Nick Käseberg, funky-Jugendreporter
Eine Woche lang ehrlich sein, keinen Plastikmüll produzieren oder auf Instagram verzichten? In dieser Rubrik versucht sich die Jugendredaktion an spannenden Selbstexperimenten.
Sich nur noch mit einem nassen Lappen waschen, die Toilettenspülung höchstens einmal täglich betätigen und die Kleidung per Hand durchspülen: Ich möchte eine Woche lang radikal Wasser sparen, denn diese lebenswichtige Ressource wird in Zukunft knapp werden. Die Erde erwärmt sich, die Temperaturen steigen, Dürren und Waldbrände gehören zum sommerlichen Alltag, auch in Deutschland. Der Wassermangel ist ein globales Problem. Im Selbstversuch will ich das auf die Probe stellen.
Ich verbrauche allein vier bis sieben Liter Wasser mit einer Toilettenspülung, die ich zwischen fünf und sieben Mal täglich betätige, wenn ich drei Liter Flüssigkeit trinke. Ich dusche zwar nur alle zwei Tage, aber für eine siebenminütige Dusche gehen circa 70 Liter Wasser drauf. Ein Waschgang für meine Kleidung verbraucht gute 50 Liter – das ist Wahnsinn!
Gut, so dramatisch ist die Endrechnung gar nicht. Ganz realistisch gerechnet, verbrauche ich sogar weniger Wasser am Tag als der oder die Durchschnitts-Deutsche. Doch das Mittelmaß von 125 Litern täglich ist ein Luxus, den ich mir vielleicht bald nicht mehr leisten kann. Aus diesem Grund möchte ich testen, ob ich mit einem Zehntel des Durschnittsverbrauchs, also aufgerundet 13 Litern Wasser am Tag, zurechtkomme.
Wasser das Klo runterspülen
Ich nehme mir einen Zehn-Liter-Eimer und meine 1,5 Liter-Trinkflasche, die ich zweimal am Tag mit Leitungswasser befülle. So kann ich meinen Wasserkonsum im Auge behalten. Bereits am ersten Tag schütte ich gute drei Liter in die Toilette, um zu spülen. Ich bereue es sofort – es ist noch nicht einmal zehn Uhr und ich habe nur noch zehn Liter. Ich muss seltener Spülen! Bei mir zuhause ist das kein Problem, das Fenster bleibt eben offen. Auf der Arbeit hingegen ist es mir unangenehm und ich hoffe, dass meine Kollegen mich nicht darauf ansprechen. Meiner Meinung nach wäre es aber auch ausreichend, nach jedem zehnten Gang zu spülen. Das spart enorm viel Wasser und die Toilette bliebe nicht lange dreckig, wenn sie viele Leute in kurzer Zeit nutzen.
Mich mit einem Lappen zu „duschen“ ist gar nicht mal so schlimm, wie befürchtet, und verbraucht im Gegensatz zur Brause wirklich wenig Wasser. Zwei Liter reichen vollkommen aus – auch wenn bei den 30 Grad Außentemperatur eine Ganzkörper-Abkühlung willkommen wäre. Ein größerer Aufwand hingegen ist die Handwäsche meiner Kleidung. Die Situation kenne ich aus dem Urlaub: Noch schnell ein Shirt waschen für den Besuch im Restaurant. Aber als ich gleich mehrere Klamotten säubere, wird mir klar, dass es ein zeitaufwendiger Prozess ist und das Wasser im Eimer immer dreckiger wird. Ich hatte noch etwas Wasser vom Vortag gespart, doch um abends meine Nudeln zu kochen, bleibt nicht mehr viel übrig. Auch hier spare ich und brate stattdessen Gemüse in der Pfanne an.
Verringern und Verzichten
Die Katzenwäsche hält mich zwar frisch, aber meine Haare sind nach vier Tagen fettig. Ich habe es lange herausgezögert, im Büro ein Basecap getragen, doch langsam ist es Zeit für eine Haarwäsche. Rund vier Liter sind nötig, um meine (längeren) Haare einzuseifen und auszuspülen. Auf die vier Tage gerechnet ist das nur ein Liter Wasser pro Tag. Gar nicht so schlecht. Außerdem kann sich Kopfhaut und Haar an lange Waschpausen gewöhnen. Wer längere Zeit auf das Reinigen verzichtet, bekommt langsamer fettige Haare und Haut – und spart Wasser.
Sparen kann man auch beim Abwaschen des Geschirrs. Ein guter Tipp: Sofort spülen, dann klebt das Essen weniger, was weniger Wasserverbrauch bedeutet. Unerwähnt blieb bisher auch der Wohnungsputz: Ich habe diese Woche nicht gewischt. Neben den zwei bis drei Litern Toilettenspülung sind zum Wischen fünf bis acht Liter vonnöten.
Wasser sparen ist eine Frage der Einstellung
Der größte Wasserbedarf besteht laut Umweltbundesamt bei der Energieversorgung. Das macht mehr als 44 Prozent des Wasserverbrauchs in Deutschland aus. Erstaunlicherweise benötigt die Landwirtschaft nur etwas mehr als zwei Prozent. Dem privaten Wasserkonsum hingegen werden fast 27 Prozent zugeschrieben. Deshalb sollte jeder und jede einzelne bewusster mit der wertvollen Ressource Wasser umgehen und den eigenen Verbrauch hinterfragen. Dabei sollte man übrigens berücksichtigen, dass neben den rund 130 Litern täglichem pro Kopf Durchschnitts-Verbrauch knappe 7000 Liter Wasser pro Tag für alle weiteren Konsumgüter wie Kleidung aus Baumwolle, Lebensmittel, Möbel und Technikgeräte hinzukommen.
Meine persönliche Einschätzung am Ende der Woche: Man verschwendet viel Wasser aus Bequemlichkeit. Dass wir künftig unsere Kleidung nicht im Eimer waschen werden, ist mir klar. Doch eine Katzenwäsche reicht hier und da vollkommen aus – und auch einmal weniger die Toilette zu spülen ist bei offenem Fenster vertretbar.
Du willst mehr? Du bekommst mehr!
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Ich verbrauche allein vier bis sieben Liter Wasser mit einer Toilettenspülung, die ich zwischen fünf und sieben Mal täglich betätige, wenn ich drei Liter Flüssigkeit trinke. Ich dusche zwar nur alle zwei Tage, aber für eine siebenminütige Dusche gehen circa 70 Liter Wasser drauf. Ein Waschgang für meine Kleidung verbraucht gute 50 Liter – das ist Wahnsinn!
Gut, so dramatisch ist die Endrechnung gar nicht. Ganz realistisch gerechnet, verbrauche ich sogar weniger Wasser am Tag als der oder die Durchschnitts-Deutsche. Doch das Mittelmaß von 125 Litern täglich ist ein Luxus, den ich mir vielleicht bald nicht mehr leisten kann. Aus diesem Grund möchte ich testen, ob ich mit einem Zehntel des Durschnittsverbrauchs, also aufgerundet 13 Litern Wasser am Tag, zurechtkomme.
Wasser das Klo runterspülen
Ich nehme mir einen Zehn-Liter-Eimer und meine 1,5 Liter-Trinkflasche, die ich zweimal am Tag mit Leitungswasser befülle. So kann ich meinen Wasserkonsum im Auge behalten. Bereits am ersten Tag schütte ich gute drei Liter in die Toilette, um zu spülen. Ich bereue es sofort – es ist noch nicht einmal zehn Uhr und ich habe nur noch zehn Liter. Ich muss seltener Spülen! Bei mir zuhause ist das kein Problem, das Fenster bleibt eben offen. Auf der Arbeit hingegen ist es mir unangenehm und ich hoffe, dass meine Kollegen mich nicht darauf ansprechen. Meiner Meinung nach wäre es aber auch ausreichend, nach jedem zehnten Gang zu spülen. Das spart enorm viel Wasser und die Toilette bliebe nicht lange dreckig, wenn sie viele Leute in kurzer Zeit nutzen.
Mich mit einem Lappen zu „duschen“ ist gar nicht mal so schlimm, wie befürchtet, und verbraucht im Gegensatz zur Brause wirklich wenig Wasser. Zwei Liter reichen vollkommen aus – auch wenn bei den 30 Grad Außentemperatur eine Ganzkörper-Abkühlung willkommen wäre. Ein größerer Aufwand hingegen ist die Handwäsche meiner Kleidung. Die Situation kenne ich aus dem Urlaub: Noch schnell ein Shirt waschen für den Besuch im Restaurant. Aber als ich gleich mehrere Klamotten säubere, wird mir klar, dass es ein zeitaufwendiger Prozess ist und das Wasser im Eimer immer dreckiger wird. Ich hatte noch etwas Wasser vom Vortag gespart, doch um abends meine Nudeln zu kochen, bleibt nicht mehr viel übrig. Auch hier spare ich und brate stattdessen Gemüse in der Pfanne an.
Verringern und Verzichten
Die Katzenwäsche hält mich zwar frisch, aber meine Haare sind nach vier Tagen fettig. Ich habe es lange herausgezögert, im Büro ein Basecap getragen, doch langsam ist es Zeit für eine Haarwäsche. Rund vier Liter sind nötig, um meine (längeren) Haare einzuseifen und auszuspülen. Auf die vier Tage gerechnet ist das nur ein Liter Wasser pro Tag. Gar nicht so schlecht. Außerdem kann sich Kopfhaut und Haar an lange Waschpausen gewöhnen. Wer längere Zeit auf das Reinigen verzichtet, bekommt langsamer fettige Haare und Haut – und spart Wasser.
Sparen kann man auch beim Abwaschen des Geschirrs. Ein guter Tipp: Sofort spülen, dann klebt das Essen weniger, was weniger Wasserverbrauch bedeutet. Unerwähnt blieb bisher auch der Wohnungsputz: Ich habe diese Woche nicht gewischt. Neben den zwei bis drei Litern Toilettenspülung sind zum Wischen fünf bis acht Liter vonnöten.
Wasser sparen ist eine Frage der Einstellung
Der größte Wasserbedarf besteht laut Umweltbundesamt bei der Energieversorgung. Das macht mehr als 44 Prozent des Wasserverbrauchs in Deutschland aus. Erstaunlicherweise benötigt die Landwirtschaft nur etwas mehr als zwei Prozent. Dem privaten Wasserkonsum hingegen werden fast 27 Prozent zugeschrieben. Deshalb sollte jeder und jede einzelne bewusster mit der wertvollen Ressource Wasser umgehen und den eigenen Verbrauch hinterfragen. Dabei sollte man übrigens berücksichtigen, dass neben den rund 130 Litern täglichem pro Kopf Durchschnitts-Verbrauch knappe 7000 Liter Wasser pro Tag für alle weiteren Konsumgüter wie Kleidung aus Baumwolle, Lebensmittel, Möbel und Technikgeräte hinzukommen.
Meine persönliche Einschätzung am Ende der Woche: Man verschwendet viel Wasser aus Bequemlichkeit. Dass wir künftig unsere Kleidung nicht im Eimer waschen werden, ist mir klar. Doch eine Katzenwäsche reicht hier und da vollkommen aus – und auch einmal weniger die Toilette zu spülen ist bei offenem Fenster vertretbar.
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