Real-O-Mat vs. Wahl-O-Mat

Foto eines Stimmzettel-Umschlages für die Bundestagswahl.
Die Zeit, eine Wahlentscheidung zu treffen, wird immer kürzer. Der Real-O-Mat soll helfen.
Nele Heimann, funky-Jugendreporterin

In weniger als zwei Wochen sind Neuwahlen. Die Wahlplakate hängen, Wahlwerbung läuft im Fernsehen und wir alle fragen uns: Wie werden die Parteien koalieren und wer wird Bundeskanzler? Bei der Meinungsfindung hilft oft der Wahl-O-Mat, der sich an den Wahlprogrammen der Parteien orientiert. Aber wie verlässlich sind die Wahlversprechen? Der Real-O-Mat verfolgt hier eine etwas andere Herangehensweise. 

Real-O-Mat: Entscheidungen auf Basis realer Abstimmungen 

Beim Real-O-Mat geht es um die bisherigen realen Abstimmungen und nicht nur um die bloßen Versprechen der Parteiprogramme, die der Wahl-O-Mat berücksichtigt. Laut der Real-O-Mat-Website wird „das Abstimmungsverhalten der Bundestagsfraktionen zu Anträgen und Gesetzentwürfen“ der Legislaturperiode von September 2021 bis Dezember 2024 als Grundlage genutzt.

Aufgestellt sind 20 Thesen, die thematisch von Arbeit und Gesundheit bis zur Innen- und Außenpolitik reichen und sich an den geführten Bundestagsdebatten orientieren. Die Thesen sind vereinfacht dargestellt, sodass der Zugang für uns Nicht-Politiker:innen erleichtert wird. 

Beispiele für Aussagen sind: 

  • „Bei der Einwanderung von Fachkräften ohne EU-Staatsbürgerschaft sollen einige Hürden abgebaut werden.“ 
  • „Die BAföG-Sätze für Schüler*innen und Studierende sollen um 5 Prozent beim Grundbedarf bzw. um 20 Euro beim Wohngeld angehoben werden.“ 
  • „Ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr soll die Verteidigung stärken.“ 

Die Auswahlmöglichkeiten lauten: „richtig“, „geht nicht weit genug“ und „geht zu weit“. Wobei die letzte Option nicht immer „klickbar“ ist, wenn keine der Parteien tatsächlich so abgestimmt hat. Hier lässt sich also ein realistisches Bild über die jeweiligen Positionen der Parteien gewinnen. Zudem können besonders wichtige Aussagen doppelt gewichtet werden. 

Meine Ergebnisse beim Real-O-Mat 

Bei meinem Test kam Die Linke mit 67 Prozent auf den ersten Platz, gefolgt von der SPD mit 42 Prozent. FDP und Die Grünen lagen mit jeweils 38 Prozent gleichauf. Dass die AfD aber auch mit satten 25 Prozent abschneidet, hat mich dann doch überrascht.

Nach der Abstimmung kann eingesehen werden, wie die jeweiligen Parteien damals abgestimmt haben und mit der eigenen Meinung abgeglichen werden.

Wahl-O-Mat: Wahlprogramme als Grundlage 

Zum Vergleich habe ich anschließend den Wahl-O-Mat genutzt. Die Vorgehensweise ist ähnlich, auch hier gibt es die Möglichkeit, einzelne Themen doppelt zu gewichten. Die Antwortoptionen lauten jedoch: „stimme zu“, „neutral“ und „stimme nicht zu“. 

Beim Wahl-O-Mat landete Die Linke mit 82,3 Prozent auf Platz 3, wobei ich hier auch kleinere Parteien wie Volt und Mera25 einbezogen habe, die die Plätze 1 und 2 belegten. Auf den weiteren Plätzen folgten Die Grünen mit 71,9 Prozent, BSW und SPD mit jeweils 66,7 Prozent, FDP mit 32,3 Prozent, und das Schlusslicht bildete die AfD mit 21,9 Prozent. 

Fazit: Wahl-O-Mat oder Real-O-Mat? 

Die Tendenzen waren in beiden Tests ähnlich. Trotzdem ist die Umsetzung des Real-O-Mats besonders interessant, da er einen realistischen Einblick in das bisherige Abstimmungsverhalten der Parteien gibt. Wer die letzten Bundestagsdebatten nicht mehr präsent hat, kann mithilfe des Real-O-Mats eine retrospektive Einschätzung treffen und auf dieser Basis eine informierte Wahlentscheidung treffen.

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