Im Selbstversuch: Eine Woche lang gute Nachrichten lesen

Eine junge Frau liest Zeitung
EIne Woche lang hat Lena bewusst gute Nachrichten gelesen. Der Effekt machte sich schnell bemerkbar.

Eine Woche lang ehrlich sein, keinen Plastikmüll produzieren oder auf Instagram verzichten? In dieser Rubrik versucht sich die Jugendredaktion an spannenden Selbstexperimenten. 

Krisen, Kriege und die überdeutlichen Auswirkungen des Klimawandels prägen das Weltgeschehen. In einer globalisierten und digital vernetzten Welt erfahren wir in Sekundenschnelle von einem Attentat, das in Israel verübt wurde, vom Erdbeben in der Türkei und in Syrien oder von den Überschwemmungen in Neuseeland. Das ist auch gut so, denn diese Dinge passieren wirklich und es ist wichtig, sich zu informieren.

Dennoch: Negative Nachrichten überschatten die Medienlandschaft so sehr, dass im Bad-News-Karussell gute Nachrichten fast unterzugehen scheinen. Innovationen, Initiativen und Ideen, die die Welt besser machen, findet man in der Berichterstattung selten – weil das menschliche Gehirn stärker auf negative Nachrichten reagiert als auf positive. Dieses Phänomen nennt man „Negativity Bias“, also Negativitätsverzerrung.

Um dem entgegenzuwirken, habe ich eine Woche lang zusätzlich die App „Good News“ genutzt, um mich zu informieren. Pro Tag erhielt ich sechs handverlesene gute Nachrichten über die App, den Newsletter oder auf der Website. Am ersten Morgen meines Selbstversuchs stieß ich direkt auf einen Artikel, der beschreibt, wie ein 14-jähriger Hobbyimker mit einem selbstgebauten Samen-Automaten für Wildblumen den Bienen hilft. Ein weiterer Beitrag thematisierte ein italienisches Bed&Breakfast, das die Inklusion an erste Stelle stellt, indem Menschen mit Down-Syndrom ausgebildet werden und langfristig in den Arbeitsmarkt integriert werden – und zwar mit normaler Bezahlung. Es tat gut, neben den allgegenwärtigen Diskriminierungsvorfällen und der Ausgrenzung von Menschen mit Beeinträchtigung mal von solch einem Projekt zu lesen.

Auch in den nächsten Tagen öffne ich die App in der Bahn, beim Mittagessen oder abends vor dem Einschlafen. Täglich erreichten mich neue Nachrichten mit spannenden Themen. Ich las beispielsweise einen Bericht über grüne Stromerzeugung mithilfe der Gezeiten und einen Artikel über medizinische Errungenschaften, die dazu führten, dass ein HIV-Patient geheilt werden konnte. Auch dabei: die verbesserte Luftqualität in Berlin und ein Grundsatzurteil für mehr Lohngerechtigkeit. Als besonders wohltuend nahm ich die Nachrichten über erfolgreichen Tierschutz wahr, zum Beispiel die sich erholenden Wildtierbestände in Uganda oder die stark gesunkene Fleischproduktion in Deutschland.

Ich bemerkte, dass mir die guten Nachrichten dabei halfen, meine alltäglichen Gedanken auch mal auf positive Entwicklungen zu lenken und diese auch zu teilen. Ganz ausklammern konnte ich die negativen Nachrichten nicht. Doch hin und wieder bewusst den Fokus auf gute Neuigkeiten zu setzten, tat meiner Psyche gut. Mit jeder guten Neuigkeit, die ich auf irgendeine Art konsumiere, verschob sich meine Perspektive auf die Welt. Ich kann festhalten: Wenn ich neben der altbekannten Tagesberichterstattung auch „Good News“ lese, entsteht mehr oder weniger ein Gleichgewicht und ich versinke nicht gänzlich in den schier erdrückenden schlechten Nachrichten. Manche Dinge sind so spannend, dass ich sie auch weitererzähle. Diesen konstruktiven Blickwinkel will ich beibehalten und werde daher auch künftig gute Nachrichten konsumieren. Darüber hinaus inspirieren und motivieren kreative Ideen und ökologische Projekte dazu, sich selbst einzusetzen und mit kleinen guten Taten vor der eigenen Haustür zu beginn

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