Interview

„Ich bin verletzlicher, als ich es beim Film je war“ – Edin Hasanovic im Interview 

Edin Hasanovic sitzt auf einem Schreibtisch in dem Studio von Edins Neo Night.
„Edins Neo Night" geht in die zweite Runde. In der ersten Folge ist Tommi Schmitt zu Gast.

Emely Hofmann, funky-Jugendreporterin

Berlin. Auf der Bühne ist er ein Energiebündel, im Interview schlägt er auch leisere Töne an: Schauspieler und Moderator Edin Hasanovic steht seit seiner Jugend vor der Kamera. Trotz seines frühen Ruhms war nicht immer alles leicht für den gebürtigen Bosnier: Seine Mutter musste mit ihm als Baby nach Deutschland fliehen, aufgewachsen ist er in einem Flüchtlingsheim. Erfahrungen, die ihn geprägt haben, und über die er offen mit seinen Gästinnen und Gästen in der neuen Staffel seiner Late Night Talk Show „Edins Neo Night“ spricht. In der Show stellt der 32-jährige erneut sein Talent als charismatischer und lustiger Entertainer unter Beweis. Im Interview spricht er darüber, wie er die Waagschale zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit hält, was ihm im Alltag Kraft gibt und wie er mit Druck umgeht.  

Deine eigene Late Night Show Edins Neo Night geht in die zweite Staffel. Worauf können sich die Zuschauerinnen und Zuschauer uns in den neuen Folgen freuen? Was ist vielleicht anders? 

Edin Hasanovic: Grundlegend ist das Prinzip gleich. Ich habe einen Gast, eine Band, es werden Spiele gespielt und wir haben Einspieler. Es kommt sicherlich auch zu Tanz und Gesang, dagegen kann ich mich selbst nicht wehren, das kommt einfach aus mir heraus. Ob etwas anders ist … es ist alles besser, würde ich sagen! 

Du hast eine wahnsinnige Energie auf der Bühne. Wie viel Anstrengung kostet dich diese Bühnenpersona? 

Das Singen und das Tanzen kostet mich weniger Anstrengung, weil das ganz natürlich passiert. Anstrengend finde ich eher die inneren Prozesse, die während der Aufzeichnung ablaufen. Dieses Projizieren, die Angst, der eigene Druck, mit den Erwartungen klarkommen – das ist viel anstrengender als die Arbeit an sich.  

Hast du ein Ritual, bevor du auf die Bühne gehst? 

Mein Ritual in dieser Staffel war simpel, aber wirkungsvoll: Vor jeder Show habe ich mich in meine Garderobe zurückgezogen, um einen Moment zur Ruhe zu kommen. Tief durchatmen, die Augen schließen und in aller Ruhe einen Salat essen – nichts Spektakuläres, aber genau diese Routine hat mir eine tolle Stabilität gegeben. 

Du bist nicht nur Moderator, sondern auch Schauspieler. Wie unterscheiden sich die Berufe für dich? 

Da liegen Welten dazwischen. Auf der einen Seite steh der Tatort-Dreh in Frankfurt an. Darauf freue ich mich, weil mir das Stabilität gibt. Ich habe in dem Beruf inzwischen 20 Jahre Erfahrung, ich weiß, was auf mich zukommt. Das ist von der Emotionalität und Lautstärke her etwas völlig anderes als diese Show-Welt. Es geht auch beim Ergebnis weniger um mich als Person, sondern um die Rolle, der ich mich unterordne. Bei der Show habe ich nichts, hinter dem ich mich verstecken könnte. Wenn ich auf die Bühne komme, bin das ich – oder zumindest ein Teil von mir. Damit bin auch verletzlicher, als ich es beim Film je war. 

Du bist ab diesem Jahr auch als Frankfurter Tatort-Kommissar zu sehen. Ich glaube, in Deutschland gibt es kaum eine krassere Rolle im Fernsehen. Hat sich das für dich besonders angefühlt? 

Ja! Als ich das bei Social Media gepostet habe, war das Feedback krass. Zu nichts war in den letzten 20 Jahren die Resonanz so groß. Als ich an meinem ersten Drehtag in Frankfurt angekommen bin, habe ich mir alles in Zeitlupe vorgestellt und dachte, alle Menschen drehen sich zu mir um und sagen: Das ist er! Das war natürlich überhaupt nicht so. Keiner hatte irgendeine Ahnung, wer ich bin. Man muss am Set immer wieder versuchen, zu vergessen, wie viele Menschen das am Ende sehen. So war das beim Tatort-Dreh auch. Das ist die heilige Kuh der Deutschen. Damit sind gleichzeitig viele Erwartungen und Vorstellungen verknüpft, wie der neue Tatort-Kommissar zu sein hat. 

Wie wichtig ist Unterhaltung in Zeiten wie diesen, wo gefühlt eine Krise die nächste jagt? 

Wenn ich versuche, meinen Kopf auszumachen, spiele ich Spiele auf der Playstation, lese ein Buch oder schaue irgendwelche bescheuerten YouTube-Videos. Ich glaube, dass es rein psychologisch immens wichtig ist, den Kopf mal zu resetten. Egal, wo ich mich befinde, brauche ich immer wieder diesen Reset, etwas, das mich leicht macht, alles vergessen lässt und zum Lachen bringt. 

Du willst mehr? Du bekommst mehr!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.