5 funky facts

Die fünf besten Bücher von queeren Autor:innen 

Zwei junge Männer sitzen in einem schwach beleuchteten Raum und lesen in einem Buch.
Mit queeren Autor:innen rücken Geschichten und Realitäten von Menschen abseits der Heteronormativität in den Vordergrund.

Emely Hofmann, funky-Jugendreporterin

Lange Zeit haben queere Geschichten und Realitäten in der Literatur nur auf einem Nebenschauplatz stattgefunden: Der quirky schwule beste Freund, die rebellische lesbische Schwester oder ein geschlechtsdiffuses Fabelwesen, das dem Helden oder der Heldin der Story zur Seite steht. Mit der zunehmenden Sichtbarkeit queerer Autor:innen werden nun endlich auch die Geschichten von LGBTQ+-Charakteren häufiger erzählt. Diese fünf Bücher von queeren Autor:innen sollte man gelesen haben – vom Klassiker bis zur Graphic Novel. 

James Baldwin – „Giovannis Zimmer“ 

„Giovannis Zimmer“ ist ein Klassiker der queeren Literatur. Bereits im Jahr 1956 auf Englisch erschienen, erzählt Baldwin die Geschichte von David und Giovanni im Paris der 50er- Jahre. David ist Amerikaner, hat eine Verlobte und lebt in Frankreich. Dort lernt er den selbstbewussten Barkeeper Giovanni kennen, mit dem er eine Affäre beginnt. Bald plagen David Gewissensbisse und Scham, gleichzeitig wächst die Lust und das Verlangen nach Giovanni.  

Baldwin ist mit dem Roman eine noch heute aktuelle Darstellung der Zerrissenheit zwischen gesellschaftlichen Konventionen und der Hingabe zur homosexuellen Liebe gelungen. Der Roman enthält deutlich autobiographische Elemente: Baldwin selbst lebte als gebürtiger US-Amerikaner als homosexueller Mann in Frankreich. Mit „Giovannis Zimmer“ gelang ihm der Durchbruch. Danach wurde nicht nur sein Schwarz-Sein stets mit seinen literarischen Werken verknüpft, sondern auch seine Homosexualität. Bis heute ist er einer der bedeutendsten queeren Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.  

Giovannis Zimmer, aus dem amerikanischen Englisch  von Miriam Mandelkow, dtv, München, 208 Seiten, 12 Euro 

Carmen Maria Machado – „Das Archiv der Träume“ 

Eine lesbische Beziehung ist frei von patriarchalen Machtstrukturen und toxischer Männlichkeit – so lautet zumindest das gesellschaftliche Idealbild. Carmen Maria Machado zeichnet mit ihrem Roman ein anderes Bild: Sie erzählt ihre eigene Geschichte von einer toxischen Beziehung mit einer anderen Frau. Für die durchs Leben schlitternde Carmen scheint diese Frau genau das zu sein, was sie sich immer erträumt hat. Schnell wird aus einer erotischen Liebesbeziehung ein Gefängnis aus psychischer und physischer Gewalt.  

Machado setzt sich in ihrem autobiografischen Roman mit der Wahrnehmung von Bisexualität und lesbischen Beziehungen in der Gesellschaft auseinander. In den fragmenthaften Kapiteln arbeitet sie heraus, was Homosexualität zwischen Frauen ausmacht, und stellt es in den Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen der USA. Dabei spielt sie mit unterschiedlichen Genres, vermischt Wirklichkeit mit Surrealismus und Analyse mit Erzählungen. 

Das Archiv der Träume, aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll, Tropen Verlag, Stuttgart, 336 Seiten, 22 Euro 

Florian Gottschick – „Damals im Sommer“ 

Auch Florian Gottschick hat autobiografische Elemente in seinen Roman „Damals im Sommer“ einfließen lassen. Er erzählt von der ersten großen Liebe, ersten Küssen und einer ersten gemeinsamen Nacht. Im Sommerurlaub mit ihren Eltern lernen zwei Brüder am Strand den Franzosen Filip kennen. Der Ich-Erzähler ist fasziniert von der Bekanntschaft und verliebt sich in ihn. Am Ende des Urlaubs verbringen sie nur eine einzige gemeinsame Nacht miteinander, die den Ich-Erzähler aber für immer verändert.  

Gottschick lässt die Leser:innen das Knistern zwischen den beiden jungen Männern und die Sonne auf der Haut förmlich spüren. Wie man eindrucksvolle Bilder kreiert, weiß der Regisseur und Drehbuchautor von Filmen wie „Fucking Berlin“ oder „Nachthelle“. Der Roman ist zärtlich und melancholisch, erinnert an die eigene erste Verliebtheit und erzählt eine klassische Coming-of-Age-Geschichte aus queerer Perspektive. Perfekt für erste Sommertage. 

Damals im Sommer, Penguin, München, 192 Seiten, 18 Euro 

Virginia Woolf – „Orlando: Eine Biographie“ 

Der Titel dieses Klassikers mag täuschen, denn „Orlando“ von Virginia Woolf ist nicht die Autobiografie der Autorin, sondern ein fast märchenhafter Roman über die genderfluide Hauptfigur Orlando. Die Geschichte beginnt im 16. Jahrhundert, als Orlando noch ein junger Adliger ist. Im Schlaf verwandelt sich Orlando in eine Frau und lebt von nun an also solche weiter – für mindestens 350 Jahre. Orlando gibt sich dem Schicksal hin, ohne es weiter zu hinterfragen, und erlebt die Welt nun als eine andere. Damit fordert die Autorin das binäre Geschlechterverständnis heraus und spielt mit der Bedeutung von Männlichkeit und Weiblichkeit.  

Mit Orlando schafft Woolf eine:n Held:in abseits jeglicher Konformität. Angelehnt ist der Charakter angeblich an die Schriftstellerin Vita Sackville-West, mit der Woolf in den 1920er-Jahren eine Liebesbeziehung führte. Deswegen wird „Orlando“ auch als „Liebesbrief“ an Sackville-West gehandelt. Bis heute gilt Virginia Woolf als eine der bedeutendsten Schriftstellerin der Queeren- und Frauenbewegung, da sie bereits früh die Normen von Sexualität und Geschlecht sprengte. 

Orlando, aus dem Englischen von Melanie Walz, Insel Verlag, Berlin, 302 Seiten, 10 Euro 

Alice Oseman – „Heartstopper“ 

Heartstopper“ ist vermutlich genau das Buch, das sich viele queere Autor:innen in ihrer Jugend selbst gewünscht hätten. In der Graphic Novel von Alice Oseman geht es um Nick und Charlie, die sich selbst, ihre Sexualität und die Liebe zueinander entdecken. Begleitet werden sie dabei von ihren Freund:innen, die ebenso wie Nick und Charlie noch auf der Suche nach sich selbst sind.  

Die Comic-Reihe behandelt Themen wie mentale Gesundheit, erste Liebe, die Suche nach einem Platz in der Welt und im queeren Spektrum. In der Freundesgruppe gehören Homosexualität, Trans- oder Nicht-Binär-Sein zum ganz normalen Alltag und zeigen: Du bist nicht allein. Auch Alice Oseman selbst ist queer und schafft mit der Heartstopper-Reihe eine Welt, in der sich queere Jugendliche gesehen und verstanden fühlen. 

Heartstopper, aus dem Englischen von Vanessa Walder, Loewe Graphix, Bindlach, 288 Seiten, 15 Euro 

Du willst mehr? Du bekommst mehr!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.