Besserwisserwissen: Was ist der Türschwelleneffekt?

Ein Türgriff
Beim Überschreiten einer Türschwelle vergessen wir manchmal, was wir in dem Raum eigentlich wollten.

Es gibt eine neue Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben. Diesmal geht es um unser Erinnerungsvermögen. Hast du schonmal vom „Türschwelleneffekt“ gehört?

Anna Ingerberg, funky-Jugendreporterin

„Was wollte ich nochmal hier?“ Das ist wohl eine Frage, die sich die meisten Menschen regelmäßig stellen, wenn sie von dem einen in den anderen Raum gehen. Dahinter steckt der „Türschwelleneffekt“: Sobald ein anderer Raum betreten wird, erinnert man sich nicht mehr daran, was man dort eigentlich wollte. Schuld daran sind bestimmte Funktionsweisen des Gehirns, wie Forscher an der University of Notre Dame in Indiana herausfanden. Gabriel Radvansky als Professor für Psychologie beschäftigt sich schon mehrere Jahre mit dem Thema. 2015 wurden erste Studien zum Türschwelleneffekt veröffentlicht.

Der Türschwelleneffekt verdeutlicht, dass die Funktionsweise des Gehirns sehr stark von seiner Umgebung abhängt. Sobald du die Schwelle zu einer neuen Umgebung, also auch zu einem neuen Zimmer, überschreitest, muss sich dein Gehirn auf diese Umgebung einstellen. Das führt unter anderem dazu, dass du das vergisst, was dir wenige Momente zuvor noch sehr wichtig vorkam. Das Gehirn merkt sich Alltagserfahrungen nämlich nicht in Form eines chronologischen Zeitstrahls, sondern teilt sie in Episoden ein, die es wortwörtlich räumlich trennt.

Der Effekt wurde nicht nur in der realen Welt getestet und nachgewiesen – auch in virtuellen Räumen oder sogar in den eigenen Gedanken lässt das Erinnerungsvermögen nach, sobald du durch eine Tür gehst oder dir sogar bloß vorstellst, durch eine zu gehen. Auch die Anzahl der Türen spielt Radvansky zufolge eine Rolle dabei, wie gut man sich an einen Gedanken oder eine Handlung aus dem anderen Raum erinnern kann. Je mehr Türschwellen überschritten werden, desto schlechter werden die Erinnerungen an das, was im ursprünglichen Raum passiert ist. Anders verhält es sich, wenn du dich auf einen ganz bestimmten Gegenstand konzentriert hast. Wenn du also deinen Schlüssel suchst, ist es sehr unwahrscheinlich, dass du vergisst, warum du von Raum zu Raum gehst. 

Grund zur Sorge gibt es laut dem Forscher aber nicht: Vergesslichkeit ist per se nichts Schlechtes. Das Gehirn überschreibt lediglich die irrelevanten Informationen mit relevanteren, die es mit dem Raum, in dem wir uns befinden, in Verbindung bringt. Das hat sogar etwas sehr Positives an sich, zum Beispiel beim Merken von Wortketten. Je nach Raum, in dem du dich befindest, kannst du dir unterschiedliche Wörter merken. So können Türen und Räume dabei helfen, Informationen zu strukturieren.

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