Meinung

Reingelesen: Rosie Price – „Der rote Faden“

Symbolbild Reingelesen
Die englische Schriftstellerin Rosie Price beleuchtet in „Der rote Faden“ eindrücklich die weitreichenden Folgen sexualisierter Gewalt.

Celina Otto, funky-Jugendreporterin

© Rowohlt Verlag

Kate und Max sind unzertrennliche Freunde. Während des gemeinsamen Studiums eröffnet Max ihr Zugang zu seiner wohlhabenden Familie und einer Welt voller Privilegien. Doch auf einer Familienfeier geschieht etwas, das Kates Leben in den Grundfesten erschüttert: Sie wird von Max‘ Cousin vergewaltigt. Was folgt, ist ein langer innerer Kampf – mit dem Schweigen, der Angst vor den Konsequenzen einer Offenlegung und mit dem verzweifelten Versuch, die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen. Lange spricht Kate mit niemandem über die Tat, unfähig, Worte für das Geschehene zu finden. Als sie schließlich den Mut aufbringt, sich Max‘ Mutter Zara zu offenbaren, nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung.

Mit „Der rote Faden“ ist der englischen Schriftstellerin Rosie Price ein eindringlicher Roman gelungen, der ungeschönt die weitreichenden Folgen sexualisierter Gewalt beleuchtet: Wie die Tat nachwirkt, sich in den Alltag einschleicht und bald jede zwischenmenschliche Beziehung beeinflusst.

Price beschreibt mit schonungsloser Präzision, wie betroffene Frauen in Isolation geraten, mit Schuldgefühlen und Selbstzweifeln ringen und sich in destruktiven Verhaltensmustern verlieren. Die Lektüre ist bewegend, verstörend und hallt lange nach. Wer nicht nachempfinden kann, was es bedeutet, Opfer einer Vergewaltigung zu werden, kann sich glücklich schätzen. Doch gerade für diese Menschen bietet das Buch wertvolle Einblicke in die Gefühlswelt Betroffener und ermöglicht ein tieferes Verständnis für ihre Lebensrealität – geprägt von Wut, Ohnmacht, Trauer, Hoffnung und Widerstand. Leserinnen und Lesern, die sich mit schwierigen, aber überaus wichtigen Themen auseinandersetzen wollen, anstatt die Augen zu verschließen, sei „Der rote Faden“ ans Herz gelegt.

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