher hat man sich auch abgeschuftet für den Traumjob.“ Aber am Ende hat man fünf unbezahlte Praktika hinter sich, das Konto ist im Dispo und der Traumjob ist immer noch in weiter Ferne.
Arbeit nicht zu entlohnen, ist längst nicht mehr zeitgemäß. In Zeiten von Inflationswellen und gestiegenen Mieten muss es möglich sein, Praktika absolvieren zu können, ohne dafür Abstriche machen zu müssen. Vielleicht ist ein Teilzeit-Praktikum für manch eine Person die Lösung – oder aber auch einfach eine gerechte Entlohnung. Das motiviert und erhöht die Chancen, dass die Praktikant:innen noch länger bleiben und ein fester Bestandteil des Teams werden wollen.
Du willst mehr? Du bekommst mehr!
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Der Berufseinstieg ist aufregend, aber auch herausfordernd. Diese fünf Tipps helfen dabei, sich schnell zurechtzufinden.
Eine 40-Stunden-Woche, eine Anzahl an unbestimmten Aufgaben und am Ende des Monats ist das Konto sogar im Minus: Praktika können einem ganz schön viel abverlangen. Dass es mal stressig wird, ist klar – aber das Ganze unentgeltlich zu machen, ist dann doch ziemlich unfair. Ein kritischer Kommentar.
Ich habe es Ganze dreimal gemacht – ein Praktikum ohne Lohn, beziehungsweise einer nur sehr geringen Aufwandsentschädigung. Begonnen habe ich sogar mit einer Vergütung von 450 Euro (Das war im Jahr 2016, also dementsprechend gar nicht mal so wenig) und habe mich von da an aber unglücklicherweise eher verschlechtert. Bei meinem zweiten Praktikum gab es Essens-Coupons und beim letzten dann überhaupt nichts – außer natürlich die coolen Erfahrungen, Konzerte oder Pressekonferenzen besuchen zu dürfen. Und klar, ich habe bei allen drei Stationen interessante Dinge gelernt, auch ohne Lohn. Aber ich war auch noch jünger und deshalb vielleicht eher dazu bereit, Abstriche zu machen. Hinzu kommt, dass ich es ohne die Unterstützung meiner Eltern sicherlich nicht geschafft hätte, über die Runden zu kommen.
Sogenannte Pflichtpraktika sind oftmals fester Bestandteil eines jeden Studiums. Dementsprechend müssen sie auch gut eingeplant werden. Während eines Vollzeitjobs fällt der Nebenjob weg und somit auch die einzige Einnahmequelle. Jetzt muss gut kalkuliert werden, wie die Miete der nächsten drei Monate gestemmt werden kann. Meist gibt es zumindest eine Aufwandsentschädigung, die jedoch bei weitem nicht zum Leben reicht.
Bei einem freiwilligen Praktikum verhält es sich etwas anders. Bei einer Dauer des Praktikums von drei oder weniger Monaten entfällt der Mindestlohn. Alles, was über die drei Monate hinausgeht, muss „normal“ entlohnt werden. Deshalb sind viele Praktika meist auf drei Monate beschränkt.
Viele Arbeitergeberinnen und Arbeitgeber haben dazugelernt und wissen, dass es heutzutage unmöglich ist, sein Leben ohne ein geregeltes Einkommen zu bestreiten. Auch die finanzielle Sicherheit durch die Eltern ist nicht immer gegeben und sollte kein Ausschlusskriterium darstellen, ob man sich letztlich das Praktikum leisten kann oder nicht. Sonst wäre die erste Arbeitserfahrung in der Wunschbranche nur Kindern aus finanziell starken Familien möglich, was die soziale Ungerechtigkeit weiter verschlimmern würde.
Trotzdem gibt es so etwas wie unbezahlte Praktika nach wie vor – ein Unding, wie ich finde. Kompetenzen müssen erlernt werden, aber meistens nimmt das nicht die ganzen drei Monate in Anspruch – nach der Einarbeitung ist man Arbeitskraft for free. Teilweise stehen einem nicht einmal Urlaubstage zu.
Klar, würde da manch eine:r argumentieren: „Früher hat man sich auch abgeschuftet für den Traumjob.“ Aber am Ende hat man fünf unbezahlte Praktika hinter sich, das Konto ist im Dispo und der Traumjob ist immer noch in weiter Ferne.
Arbeit nicht zu entlohnen, ist längst nicht mehr zeitgemäß. In Zeiten von Inflationswellen und gestiegenen Mieten muss es möglich sein, Praktika absolvieren zu können, ohne dafür Abstriche machen zu müssen. Vielleicht ist ein Teilzeit-Praktikum für manch eine Person die Lösung – oder aber auch einfach eine gerechte Entlohnung. Das motiviert und erhöht die Chancen, dass die Praktikant:innen noch länger bleiben und ein fester Bestandteil des Teams werden wollen.
Du willst mehr? Du bekommst mehr!
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