Besserwisserwissen: Ikigai 生き甲斐 – Wofür es sich zu leben lohnt

Jemand notiert in einem Buch mit einem Schaubild zu "Ikigai".
Dein "Ikigai" ist die Schnittmenge, wo deine individuellen Talente und Bedürfnisse in Harmonie zu dem stehen, was dir Freude und ein gesichertes Einkommen einbringt.
Sophie Bley, funky-Jugendreporterin

Die Insel der ältesten Menschen

Bekanntlich leben in Japan die ältesten Menschen der Welt. Auf der japanischen Insel Okinawa haben die Menschen sogar eine besonders hohe Lebenserwartung – nicht selten werden Bewohner:innen hier über 100 Jahre alt. Nicht nur das: Sie zählen zu den glücklichsten und gesündesten Menschen weltweit. Mit der hohen Lebenserwartung geht auch ein weiterer Aspekt einher: Die Bewohnenden leiden weniger an chronischen Krankheiten und sind auch im hohen Alter vitaler und aktiver als die restliche Weltbevölkerung. Beide Faktoren bedingen sich wohl gegenseitig.

Okinawa ist auch der Ort, an dem der Begriff Ikigai (japanisch: 生き甲斐, „Lebenssinn“) geprägt wurde. Ikigai lässt sich grob gesagt als „Wofür es sich zu leben lohnt“ übersetzen. Dabei handelt es sich um eine (Lebens)weise mit dem Ziel, sich durch Selbstreflexion besser kennenzulernen, um so den eigenen individuellen Lebenssinn zu finden. Die Lebensphilosophie lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen, wurde in ihrem heutigen Verständnis jedoch besonders durch die Forschung der Psychiaterin Mieko Kamiya im Laufe des letzten Jahrhunderts geformt. 

Laut des japanischen Neurowissenschaftlers Ken Mogi kann Ikigai das Leben grundsätzlich dahingehend verändern, es länger, gesünder und glücklicher zu machen. Es ermutigt zu mehr Gelassenheit sowie zur Hingabe ans Leben. Was steckt also hinter diesem vermeintlichen Wundermittel und wie findet man den ganz persönlichen Ikigai?

Die Kernelemente von Ikigai

Um diese Fragen zu beantworten, ist es zunächst essenziell, Ikigai in seine vier elementaren Teilbereiche herunterzubrechen: Leidenschaft, Berufung, Mission und Profession.

Der Philosophie zufolge findest du deinen persönlichen Ikigai, also dein eigenes Lebensglück, wenn du dich in diesen Bereichen besser kennenlernst. In anderen Worten: Was liebst du? Worin bist du gut? Was braucht die Welt von dir? Wofür bezahlt man dich? Das Modell integriert die wichtigsten Bereiche des Lebens, durch die deine individuellen Talente und Bedürfnisse in Harmonie zu dem stehen, was dir Freude und ein gesichertes Einkommen einbringt. Die Schnittstelle dieser Kernelemente ergibt deine individuelle Definition eines bedeutsamen Lebens – dein persönliches Ikigai.

Der Grundstein des Ikigais ist ganz klar Selbstreflexion. Am einfachsten kannst du damit anfangen, indem du dir Stift und Papier zur Hand nimmst und notierst, was dir bezüglich der vier Kernelemente in den Sinn kommt.

Was ist eine Leidenschaft von dir, der du stundenlang nachgehen kannst und die dich die Zeit vergessen lässt? Wo liegen deine Talente und welche besonderen Fähigkeiten hast du? Welche Werte sind dir wichtig und was erfüllt dich mit Sinn? Welcher Arbeit gehst du aktuell nach und könntest du mit anderen Dingen, in denen du besonders gut bist, ebenfalls Geld verdienen? 

Es gibt zunächst kein Richtig oder Falsch. Sei ehrlich mit dir selbst und versuche dich beim Brainstorming nicht zu bewerten.

Finde deine Schnittmenge 

Selbstreflexion braucht Zeit und mehrere Anläufe. Stelle dir diese Fragen am besten zu verschiedenen Tagesformen und Stimmungen. Spiele das Schema mehrmals durch, bis du das Gefühl hast, deine individuelle Schnittmenge gefunden zu haben. Legst du die Dinge aus deiner Reflexion zusammen, die sich vereinen lassen, erhältst du deinen eigenen Ikigai.

Die Relevanz des Ikigais liegt allerdings nicht nur in den Kenntnissen über den persönlichen Lebenssinn, sondern es geht darum, diese auch gezielt umzusetzen und in Gewohnheiten umzuwandeln. Das benötigt wiederum Zeit und Disziplin. Neben den vier Kernelementen kann man sich auf weitere Richtlinien der Philosophie im Alltag besinnen: 

Nimm dir Zeit für deine Träume und genieße sie.

Bleib stets aktiv!

Gehe fürsorglich mit dir selbst um.

Sei dankbar, auch für die kleinen Dinge.

Vermeide Stress, so gut es geht.

Umgib dich mit Menschen, die du liebst.

Verbringe Zeit in der Natur.

Bleib neugierig, hör nicht auf zu lernen.

Überraschend ist die hohe Lebenserwartung und gesundheitliche Verfassung der Menschen auf Okinawa, dem Entstehungsort von Ikigai, nicht – oder?

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.