Meinung

Die Survival Serie „7 vs. Wild“: Ein kritischer Kommentar

Die Teilnehmer:innen von 7 vs. Wild müssen sich der Herausforderung in der Wildnis Kanadas stellen.
Die Teilnehmer:innen von 7 vs. Wild müssen sich der Herausforderung in der Wildnis Kanadas stellen.
Maximilian Wittkop, funky-Jugendreporter

Hey Bär, ho Bär“, so schallte es durch die Einöde Kanadas während der dritten Staffel „7 vs. Wild“. In der sogenannten Teamsedition der Survival-Serie von Outdoor-YouTuber Fritz Meinecke traten unter anderem Fitness-YouTuber Sascha Huber und Streamer, Jens „Knossi“ Knosalla, zusammen gegen die Wildnis an.

Meinecke rief die Serie 2021 ins Leben. Sie startete mit einfachen Regeln in Schweden: Sieben Teilnehmer, sieben Tage in der Wildnis und sieben Hilfsmittel – so weit so gut. Die Regeln der Serie änderten sich allerdings im Laufe der Zeit. So durften die Teilnehmenden in Staffel zwei nur so viele Hilfsmittel auf eine Insel Panamas mitnehmen, wie sie Vorkenntnisse hatten. In Staffel drei haben sich sieben Zweierteams in die Wildnis begeben und mussten 14 Tage überleben. Das Grundkonzept bleibt jedoch immer gleich: Menschen treten gegen die Wildnis an, testen die eigenen Grenzen aus und überleben. Dabei legt Meinecke Wert darauf, Menschen in unterschiedlichen Konstellationen zu testen.

Mit epischer Musik, landschaftlichen Eindrücken und einer sonoren Erzähler-Stimme starten die Folgen der Serie. Bei den Zuschauenden dürfte dieses Intro inzwischen tief im Kopf verankert sein. Die Spannung vor dem Ungewissen macht die Serie für das Publikum fesselnd. Alles scheint möglich, auch dass Sascha Huber von einem Krokodil angegriffen wird. Emotionen spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Staffeln enden mit rührenden Bildern der Teilnehmenden samt ihren Partner:innen, geweint und geschrien wird sowieso.

Die Teilnehmenden wechseln in dem Format, ebenso wie die Regeln. In Schweden waren größtenteils Freunde von Meinecke aus dem Outdoor-Bereich dabei. Nur ein Jahr später waren plötzlich „Knossi“ und Sascha Huber Teil der Serie. Ein schlauer Schachzug von Meinecke: Beide brachten ihre Communities mit und die Zuschauerzahlen der Survival-Serie explodierten, denn plötzlich schauten nicht nur Outdoor-Interessierte zu. Die Kreativität in der Wildnis trat in den Hintergrund, stattdessen hatte nun die Unterhaltung einen höheren Stellenwert. Publikumsliebling „Knossi“ steht sinnbildlich dafür. Er freute sich wie ein kleines Kind, als er eine Zigarette an einer Palme anzünden konnte. Die Zigaretten zählten dabei im Übrigen zu einem der sieben Gegenstände. Ist das noch Survival?


Die verwackelten Kameraaufnahmen und teils bedrohlichen Situationen sprechen dafür. Allerdings unterscheidet sich „7 vs. wild“ immer weniger vom Trash-TV. Das „Dschungelcamp“ kommt der Serie von Meinecke sehr nah. Die Teilnehmenden werden in ein Szenario versetzt und die Serie erweckt den Eindruck, dass echte Gefahr herrscht. Das gelingt vor allem durch die gespielte Isolation und die Bedrohungen vor Ort. Mittelpunkt der Serie ist hingegen der Unterhaltungsfaktor – und das zu einem hohen Preis für die Natur.

Meinecke betont auf seinen Reisen gerne, dass die Schlafplätze in der Natur so hinterlassen werden sollen, wie sie vorgefunden wurde. Bei „7 vs. wild“ gibt es natürlich für die Dreharbeiten und den Aufenthalt an den entsprechenden Orten Genehmigungen. Dennoch sind sie immer mitten in der unberührten Natur, welche unberührt bleiben muss. Eine Survival-Serie trägt nicht dazu bei. Die Teilnehmenden dringen in den Lebensraum von Tieren ein. Das ist nicht alles: Helikopter fliegen über die Landschaften, ein Base-Camp wird aufgeschlagen und die Orte werden schon lange im Vorhinein gescoutet. Von „Knossi’s“ Gebrüll ganz zu schweigen. Nachdem die Serie im Netz ist, kommt es vor, dass andere Menschen zu den Orten reisen, um zu sehen, wie es dort ist. Der Influencer „Tom Supreme“ war kurz nach der zweiten Staffel an „Knossi’s“ Ort, um sich selbst herauszufordern. Mit einer großen Reichweite ist das kein Einzelfall. Die Orte werden immer unberührter. Es kann  nicht das Ziel von Meinecke sein, solche Landschaften dem Tourismus preiszugeben. Die Glaubwürdigkeit des Magdeburgers leidet darunter, ebenso wie die Natur unter „7 vs. Wild“.

Die ganze Survival-Bubble erlebt einen Boom. „7 vs. Wild“ ist dabei nur eine von vielen Survival-Serien. Es werden immer gefährlichere Szenarien und Abenteuer gewählt. Dabei wird leider völlig vergessen, dass man sich in der Natur befindet und es für manche Orte besser ist, wenn kein Millennial mit einer GoPro vorbeikommt.

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