Meinung

faircheckt: Wie sinnvoll ist „Sinnvestieren“ wirklich?

Aus einem Becher voller Münzen wächst eine kleine Pflanze heraus
Nachhaltige Investitionsmöglichkeiten gibt es viele, aber lohnt sich eine solche "Sinnvestition" ?

Fragst du dich manchmal auch, wie du so leben kannst, dass die Erde auch für die nächste Generation noch bewohnbar ist?  In ihrer Kolumne „faircheckt“ beschäftigt sich Sonja alle vier Wochen mit Themen aus dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Heute fragt sie sich, wie nachhaltig grüne Investitionsmöglichkeiten für junge Menschen wirklich sind.

Sonja Walke, funky-Jugendreporterin

Das Interesse an Finanzthemen ist so hoch wie lange nicht mehr. Das zeigt nicht nur der aktuelle Boom der Finanz-Influencer*innen, sondern auch der Jugend-Boom an der Börse, der zeitgleich mit der Pandemie einsetzte. Dass wir Mitglieder der Generation Z uns Gedanken um unser Geld machen, liegt daran, dass unsere Aussichten auf eine ausreichende Rente nicht besonders gut sind, an der Inflation und nicht zuletzt daran, dass einigen von uns klargeworden ist, dass auch unser Geld etwas mit dem Klimaschutz zu tun hat.

Auf den Öko-Zug springen aktuell auch viele Banken, Berater*innen und Agenturen auf: Die Marketingmaschine läuft auf Hochtouren, von allen Seiten werden wir mit Werbebotschaften beschallt, die uns die ultimative Lösung zu präsentieren scheinen, wie wir mit unserem Geld nicht nur etwas Gutes für Mensch und Umwelt tun, sondern auch noch fette Gewinne machen können, indem wir in Aktien von nachhaltigen Start-ups oder in grüne Fonds investieren.

Aber ist es aus ökologischer Sicht überhaupt sinnvoll, in Unternehmen zu investieren, die zumindest als nachhaltiger eingestuft werden als ihre Konkurrenz? Nicht unbedingt, denn wenn wir einen Fonds oder einzelne Unternehmens-Aktien kaufen, kommt das in den meisten Fällen gar nicht direkt dem Unternehmen zugute, sondern der Person, die die Aktie vor uns besessen hat und diese nun verkauft. Das bedeutet: Wenn für ein Aktienportfolio nur Aktientitel von Firmen zusammengestellt werden, die nachhaltiger sind als ihre Konkurrenz, führt das noch längst nicht zu einer Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Produktion. Zumindest hat der Kauf aber eine symbolische und indirekte Wirkung, da der Wert der Aktie steigt, wenn die Nachfrage danach steigt.

Klingt trotzdem ein wenig ernüchternd? Ist es auch: Tatsächlich haben grüne Finanzanlagen laut einer gemeinsamen Analyse des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, der ESMT Berlin und der Dresdner Niederlassung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung deutlich weniger Einfluss als gedacht und tragen nur bedingt zum Klimaschutz bei: Ein grünes Aktienportfolio führt demnach zum Beispiel nicht zwangsläufig zu weniger Schadstoffemissionen.

Zum Glück gibt es neben Fonds noch eine Menge anderer Möglichkeiten: Von Sparplänen bei grünen Banken, genossenschaftlichen und Mikrofinanzierungsprojekten über Fairtrade-Gold bis hin zu Crowd-Investing ist für umweltbewusste Privat-Anleger*innen alles dabei.

Für mich steht dabei eines fest: Ein nachhaltiger Umgang mit Geld ist nicht nur eine Frage der Ethik, sondern auch eine Frage der (finanziellen) Zukunft, denn auf einem toten Planeten mit erschöpften Rohstoffen kann es auch keine Rendite geben. Wie man „nachhaltig“ definiert, muss am Ende jede*r selbst wissen. Hauptsache, wir fangen an, uns damit auseinanderzusetzen – sonst tun es andere für uns.

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.