Horror-Stories vom ersten Date

Eine Frau mit blonden Haaren und grünem Oberteil und ein Mann mit schwarzen Haaren und weißem Oberteil sitzen in einem Campervan. Der Mann hält eine Faltkarte in der Hand und möchte der Frau etwas darauf zeigen. Die Frau schaut nur genervt aus dem Fenster.
Ob in einem Campervan oder einer Jagdhütte, das erste Date kann schnell zu einer Horror-Story werden.
Nick Käseberg, funky-Jugendreporter

Die Aufregung ist groß: Was soll man anziehen? Worüber spricht man? Was, wenn man sich dann gar nicht versteht? Das erste Date kann schnell mal in die Hose gehen. Und das ist kein Weltuntergang, schließlich muss man eine Person erst treffen, um beurteilen zu können, ob es passt. Und das würden die Protagonistinnen und Protagonisten der folgenden vier Geschichten definitiv mit „Nein“ beantworten. Von kurios bis echtem Horror ist alles dabei und zeigt mal wieder, dass eine kleine Notlüge angemessen sein kann, um zu verschwinden.

Tote Tiere beim ersten Date

Lisa Rethmeier, funky-Jugendreporterin

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch wartete ich auf mein Date. Eine Woche zuvor hatte ich Frederik* auf einer Party kennengelernt. Der Abend war lustig, es floss viel Alkohol und wir tanzten zusammen. Doch Alkohol trübt bekanntlich die Sinne. Ein weiterer Blick auf sein WhatsApp-Profilbild verstärkte mein Unbehagen: Es zeigte Frederik in Tarnbekleidung neben einem erlegten Reh. Ja, so viel hatte ich auch unter Alkoholeinfluss noch aufgenommen: Er war leidenschaftlicher Jäger – ich hingegen überzeugte Vegetarierin. Trotzdem stieg ich ein, als vor mir sein großer Geländewagen hielt.

Wir fuhren zu ihm nach Hause. Natürlich lebte er mitten im Wald – in einer richtigen Jagdhütte. Überall von den Wänden starrten mich die toten Augen ausgestopfter Tiere an. Frederik nahm einen Vogel von der Wand und wollte, dass ich ihn streichelte. Widerwillig berührte ich das leblose Gefieder. Ich fühlte mich wie in dem Film „Psycho“ von Alfred Hitchcock. Er machte mir zuliebe eine vegetarische Lasagne, wurde aber nicht müde, zu erwähnen, dass er mich schon noch dazu bringen würde, irgendwann eines seiner selbsterlegten Rehe zu probieren – ein ganz frisches Exemplar läge direkt unten im Keller. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Bitte nicht!

Nach einer gefühlten Ewigkeit saß ich zum Glück wieder in seinem Geländewagen – auf dem Weg in meine Wohnung, die ganz ohne tote Tiere auskommt. Wie du dir sicher schon denken kannst: Wiederholt haben wir das Treffen nicht.

Verlorenes Stück Stoff

Nila Brocht, funky-Jugendreporterin

Es war ein toller Sommertag. Es war heiß und mein damaliger Schwarm Alex*, der coolste Typ der Schule, wollte abends mit mir „ein bisschen chillen“. Er war drei Jahre älter und ich dementsprechend aufgeregt. Fünfmal wechselte ich mein Outfit, denn es sollte perfekt laufen – deshalb entschied ich mich auch für meine Lieblingsunterwäsche.

Nach einer Zehn-Kilometer-Radtour von Dorf zu Dorf kam ich schließlich bei ihm zu Hause an. Zuerst war die Situation ein wenig angespannt. Also entschieden wir uns dazu, uns unter dem Vorwand, einen Film zu gucken, ins Bett zu legen. Eins führte zum anderen und wir schliefen miteinander. Damals durfte ich aber noch nicht bei einem Jungen übernachten. Ich sammelte also hektisch meine Klamotten zusammen – doch mein Lieblingstanga war verschwunden. Alex half mir bei der Suche, aber es lief darauf hinaus, dass ich mit einer seiner Boxershorts nach Hause fuhr.

Zwei Jahre nach dem Date, traf ich mich mit meiner Freundin Lou, die mit Alex‘ bestem Freund liiert war. Wir sprachen über alles und witzelten auch über mein damaliges Techtelmechtel. „Das absurdeste ist ja sein Faible für getragene Unterwäsche. Er hat sogar noch einen Tanga von dir“, sagte Lou auf einmal. Ich war perplex. Mein Lieblingstanga war also nicht verschollen, sondern wurde gestohlen? Mit ein wenig Groll konnte ich schlussendlich aber darüber lachen.

Kurz darauf traf ich Alex auf einer Party und fragte ihn, ob er meine Unterwäsche irgendwann mal gefunden hat. Nach zwei misslungenen Ablenkungsmanövern gab er alles zu und sagte frech: „Okay, okay, du kriegst ihn wieder. Aber nur gegen meine Boxershorts.“ Seitdem ist „Du schuldest mir noch Stoff“ unser Running-Gag.

Fotoshooting wider Willen

René Schmidt, funky-Jugendreporterin

Wo findet man im tiefsten Lockdown eine Person zum Daten? Natürlich im Supermarkt! Jedenfalls war es bei mir so. Navid* arbeitete als Security-Mann bei REWE und achtete darauf, dass auch alle Kund:innen ihre Maske richtig trugen. Anfangs haben wir uns nur gegrüßt und übertrieben gelächelt, wie man es eben nur mit Maske tut. Irgendwann sagte er plötzlich mehr als nur „Hallo“ und fragte, ob ich ihn in seine Pause begleiten wollte.  

Draußen sah ich ihn das erste Mal ohne Maske. Er sah doch ganz anders aus, als ich ihn mir vorgestellt hatte und auch unser Gespräch war nicht wirklich fesselnd. Ich ließ mich dennoch auf ein Date ein. Ein paar Tage später war es so weit. Er kam mir mit einer dicken Spiegelreflexkamera in der Hand entgegen. Ich fragte ihn gleich, was er denn mit der Kamera vorhabe. Er sagte tatsächlich, dass er damit Bilder von mir machen wollte, als Erinnerung an unser erstes Date. Als wir uns auf eine Bank setzten, zückte er auch direkt seine Kamera und machte Nahaufnahmen von mir. Ich war überfordert und versuchte mein Gesicht mit meinen Händen zu verdecken. Ich bat ihn, damit aufzuhören. Doch er machte weiter und versuchte mich sogar noch zu überreden, mich weiter fotografieren zu lassen. Ich überlegte mir schließlich eine Notlüge und verschwand schnell. Nach dem Treffen schickte er mir die Bilder: Sie werden mich für immer an mein wohl unangenehmstes Date erinnern.

Politisch unkorrekt

Rosa Hintermeier, funky-Jugendreporterin

Seit der Erfahrung auf einem Date im Januar 2021 swipe ich auf Dating-Apps hauptsächlich nach der politischen Ausrichtung der Personen. Für diese Einstellung hat es aber dieses eine Treffen gebraucht, dass mir gezeigt hat, dass die politische Meinung eben doch ausschlaggebend dafür ist, ob ich eine Person auf Anhieb sympathisch finde oder nicht.

Das Gespräch schien am Anfang gut zu laufen. Wir spazierten durch Parks und redeten viel über Musik – wären wir mal dabei geblieben. Ich sprach die neuesten Nachrichten an und fragte nach seiner Meinung. „Nachrichten verfolge ich eigentlich nicht“, war der erste Satz, der unser Date in eine unangenehme Richtung leitete. Immerhin bin ich angehende Journalistin und interessiere mich für die Geschehen auf der Welt. Nun gut, das sollte das Treffen aber nicht ruinieren. Kurze Zeit darauf, sind wir auf das Thema unterrepräsentierter Gruppen gekommen. Seine Haltung dazu ließ sich nur als „anti-feministisch“ bezeichnen. Da war für mich schon klar, dass es kein zweites Date geben würde. Die restliche Zeit des Treffens war nur noch unangenehm und ich konnte mich gar nicht mehr auf ihn einlassen.

Auf dem Weg nach Hause, wusste ich nicht, was mich mehr schlauchte: das Date mit einem privilegierten Mann, der keine Empathie zu kennen scheint, oder die Doc Martens an meinen Füßen, die noch nicht eingelaufen waren. Meine Entscheidung: Das Date hat mir mehr zugesetzt! Lieber gehe ich mit meinen neuen Schuhen noch mal auf ein Date, als mit dem Typen.

*Namen wurden von der Redaktion geändert.

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.