Das US-Wahlsystem einfach erklärt

Das US-Wahlsystem kann für Europäerinnen und Europäer verwirrend sein.
Das US-Wahlsystem kann für Europäerinnen und Europäer verwirrend sein.
Maximilian Wittkop, funky-Jugendreporter

Die Präsidentschaftswahl in den USA steht vor der Tür. Am 5. November werden alle mindestens 18-jährigen Bürgerinnen und Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika zur Wahlurne gebeten, um zu entscheiden, wer in den nächsten vier Jahren ihr Land regiert. Seit knapp 240 Jahren gibt es in den USA diesen Festtag der Demokratie. Doch wie funktioniert das Ganze eigentlich?

Mit Partystimmung, der geballten Prominenz und großen Worten war der Parteitag der Demokratischen Partei in Chicago gefüllt. Kamala Harris wurde als Präsidentschaftskandidatin zusammen mit ihrem Vize-Präsidentschaftskandidaten, Tim Walz, offiziell für die Wahl nominiert. Ihr Ziel: Die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Der Republikaner Donald Trump, der von 2016 bis 2020 Präsident war, möchte dies nach seiner Wahlniederlage 2020 gegen den aktuellen Präsidenten, Joe Biden, gerne verhindern.

Die Bürgerinnen und Bürger wählen Anfang November ihren Präsidenten oder ihre Präsidentin nicht direkt. Stattdessen läuft dies über die sogenannten Wahlmänner und Wahlfrauen. Diese wählen den Präsidenten oder die Präsidentin erst im Dezember im „Electoral College“. Jeder US-Bundesstaat hat mindestens drei Wahlleute. Sie vertreten in den Bundesstaaten das Volk. Die jeweilige Anzahl richtet sich nach der Einwohnerzahl. Insgesamt gibt es 538 Wahlleute. Mit mindestens 270 Stimmen im „Electoral College“ ist die Wahl dementsprechend gewonnen. In fast allen Bundesstaaten gilt das „The winner takes it all“-Prinzip. Das bedeutet, dass der Kandidat oder die Kandidatin mit den meisten Stimmen alle Wahlmänner und Wahlfrauen des jeweiligen Bundesstaates zugeschrieben bekommt. Das wird auch Mehrheitswahlrecht genannt. Ein kleines Rechenbeispiel: Gewinnt eine kandidierende Person in Kalifornien die meisten Stimmen, bekommt sie im Regelfall 55 Stimmen der Wahlleute im „Electoral College“. Allerdings sind diese nur in 26 von 50 Bundesstaaten dem Willen der Wählerinnen und Wähler verpflichtet. In den restlichen 24 Bundesstaaten handelt es sich um eine Gewissensentscheidung. Wählen Wahlleute nicht nach dem Willen der Wählenden, wird das „Faithless Elector“ („treulose/r Wahlmann/-frau“) genannt. Insgesamt gewinnt nicht unbedingt die Person mit den meisten Wählerstimmen, sondern diejenige mit den meisten Stimmen der Wahlleute. 2016 hatte Hillary Clinton mehr Wählerstimmen erhalten, dennoch wurde Donald Trump Präsident. Kritik an diesem System gibt es fortlaufend.

In den USA haben sich über die Zeit hinweg Tendenzen abgezeichnet. Unter anderem die Bundesstaaten Kalifornien, New York, Washington und Minnesota sind demokratisch dominiert („Blue States“), während in Kansas, Nebraska, Wyoming und Utah meist die Republikanische Partei gewinnen („Red States“). Die sogenannten „Swing States“ sind Bundesstaaten, in denen die Kräfteverhältnisse wechseln. Auf diese kommt es folgerichtig für die jeweiligen Kandidierenden der Parteien vor allem an. Die Faustregel: Wer diese gewinnt, gewinnt die Wahl. Darunter fallen unter anderem: Wisconsin, Arizona und Michigan. Diese Bundesstaaten sind besonders umkämpft. Für den Wahlkampf wird dort am meisten Geld ausgegeben und die Kandidierenden sind häufiger vor Ort, um Stimmen zu gewinnen. Daher werden diese Bundesstaaten auch „Battleground States“ genannt. 2016 gewannen die Republikaner mit Donald Trump Arizona, 2020 war es Joe Biden, der alle Stimmen der Wahlleute bekam. Die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahlen in den USA sind dadurch äußerst knapp.

Funfact: Seit 1845 ist der Wahltag der Dienstag nach dem ersten Montag im November. Der Sonntag wurde damals nicht ausgewählt, weil die Bevölkerung zur Kirche ging. Außerdem musste darauf Rücksicht genommen werden, dass gleichzeitig die Erntezeit vorüber und das Wetter noch nicht zu schlecht war, sodass die Wege zum nächsten Wahllokal zu begehen waren. Der Großteil der amerikanischen Bevölkerung arbeitete zu dieser Zeit in der Landwirtschaft.

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