Berlin. Jahrelang gehen junge Menschen zur Schule, hangeln sich von Klausur zu Klausur, bis sie endlich ihren Abschluss in den Händen halten – und dann? Allzu häufig lässt sie die Studien- oder Berufsberatung eher uninspiriert zurück. Emanuele Monaco, Co-Gründer und Geschäftsführer von teech, einer Online-Plattform für digitale Klassenzimmer, möchte Schüler:innen neue Perspektiven aufzeigen und sie in ihren Träumen unterstützen. Im Interview spricht er über die Bedeutung von Vorbildern, über projektbasiertes Lernen und darüber, warum Menschen, die von ihrem Job erzählen, häufig Spannenderes zu sagen haben als Schulbücher.
Lieber Emanuele, was ist der Leitgedanke hinter teech? Emanuele Monaco: Ursprünglich war die Idee, Schulen durch den digitalen Schulalltag zu begleiten. Als die Pandemie einsetzte, haben viele gemerkt, der digitale Unterricht funktioniert nur so lala: hohe Schulungsaufwände und Lizenzgebühren, Schülerinnen und Schüler waren nicht ausgestattet mit den entsprechenden Endgeräten, Lehrkräfte waren überfordert. Also haben wir gesagt: Wir bieten erstmal eine gute Lösung, die ganz einfach nutzbar ist, um digital zu unterrichten und Unterrichtsausfälle zu vermeiden. Unser Antrieb war, jungen Menschen unter die Arme zu greifen und das Ganze leichter zu machen, weil es eine schwierige, dystopische Phase für sie war.
Aber wenn man das, was im Schulalltag passiert, eins zu eins digitalisiert, werden die Inhalte nicht ansprechender für junge Menschen. Wir wurden sehr schnell damit konfrontiert, dass man die jungen Talente total verliert und nur darauf pocht, gute Noten zu schreiben und einen Abschluss zu machen. Man vergisst, zu überlegen: Was sind die Leidenschaften und Interessen der einzelnen Personen? Wo kann man anknüpfen, damit jemand weiß, wohin die Reise nach der Schule gehen kann? Jeder hat einen gewissen Traum, gerade in der Schulzeit oder im Kindesalter. Wir wollen eine Komponente sein, die jungen Menschen dabei hilft – etwa mit den Inspiration Days.
Was ist das Besondere an den Inspiration Days, den von teech ins Leben gerufenen Berufsorientierungstagen? Wir wollen das Thema Berufsorientierung neu verstehen – mit dem Zugang zu Vorbildern, also Menschen, die als Expertinnen und Experten auf ihrem Gebiet gelten, die vielleicht prominent sind, eine gewisse Strahlkraft haben und das Gehör der jungen Menschen für sich gewinnen können. Die sollen einen authentischen Einblick in ihren Werdegang geben, sei er noch so chaotisch und non-linear. Da hat zum Beispiel ein Joko Winterscheidt erzählt, dass er seine Ausbildung abgebrochen hat. Die Leute sehen immer nur das Ergebnis, das im Fernsehen oder in den sozialen Medien präsentiert wird, aber die Historie dahinter, den teilweise auch sehr von Leid oder Zweifel geprägten Werdegang, den hat keiner auf dem Schirm. Doch das haben auch erfolgreiche Menschen. Deswegen sind Vorbilder extrem wichtig, weil man immer die Möglichkeit hat, sich zumindest an der einen oder anderen Stelle mit ihnen zu identifizieren und auch sieht, dass die Welt nicht immer rosarot ist.
Auf der anderen Seite holen wir Unternehmen an Bord – große Marken, aber auch kleinere regionale Unternehmen – die sich den jungen Menschen als potenzieller Arbeitgeber präsentieren. Stichwort Fachkräftemangel. Mitarbeitende, die dort einen bestimmten Job ausüben, geben einen Einblick und erklären, was sie motiviert und wie das Unternehmen dahinter funktioniert. So werden sie selbst zu Vorbildern, auch wenn sie nicht berühmt sind.
Ich glaube, die Schnittstelle zwischen Schulen und der Wirtschaft muss intensiver gelebt werden. Unternehmen arbeiten am Puls der Zeit und ein Schulbuch ist häufig veraltet.
Emanuele Monaco
Wer kann an dem Event teilnehmen? Die Veranstaltung ist für jeden öffentlich zugänglich. Der 25. und 26. September werden rein digital sein, zwischen 9 und 14 Uhr wird es viele verschiedene Talks geben, zu denen man sich zuschalten kann. Der 27. September hingegen findet vor Ort in der Factory Berlin in Berlin-Mitte statt. Zwischen 9 und 14 Uhr haben wir dort zwei Bühnen. Auf der einen Bühne findet ein Programm für über 400 Schülerinnen und Schüler statt. Die zweite Bühne wird von unserem Content-Partner, den diggies, bespielt und fokussiert sich eher auf das Publikum der Lehrkräfte. Da geht’s zum Beispiel um KI, die Schule der Zukunft und einfach um spannende Themen, die auch Lehrkräften den Horizont erweitern und ihnen die Möglichkeit geben sollen, sich untereinander auszutauschen. Am Nachmittag mündet das Ganze in eine Networking-Veranstaltung für Professionals.
Wie können Schulen und Lehrkräfte ihre Schüler:innen besser dabei unterstützen, ihre Stärken und Talente kennen und nutzen zu lernen? Das Curriculum ist relativ starr gefasst. Es ist nicht darin verankert, jungen Menschen oder Lehrkräften die Freiheit zu geben, den Schulalltag selbst zu gestalten. Wenn man den Lehrkräften mehr Zeit und Raum gibt, dann werden sie eher zu Lern-Begleitenden, die den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten aufzeigen. Aber dafür braucht es Zeit, um sich intensiver mit den Interessen von jungen und vor allem sehr individuellen Menschen zu beschäftigen. Und auch Lehrkräfte wissen nicht unbedingt zu 100 Prozent, welche Möglichkeiten es da draußen gibt. Das schaffen Schulen nicht alleine.
Ich glaube, die Schnittstelle zwischen Schulen und der Wirtschaft muss intensiver gelebt werden. Unternehmen arbeiten am Puls der Zeit und ein Schulbuch ist häufig veraltet. Da wäre es doch viel spannender, mit Menschen zu sprechen, die gerade an etwas arbeiten, was unsere Zukunft beeinflusst, als das Ganze aus einem Lehrbuch zu erfahren.
Wie sieht für dich die Schule von morgen idealerweise aus? Sie wird auf jeden Fall projektbasiert sein. Wir werden Fächer nicht isoliert voneinander betrachten und vielleicht auch mit jüngeren oder älteren zusammenarbeiten – sodass man die Altersstufen gar nicht so hierarchisch betrachtet, sondern eher nach Skills und Interessen geht. Das kennt man ja aus dem Vereinssport: Da sind auch nicht alle plötzlich Stürmer, sondern es funktioniert nur, wenn man einander ergänzt und zusammenspielt. Und ähnlich ist es auch in Projekten.
Lehrkräfte müssen mehr und mehr die Rolle einnehmen dürfen, zu beobachten, zu justieren, jemanden an die Hand zu nehmen und ihm diese komplexe und aktuell vielleicht nicht ganz so rosige Welt zu erklären. Wenn man es dann sogar schafft, Klausuren abzuschaffen und projektbasiert zu arbeiten, wäre das für alle Seiten eine Entlastung, weil letztendlich unsere Welt da draußen so funktioniert.
Berlin. Jahrelang gehen junge Menschen zur Schule, hangeln sich von Klausur zu Klausur, bis sie endlich ihren Abschluss in den Händen halten – und dann? Allzu häufig lässt sie die Studien- oder Berufsberatung eher uninspiriert zurück. Emanuele Monaco, Co-Gründer und Geschäftsführer von teech, einer Online-Plattform für digitale Klassenzimmer, möchte Schüler:innen neue Perspektiven aufzeigen und sie in ihren Träumen unterstützen. Im Interview spricht er über die Bedeutung von Vorbildern, über projektbasiertes Lernen und darüber, warum Menschen, die von ihrem Job erzählen, häufig Spannenderes zu sagen haben als Schulbücher.
Lieber Emanuele, was ist der Leitgedanke hinter teech?
Emanuele Monaco: Ursprünglich war die Idee, Schulen durch den digitalen Schulalltag zu begleiten. Als die Pandemie einsetzte, haben viele gemerkt, der digitale Unterricht funktioniert nur so lala: hohe Schulungsaufwände und Lizenzgebühren, Schülerinnen und Schüler waren nicht ausgestattet mit den entsprechenden Endgeräten, Lehrkräfte waren überfordert. Also haben wir gesagt: Wir bieten erstmal eine gute Lösung, die ganz einfach nutzbar ist, um digital zu unterrichten und Unterrichtsausfälle zu vermeiden. Unser Antrieb war, jungen Menschen unter die Arme zu greifen und das Ganze leichter zu machen, weil es eine schwierige, dystopische Phase für sie war.
Aber wenn man das, was im Schulalltag passiert, eins zu eins digitalisiert, werden die Inhalte nicht ansprechender für junge Menschen. Wir wurden sehr schnell damit konfrontiert, dass man die jungen Talente total verliert und nur darauf pocht, gute Noten zu schreiben und einen Abschluss zu machen. Man vergisst, zu überlegen: Was sind die Leidenschaften und Interessen der einzelnen Personen? Wo kann man anknüpfen, damit jemand weiß, wohin die Reise nach der Schule gehen kann? Jeder hat einen gewissen Traum, gerade in der Schulzeit oder im Kindesalter. Wir wollen eine Komponente sein, die jungen Menschen dabei hilft – etwa mit den Inspiration Days.
Was ist das Besondere an den Inspiration Days, den von teech ins Leben gerufenen Berufsorientierungstagen?
Wir wollen das Thema Berufsorientierung neu verstehen – mit dem Zugang zu Vorbildern, also Menschen, die als Expertinnen und Experten auf ihrem Gebiet gelten, die vielleicht prominent sind, eine gewisse Strahlkraft haben und das Gehör der jungen Menschen für sich gewinnen können. Die sollen einen authentischen Einblick in ihren Werdegang geben, sei er noch so chaotisch und non-linear. Da hat zum Beispiel ein Joko Winterscheidt erzählt, dass er seine Ausbildung abgebrochen hat. Die Leute sehen immer nur das Ergebnis, das im Fernsehen oder in den sozialen Medien präsentiert wird, aber die Historie dahinter, den teilweise auch sehr von Leid oder Zweifel geprägten Werdegang, den hat keiner auf dem Schirm. Doch das haben auch erfolgreiche Menschen. Deswegen sind Vorbilder extrem wichtig, weil man immer die Möglichkeit hat, sich zumindest an der einen oder anderen Stelle mit ihnen zu identifizieren und auch sieht, dass die Welt nicht immer rosarot ist.
Auf der anderen Seite holen wir Unternehmen an Bord – große Marken, aber auch kleinere regionale Unternehmen – die sich den jungen Menschen als potenzieller Arbeitgeber präsentieren. Stichwort Fachkräftemangel. Mitarbeitende, die dort einen bestimmten Job ausüben, geben einen Einblick und erklären, was sie motiviert und wie das Unternehmen dahinter funktioniert. So werden sie selbst zu Vorbildern, auch wenn sie nicht berühmt sind.
Wer kann an dem Event teilnehmen?
Die Veranstaltung ist für jeden öffentlich zugänglich. Der 25. und 26. September werden rein digital sein, zwischen 9 und 14 Uhr wird es viele verschiedene Talks geben, zu denen man sich zuschalten kann. Der 27. September hingegen findet vor Ort in der Factory Berlin in Berlin-Mitte statt. Zwischen 9 und 14 Uhr haben wir dort zwei Bühnen. Auf der einen Bühne findet ein Programm für über 400 Schülerinnen und Schüler statt. Die zweite Bühne wird von unserem Content-Partner, den diggies, bespielt und fokussiert sich eher auf das Publikum der Lehrkräfte. Da geht’s zum Beispiel um KI, die Schule der Zukunft und einfach um spannende Themen, die auch Lehrkräften den Horizont erweitern und ihnen die Möglichkeit geben sollen, sich untereinander auszutauschen. Am Nachmittag mündet das Ganze in eine Networking-Veranstaltung für Professionals.
Wie können Schulen und Lehrkräfte ihre Schüler:innen besser dabei unterstützen, ihre Stärken und Talente kennen und nutzen zu lernen?
Das Curriculum ist relativ starr gefasst. Es ist nicht darin verankert, jungen Menschen oder Lehrkräften die Freiheit zu geben, den Schulalltag selbst zu gestalten. Wenn man den Lehrkräften mehr Zeit und Raum gibt, dann werden sie eher zu Lern-Begleitenden, die den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten aufzeigen. Aber dafür braucht es Zeit, um sich intensiver mit den Interessen von jungen und vor allem sehr individuellen Menschen zu beschäftigen. Und auch Lehrkräfte wissen nicht unbedingt zu 100 Prozent, welche Möglichkeiten es da draußen gibt. Das schaffen Schulen nicht alleine.
Ich glaube, die Schnittstelle zwischen Schulen und der Wirtschaft muss intensiver gelebt werden. Unternehmen arbeiten am Puls der Zeit und ein Schulbuch ist häufig veraltet. Da wäre es doch viel spannender, mit Menschen zu sprechen, die gerade an etwas arbeiten, was unsere Zukunft beeinflusst, als das Ganze aus einem Lehrbuch zu erfahren.
Wie sieht für dich die Schule von morgen idealerweise aus?
Sie wird auf jeden Fall projektbasiert sein. Wir werden Fächer nicht isoliert voneinander betrachten und vielleicht auch mit jüngeren oder älteren zusammenarbeiten – sodass man die Altersstufen gar nicht so hierarchisch betrachtet, sondern eher nach Skills und Interessen geht. Das kennt man ja aus dem Vereinssport: Da sind auch nicht alle plötzlich Stürmer, sondern es funktioniert nur, wenn man einander ergänzt und zusammenspielt. Und ähnlich ist es auch in Projekten.
Lehrkräfte müssen mehr und mehr die Rolle einnehmen dürfen, zu beobachten, zu justieren, jemanden an die Hand zu nehmen und ihm diese komplexe und aktuell vielleicht nicht ganz so rosige Welt zu erklären. Wenn man es dann sogar schafft, Klausuren abzuschaffen und projektbasiert zu arbeiten, wäre das für alle Seiten eine Entlastung, weil letztendlich unsere Welt da draußen so funktioniert.
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