Eine Woche lang ehrlich sein, keinen Plastikmüll produzieren oder auf Instagram verzichten? In dieser Rubrik versucht sich die Jugendredaktion an spannenden Selbstexperimenten.
„Das hast du gut gemacht!“ oder „Dieses Outfit steht dir super!“: Über solche kleinen Aufmerksamkeiten freuen sich alle Menschen im Alltag. Während man Komplimente in der Regel von nahestehenden Personen erhält, wie der Familie, Freund:innen oder Kolleg:innen, soll es in diesem Selbstversuch einmal darum gehen, einen Tag lang Komplimente an zehn fremde Menschen zu verteilen – einfach so, spontan auf der Straße.
Und so begann dann der „10-Komplimente-Tag“ an einem sonnigen Februarmorgen. Etwas nervös war ich schon, denn fremde Menschen einfach so anzusprechen ist einfach ungewohnt. Gleich zu Beginn kam ich an einem Friseursalon vorbei und als ich sah, dass eine junge Frau mit einer Kurzhaarfrisur aus dem Salon trat, sagte ich einfach frei heraus: „Die neue Frisur steht ihnen hervorragend.“ Sie reagierte sichtlich überrascht, lächelte aber sofort und antwortete: „Vielen Dank, ihre Haare gefallen mir auch gut.“ Wir gingen beide weiter, und zumindest ich war beseelt von diesem kurzen, positiven Moment.
Nach dieser positiven ersten Erfahrung gelangen mir die nächsten Begegnungen ganz intuitiv. Ich sagte zwei Hundebesitzern, dass ihre Vierbeiner wirklich niedlich und gut erzogen seien. Beide tätschelten ihre Lieblinge daraufhin und boten mir an, die Hunde zu streicheln. Ich merkte, dass Komplimente schnell zu Gesprächen führten und die Menschen sich zwar überrascht, aber dennoch erfreut zeigten.
Nur zwei der zehn Komplimente liefen weniger gut. Ein junger Mann mit einem Skateboard, den ich auf seine talentierten Skateboard Skills ansprechen wollte, hörte mich nicht. Er hatte Kopfhörer in den Ohren, die ich erst sah, nachdem ich in bereits dreimal angesprochen hatte und er überhaupt nicht reagierte. Als ich dann auch noch sah, dass umstehende Passantinnen und Passanten mich bereits ein wenig merkwürdig ansahen, war mir das schon ein wenig peinlich. Aber schon nach wenigen Minuten konnte ich über das fehlgeschlagene Lob lachen. Vielleicht eine gute Lehre: Ein Kompliment sollte ohne Hintergedanken, geschweige denn die Aussicht auf ebenfalls positives Feedback ausgesprochen werden.
Ein anderer Mann, den ich, auf sein Outfit ansprach, reagierte abweisend und sagte nur genervt: „Was wollen Sie von mir? Ich möchte nichts kaufen.“ Bevor ich ihm erklären konnte, warum ich ihn angesprochen hatte, eilte er schon weiter. Vermutlich war er einfach gestresst. Auch okay.
Alle weiteren Situationen nahm ich als sehr angenehm wahr. Mir fiel auf, dass sich junge Menschen ebenso über nette Worte freuten wie ältere Personen. Als ich an einem Spielplatz vorbeikam sprach ich eine Mutter an, die einen Zwillingskinderwagen schob und zugleich noch von einem Kleinkind auf einem Dreirad begleitet wurde. Dabei wirkte sie völlig gelassen. Ich sagte der Dreifachmutter, dass ich es bewundernswert finde, wie viel Kraft und Gelassenheit sie ausstrahlte. Sie freute sich und entgegnete „Oh wow. Das hat wirklich meinen Tag noch besser gemacht.“ Wir kamen sogar kurz ins Gespräch und ich erzählte ihr von meinem Selbstversuch. Ihre Tochter bot mir sogar einen ihrer Kekse an. Beim Abschied gab mir die Mutter mit auf den Weg, dass sie nun ebenfalls öfter Komplimente an Fremde verteilen wolle. Das war wohl meine liebste Begegnung, denn sie zeigte mir, wie leicht man mit kleinen Worten etwas Positives bewirken kann. Dabei freut man sich selbst mit und behält die kurzen Begegnungen noch lange im Kopf. Übrigens: Ein Kompliment löst mithilfe des Nervenbotenstoffs Dopamin sowohl beim der Sender-Person, als auch beim Empfänger-Person Glücksgefühle aus.
Später sprach ich ein Ehepaar an, dass in einem Café, wo ich mir ein Getränk kaufte, in der Schlange vor mir stand und angeregt miteinander lachte. „Ihr Lachen ist einfach ansteckend“, sagte ich frei heraus, und der Mann erwiderte: „Das ist aber wirklich nett. Tatsächlich können wir nach mehr als 40 Ehejahren noch über die Eigenheiten des anderen lachen!“ Ich gratulierte ihnen und lächelte immer noch, als sie einige Augenblicke später händchenhaltend das Café verließen.
Der Selbstversuch zeigte mir, dass – im Gegensatz zu meinen Befürchtungen – meine Komplimente gar nicht erzwungen werden musste, sondern einfach spontan passierten. So schlenderte ich auf meinem Rückweg durch einen Park. Ich kam an einem älteren Herrn vorvei, der in einem Buch blätterte. Ich sprach ihn an und fragte, ob er mir verraten könne, wie sein Buch heißt. Er verriet es mir und wir kamen ins Gespräch, wobei er mir erzählte, dass Lesen schon seit seiner Kindheit zu seinen liebsten Hobbys zählt. Ich fragte ihn nach einer Buchempfehlung und sagte daraufhin „Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack und zudem noch eine besonders angenehme Stimme.“ „Das bedeutet mir wirklich viel. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder, ich sitze häufig hier in der Sonne und lese“, entgegnete er daraufhin. So hat mir dieses Experiment möglicherweise sogar dazu verholfen, einen längerfristigen Kontakt aufzubauen und ich bin sehr erstaunt darüber, wie viel ich über einige der mir zuvor völlig fremden Menschen an diesem Tag erfahren habe. Die zehn Komplimente waren am Ende des Tages leicht gemacht. Ich fragte mich abends, ob die Menschen, mit denen ich gesprochen hatte, sich wohl auch am Abend noch daran erinnerten, so wie ich es tat. Natürlich werde ich das nicht erfahren. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass meine Worte sich für einen kurzen Moment positiv auswirkten. Allein das macht das Experiment zu einem Erfolg. Wer würde sich nicht über ein kleines Kompliment zwischendurch freuen? Ich zumindest werde In Zukunft öfter einfach mal so etwas Nettes zu Menschen sagen, die mir begegnen. Probiert es doch einfach mal aus!
Eine Woche lang ehrlich sein, keinen Plastikmüll produzieren oder auf Instagram verzichten? In dieser Rubrik versucht sich die Jugendredaktion an spannenden Selbstexperimenten.
„Das hast du gut gemacht!“ oder „Dieses Outfit steht dir super!“: Über solche kleinen Aufmerksamkeiten freuen sich alle Menschen im Alltag. Während man Komplimente in der Regel von nahestehenden Personen erhält, wie der Familie, Freund:innen oder Kolleg:innen, soll es in diesem Selbstversuch einmal darum gehen, einen Tag lang Komplimente an zehn fremde Menschen zu verteilen – einfach so, spontan auf der Straße.
Und so begann dann der „10-Komplimente-Tag“ an einem sonnigen Februarmorgen. Etwas nervös war ich schon, denn fremde Menschen einfach so anzusprechen ist einfach ungewohnt. Gleich zu Beginn kam ich an einem Friseursalon vorbei und als ich sah, dass eine junge Frau mit einer Kurzhaarfrisur aus dem Salon trat, sagte ich einfach frei heraus: „Die neue Frisur steht ihnen hervorragend.“ Sie reagierte sichtlich überrascht, lächelte aber sofort und antwortete: „Vielen Dank, ihre Haare gefallen mir auch gut.“ Wir gingen beide weiter, und zumindest ich war beseelt von diesem kurzen, positiven Moment.
Nach dieser positiven ersten Erfahrung gelangen mir die nächsten Begegnungen ganz intuitiv. Ich sagte zwei Hundebesitzern, dass ihre Vierbeiner wirklich niedlich und gut erzogen seien. Beide tätschelten ihre Lieblinge daraufhin und boten mir an, die Hunde zu streicheln. Ich merkte, dass Komplimente schnell zu Gesprächen führten und die Menschen sich zwar überrascht, aber dennoch erfreut zeigten.
Nur zwei der zehn Komplimente liefen weniger gut. Ein junger Mann mit einem Skateboard, den ich auf seine talentierten Skateboard Skills ansprechen wollte, hörte mich nicht. Er hatte Kopfhörer in den Ohren, die ich erst sah, nachdem ich in bereits dreimal angesprochen hatte und er überhaupt nicht reagierte. Als ich dann auch noch sah, dass umstehende Passantinnen und Passanten mich bereits ein wenig merkwürdig ansahen, war mir das schon ein wenig peinlich. Aber schon nach wenigen Minuten konnte ich über das fehlgeschlagene Lob lachen. Vielleicht eine gute Lehre: Ein Kompliment sollte ohne Hintergedanken, geschweige denn die Aussicht auf ebenfalls positives Feedback ausgesprochen werden.
Ein anderer Mann, den ich, auf sein Outfit ansprach, reagierte abweisend und sagte nur genervt: „Was wollen Sie von mir? Ich möchte nichts kaufen.“ Bevor ich ihm erklären konnte, warum ich ihn angesprochen hatte, eilte er schon weiter. Vermutlich war er einfach gestresst. Auch okay.
Alle weiteren Situationen nahm ich als sehr angenehm wahr. Mir fiel auf, dass sich junge Menschen ebenso über nette Worte freuten wie ältere Personen. Als ich an einem Spielplatz vorbeikam sprach ich eine Mutter an, die einen Zwillingskinderwagen schob und zugleich noch von einem Kleinkind auf einem Dreirad begleitet wurde. Dabei wirkte sie völlig gelassen. Ich sagte der Dreifachmutter, dass ich es bewundernswert finde, wie viel Kraft und Gelassenheit sie ausstrahlte. Sie freute sich und entgegnete „Oh wow. Das hat wirklich meinen Tag noch besser gemacht.“ Wir kamen sogar kurz ins Gespräch und ich erzählte ihr von meinem Selbstversuch. Ihre Tochter bot mir sogar einen ihrer Kekse an. Beim Abschied gab mir die Mutter mit auf den Weg, dass sie nun ebenfalls öfter Komplimente an Fremde verteilen wolle. Das war wohl meine liebste Begegnung, denn sie zeigte mir, wie leicht man mit kleinen Worten etwas Positives bewirken kann. Dabei freut man sich selbst mit und behält die kurzen Begegnungen noch lange im Kopf. Übrigens: Ein Kompliment löst mithilfe des Nervenbotenstoffs Dopamin sowohl beim der Sender-Person, als auch beim Empfänger-Person Glücksgefühle aus.
Später sprach ich ein Ehepaar an, dass in einem Café, wo ich mir ein Getränk kaufte, in der Schlange vor mir stand und angeregt miteinander lachte. „Ihr Lachen ist einfach ansteckend“, sagte ich frei heraus, und der Mann erwiderte: „Das ist aber wirklich nett. Tatsächlich können wir nach mehr als 40 Ehejahren noch über die Eigenheiten des anderen lachen!“ Ich gratulierte ihnen und lächelte immer noch, als sie einige Augenblicke später händchenhaltend das Café verließen.
Der Selbstversuch zeigte mir, dass – im Gegensatz zu meinen Befürchtungen – meine Komplimente gar nicht erzwungen werden musste, sondern einfach spontan passierten. So schlenderte ich auf meinem Rückweg durch einen Park. Ich kam an einem älteren Herrn vorvei, der in einem Buch blätterte. Ich sprach ihn an und fragte, ob er mir verraten könne, wie sein Buch heißt. Er verriet es mir und wir kamen ins Gespräch, wobei er mir erzählte, dass Lesen schon seit seiner Kindheit zu seinen liebsten Hobbys zählt. Ich fragte ihn nach einer Buchempfehlung und sagte daraufhin „Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack und zudem noch eine besonders angenehme Stimme.“ „Das bedeutet mir wirklich viel. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder, ich sitze häufig hier in der Sonne und lese“, entgegnete er daraufhin. So hat mir dieses Experiment möglicherweise sogar dazu verholfen, einen längerfristigen Kontakt aufzubauen und ich bin sehr erstaunt darüber, wie viel ich über einige der mir zuvor völlig fremden Menschen an diesem Tag erfahren habe. Die zehn Komplimente waren am Ende des Tages leicht gemacht. Ich fragte mich abends, ob die Menschen, mit denen ich gesprochen hatte, sich wohl auch am Abend noch daran erinnerten, so wie ich es tat. Natürlich werde ich das nicht erfahren. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass meine Worte sich für einen kurzen Moment positiv auswirkten. Allein das macht das Experiment zu einem Erfolg. Wer würde sich nicht über ein kleines Kompliment zwischendurch freuen? Ich zumindest werde In Zukunft öfter einfach mal so etwas Nettes zu Menschen sagen, die mir begegnen. Probiert es doch einfach mal aus!
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