Besserwisserwissen: Was bedeutet taktisches Wählen?

Was bedeutet taktisches Wählen und wie kann es ein Wahlergebnis beeinflussen?
Was bedeutet taktisches Wählen und wie kann es ein Wahlergebnis beeinflussen?
Frida Schubert, funky-Jugendreporterin

Die demokratische Wahl in Deutschland ist grundsätzlich sehr leicht aufgebaut. Jede:r stimmt mit der Erststimme für den oder die Lieblingskandidat:in und mit der Zweitstimme für die Partei, die die eigenen Werte und Vorstellungen am ehesten vertritt. Dadurch setzt sich dann der Bundestag oder Landtag zusammen. Immer mehr Menschen wählen mittlerweile aber nicht mehr einfach nur ihre Lieblingspartei oder den oder die bevorzugte:n Kandidat:in, sondern treffen ihre Wahl nach taktischen Kriterien. Was bedeutet taktisches Wählen und wie kann es ein Wahlergebnis beeinflussen?

Laut dem Lexikon auf wahlrecht.de verfolgt taktisches Wählen das Ziel, „durch die Wahl eines weniger bevorzugten Wahlvorschlages und der Nichtwahl des eigentlich bevorzugten Wahlvorschlages den Erfolgswert der Stimme(n) bei einer Wahl zu erhöhen.“ Mit anderen Worten bedeutet das: Statt die Partei zu wählen, die den eigenen Überzeugungen am ehesten entspricht, wählt man eine Partei, die bessere Chancen auf eine Regierungsbeteiligung hat oder mitunter auch schlichtweg „das kleinere Übel“ darstellt.

Für taktisches Wählen entscheiden sich häufig Personen, deren bevorzugte Partei eher klein ist und die die Sperrklausel von fünf Prozent realistischerweise nicht überschreiten wird. In diesem Fall erhält dann stattdessen eine Partei die Stimme, die den Zielen der bevorzugten Partei möglichst nahe kommt und mit größerer Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein wird. Hier zeigt sich das Problem von taktischem Wählen: Es bevorzugt etablierte Parteien und erschwert kleineren oder gar neuen Parteien den Einzug in ein politisches Organ wie den Bundes- oder Landtag. In der Folge haben Parteien, die Stimmen an taktische Wähler:innen verlieren, also im schlimmsten Fall nicht die Möglichkeit, die institutionelle Politik mitzugestalten. Taktisches Wählen wird demzufolge auch als Problem für die Demokratie angesehen, da es dazu führen kann, dass nur etablierte Parteien im Bundes- oder Landtag sitzen und die Parteienlandschaft dadurch lange unverändert bleibt. Andere hingegen sehen im taktischen Wählen fast schon eine Art ethische Verpflichtung, da auf diesem Wege ein mitunter größeres Übel verhindert werden kann, wie etwa die politische Beteiligung einer Partei, die antidemokratische Tendenzen aufweist.

Taktisches Wählen ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ist es ein effektives Mittel, um Politik zu beeinflussen und eine bestimmte politische Richtung zu stärken. Andererseits kann es jedoch kleineren Parteien den Einzug in gesetzgebende Organe verwehren. Letzten Endes sollte das Recht, wählen zu gehen, immer als bürgerliche Pflicht und ebenso als Privileg genutzt werden – ob nun aus taktischen Gründen oder den eigenen Überzeugungen entsprechend.

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