Eine Woche lang ehrlich sein, keinen Plastikmüll produzieren oder auf Instagram verzichten? In dieser Rubrik versucht sich die Jugendredaktion an spannenden Selbstexperimenten.
Eine Woche neigt sich dem Ende zu. Eine Woche, in der ich mich an dem Selbstexperiment versucht habe, kein Geld auszugeben. Das war nicht nur entspannt, sondern hat sich in jeglicher Hinsicht und im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt gemacht. Dank meiner fantastischen Freundinnen und Freunde, die genug Geld übrig hatten, um mich eine Woche lang „durchzufüttern“, hatte ich eine wirklich angenehme Zeit.
Zu Beginn der Woche war mein Kühlschrankinhalt ziemlich überschaubar. Ich hatte tatsächlich am Tag zuvor vergessen, dass ich meinen Selbstversuch starten würde, und habe dementsprechend nicht mehr eingekauft. Ein Blick in die gähnende Leere trieb mir erst einmal den Schweiß auf die Stirn. Meiner Einschätzung nach würde das niemals für eine ganze Woche ausreichen. Aber nicht nur die Menge der Lebensmittel, die dort verstaut waren, sondern auch die Auswahl machte mir Sorgen. Ein einsamer Mozzarella lag da neben einer Tüte Karotten und einer Käsepackung, in der noch genau zwei traurige Scheiben Gruyère lagen, die schon angetrocknet waren. Hochgerechnet also vielleicht noch eineinhalb Käsescheiben, wenn ich den Rand abschneiden würde. Wenigstens hatte ich den langweiligen Fehlkauf-Käse von letzter Woche zuerst aufgegessen, sonst hätte ich mich von jeglichen Genussmomenten in den kommenden Tagen innerlich schon verabschieden können. Ein letztes Eis am Stiel aus der Familienpackung war noch da – und zwar nicht gerade das Beste. Ein klassisches Rest-Eis, das immer die anderen überdauert. Aber in dieser heißen Juni-Woche würde ich mich auch diesem bald annehmen müssen. Bei 30 Grad im Schatten war das kleine Milcheis dann überraschenderweise der reinste Genuss!
Heute, am letzten Tag des Experiments, muss ich feststellen, dass ich mich grandios verschätzt habe. Neben dem Kühlschrank mit ein paar frischen Lebensmitteln hatte ich jede Menge Dinge in meinem Vorratsschrank, die ich wunderbar verwenden konnte. Selbst die langweiligen Karotten konnte ich zu einem Salat raspeln, von dem ich die ganze Woche essen konnte. Oberflächenvergrößerung war hier die Devise. Eine Gurke und die zwei letzten Tomaten landeten ebenfalls in einem mit Couscous vermengten Salat. So hatte ich immer etwas Frisches und zum heißen Wetter Passendes im Kühlschrank. Der positive Nebeneffekt: So haben sogar die Karotten und ich wieder zueinander gefunden, die ohne das Experiment wohl ein trauriges und vertrocknetes Ende in der letzten Ecke der Gemüseschublade gefunden hätten.
Das Schönste an dieser Woche war aber, dass ich zu allem eingeladen wurde und keinerlei Abstriche machen musste. Nicht einmal auf meine Limo vom Späti musste ich verzichten, weil mein Mitbewohner mir tatsächlich alles bezahlt hat, was ich sonst von meinem eigenen Geld gekauft hätte. Beim Fußballgucken gab es sogar eine Portion Pommes für mich, weil ich nach einer anstrengenden Fahrradtour von Brandenburg nach Berlin am Sonntag sonst das Deutschland-Spiel hätte sausen lassen müssen, um zu Hause zu essen. Aber da meine Anwesenheit anscheinend unverzichtbar ist, war sofort klar, dass alles auf die Rechnung meiner wartenden Freunde ging. Einfach schön, wenn man merkt, dass Leute dafür bezahlen, damit man dabei sein kann und sie nicht auf einen verzichten müssen. Aber Spaß beiseite.
So ging es die ganze Woche weiter und ich muss sagen: Es fiel mir leichter, mich stetig einladen zu lassen, als ich es angenommen hatte. Einerseits konnte ich mich erklären, da ich sagen konnte, dass ich diesen Selbstversuch für einen Artikel mache und quasi keine andere Wahl habe. Andererseits konnte ich es auch wirklich genießen, etwas von anderen anzunehmen, was mir sonst immer unangenehm ist. Normalerweise lasse ich mich immer wieder auf dieses unangenehme „Nein, ich zahle!“-Hin-und -Her ein, bevor ich dann entweder selbst einlade oder mich mit einem unguten Gefühl überreden lasse. Ich denke, das habe ich auf jeden Fall gelernt: Dass ich dieses Spielchen nicht immer mitmachen muss, sondern manchmal ein einfaches und aufrichtiges „Danke“ genügt. Dass das Einladen und Eingeladenwerden irgendwie ausgeglichen sein sollte, ist trotzdem klar. Diese Woche hatte ich dank des Experiments einfach mal einen geschützten Rahmen zum Ausprobieren, Üben und Umdenken.
Summa Summarum: Ich habe eine Woche lang kein Geld ausgegeben und trotzdem die kleinen Freuden des Lebens genossen. Mal den Kaffee to go wegzulassen hat meiner Lebensqualität keinen Abbruch getan und ich habe Geld gespart. Gerade die kleinen Summen zwischendurch läppern sich doch ganz schön. Außerdem ist mir mal wieder aufgefallen, dass ich oft jedes kleine Bedürfnis und jede Kauflust immer direkt befriedige, da an jeder Ecke ein Café oder ein Späti ist, wo ich „…mal schnell reinhopse“, um mir irgendetwas Unnötiges einzuverleiben. Ständig das Belohnungszentrum zu aktivieren ist auf Dauer ganz schön ungesund. Was aber noch viel schöner war: Ich habe mich nun das erste Mal seit langem mal wieder so richtig auf meinen Kaffee gefreut. Darauf konsequent zu achten und die Ausgaben zu reduzieren, werde ich jedenfalls weiterführen und bin gespannt, ob ich mir die eine oder andere Prokrastinationspause oder unnötigen Zucker und Koffein abgewöhnen kann.
Eine Woche lang ehrlich sein, keinen Plastikmüll produzieren oder auf Instagram verzichten? In dieser Rubrik versucht sich die Jugendredaktion an spannenden Selbstexperimenten.
Eine Woche neigt sich dem Ende zu. Eine Woche, in der ich mich an dem Selbstexperiment versucht habe, kein Geld auszugeben. Das war nicht nur entspannt, sondern hat sich in jeglicher Hinsicht und im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt gemacht. Dank meiner fantastischen Freundinnen und Freunde, die genug Geld übrig hatten, um mich eine Woche lang „durchzufüttern“, hatte ich eine wirklich angenehme Zeit.
Zu Beginn der Woche war mein Kühlschrankinhalt ziemlich überschaubar. Ich hatte tatsächlich am Tag zuvor vergessen, dass ich meinen Selbstversuch starten würde, und habe dementsprechend nicht mehr eingekauft. Ein Blick in die gähnende Leere trieb mir erst einmal den Schweiß auf die Stirn. Meiner Einschätzung nach würde das niemals für eine ganze Woche ausreichen. Aber nicht nur die Menge der Lebensmittel, die dort verstaut waren, sondern auch die Auswahl machte mir Sorgen. Ein einsamer Mozzarella lag da neben einer Tüte Karotten und einer Käsepackung, in der noch genau zwei traurige Scheiben Gruyère lagen, die schon angetrocknet waren. Hochgerechnet also vielleicht noch eineinhalb Käsescheiben, wenn ich den Rand abschneiden würde. Wenigstens hatte ich den langweiligen Fehlkauf-Käse von letzter Woche zuerst aufgegessen, sonst hätte ich mich von jeglichen Genussmomenten in den kommenden Tagen innerlich schon verabschieden können. Ein letztes Eis am Stiel aus der Familienpackung war noch da – und zwar nicht gerade das Beste. Ein klassisches Rest-Eis, das immer die anderen überdauert. Aber in dieser heißen Juni-Woche würde ich mich auch diesem bald annehmen müssen. Bei 30 Grad im Schatten war das kleine Milcheis dann überraschenderweise der reinste Genuss!
Heute, am letzten Tag des Experiments, muss ich feststellen, dass ich mich grandios verschätzt habe. Neben dem Kühlschrank mit ein paar frischen Lebensmitteln hatte ich jede Menge Dinge in meinem Vorratsschrank, die ich wunderbar verwenden konnte. Selbst die langweiligen Karotten konnte ich zu einem Salat raspeln, von dem ich die ganze Woche essen konnte. Oberflächenvergrößerung war hier die Devise. Eine Gurke und die zwei letzten Tomaten landeten ebenfalls in einem mit Couscous vermengten Salat. So hatte ich immer etwas Frisches und zum heißen Wetter Passendes im Kühlschrank. Der positive Nebeneffekt: So haben sogar die Karotten und ich wieder zueinander gefunden, die ohne das Experiment wohl ein trauriges und vertrocknetes Ende in der letzten Ecke der Gemüseschublade gefunden hätten.
Das Schönste an dieser Woche war aber, dass ich zu allem eingeladen wurde und keinerlei Abstriche machen musste. Nicht einmal auf meine Limo vom Späti musste ich verzichten, weil mein Mitbewohner mir tatsächlich alles bezahlt hat, was ich sonst von meinem eigenen Geld gekauft hätte. Beim Fußballgucken gab es sogar eine Portion Pommes für mich, weil ich nach einer anstrengenden Fahrradtour von Brandenburg nach Berlin am Sonntag sonst das Deutschland-Spiel hätte sausen lassen müssen, um zu Hause zu essen. Aber da meine Anwesenheit anscheinend unverzichtbar ist, war sofort klar, dass alles auf die Rechnung meiner wartenden Freunde ging. Einfach schön, wenn man merkt, dass Leute dafür bezahlen, damit man dabei sein kann und sie nicht auf einen verzichten müssen. Aber Spaß beiseite.
So ging es die ganze Woche weiter und ich muss sagen: Es fiel mir leichter, mich stetig einladen zu lassen, als ich es angenommen hatte. Einerseits konnte ich mich erklären, da ich sagen konnte, dass ich diesen Selbstversuch für einen Artikel mache und quasi keine andere Wahl habe. Andererseits konnte ich es auch wirklich genießen, etwas von anderen anzunehmen, was mir sonst immer unangenehm ist. Normalerweise lasse ich mich immer wieder auf dieses unangenehme „Nein, ich zahle!“-Hin-und -Her ein, bevor ich dann entweder selbst einlade oder mich mit einem unguten Gefühl überreden lasse. Ich denke, das habe ich auf jeden Fall gelernt: Dass ich dieses Spielchen nicht immer mitmachen muss, sondern manchmal ein einfaches und aufrichtiges „Danke“ genügt. Dass das Einladen und Eingeladenwerden irgendwie ausgeglichen sein sollte, ist trotzdem klar. Diese Woche hatte ich dank des Experiments einfach mal einen geschützten Rahmen zum Ausprobieren, Üben und Umdenken.
Summa Summarum: Ich habe eine Woche lang kein Geld ausgegeben und trotzdem die kleinen Freuden des Lebens genossen. Mal den Kaffee to go wegzulassen hat meiner Lebensqualität keinen Abbruch getan und ich habe Geld gespart. Gerade die kleinen Summen zwischendurch läppern sich doch ganz schön. Außerdem ist mir mal wieder aufgefallen, dass ich oft jedes kleine Bedürfnis und jede Kauflust immer direkt befriedige, da an jeder Ecke ein Café oder ein Späti ist, wo ich „…mal schnell reinhopse“, um mir irgendetwas Unnötiges einzuverleiben. Ständig das Belohnungszentrum zu aktivieren ist auf Dauer ganz schön ungesund. Was aber noch viel schöner war: Ich habe mich nun das erste Mal seit langem mal wieder so richtig auf meinen Kaffee gefreut. Darauf konsequent zu achten und die Ausgaben zu reduzieren, werde ich jedenfalls weiterführen und bin gespannt, ob ich mir die eine oder andere Prokrastinationspause oder unnötigen Zucker und Koffein abgewöhnen kann.
Du willst mehr? Du bekommst mehr!
Im Selbstversuch stellt Lena fest, wie der Konsum guter Nachrichten zur täglichen Medienhygiene beitragen kann.
In Deutschland werden jährlich rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Um der Verschwendung entgegenzuwirken hat…
Reisen ist der Traum von vielen jungen Menschen. Leider ist es oft zu teuer, diese…
Im Selbstversuch will Nick radikal Wasser sparen und mit einem Zehntel des täglichen Pro-Kopf-Wasserverbrauchs klarkommen:…