Interview

Buchautorin Kathy Wrighter im Interview: „Künstlerische Berufe werden jungen Menschen ausgeredet“

Finger tippen auf Schreibmaschine
Auch künstlerische Berufe sind eine Option für junge Menschen.

Kathy Wrighter hat ihren Traum verwirklicht und im vorletzten Jahr ihr erstes eigenes Buch veröffentlicht. Mittlerweile feilt die 23-Jährige bereits am zweiten Band ihrer Buchreihe. Wenn sie nicht in Fantasiewelten abtaucht, studiert sie in Chemnitz Psychologie im Master. Im interview erzählt Kathy, was es bedeutet, das eigene Buch in den Händen zu halten, die Arbeit, die dahintersteckt, und wie man es schafft, als junge, noch unbekannte Buchautorin zu veröffentlichen.

Lisa Rethmeier, funky-Jugedreporterin
Buchautorin Kathy Wrighter
Foto: privat

Im Herbst 2021 hast du dein erstes Buch „Die Chroniken der Traumwandler – Herbstgeflüster“ veröffentlicht. War es schon immer dein Traum, Schriftstellerin zu werden?
Ja, ich habe schon als Kind davon geträumt. Bereits in der Grundschule hatte ich viel Spaß daran, Geschichten zu schreiben und zu lesen. Da man aber leider nicht einfach eine Ausbildung oder ein Studium zur Schriftstellerin machen kann, war der Traum für mich schwierig umzusetzen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, dein eigenes Buch zu schreiben?
Nach dem Abitur war ich ein Jahr als Au-pair in England. London hat mich sehr begeistert und auf die Idee gebracht, eine Geschichte zu schreiben, die dort spielt. Inspiriert von der Stadt habe ich in der Zeit viele Ideen gesammelt. Zurück in Deutschland feilte ich parallel zu meinem Studium weiter an der Geschichte. Corona hat mir da gut in die Karten gespielt: Plötzlich hatte ich viel mehr Zeit zum Schreiben und kam schnell voran. Ich entschied mich, die fertige Geschichte als Buch zu veröffentlichen.

Worum geht es in dem Buch und wer ist deine Zielgruppe?
In dem Buch geht es um die Hauptfigur Ruby Baker, die erfährt, dass sie eine Traumwandlerin ist. Sie kann in ihren Träumen in andere Welten reisen und auch in die Träume anderer Menschen. Doch nicht alle mögen es, wenn jemand in die eigenen Träume eindringt – und für Ruby beginnt ein großes Abenteuer. Es ist ein Fantasybuch für Jugendliche ab 12 Jahren. Insgesamt habe ich eine Reihe aus insgesamt vier Büchern geplant, die jeweils zu den Jahreszeiten passen. Das macht die Veröffentlichung etwas schwierig, denn sobald ich einen Winter verpasse, muss ich wieder ein ganzes Jahr warten. Gerade sitze ich am zweiten Buch der Reihe und hoffe, dass ich es im nächsten Winter veröffentlichen kann.

Ich bin auf das Selfpublishing gestoßen, wo ich viele andere Autorinnen und Autoren kennengelernt habe und mich bei einem Crowdfunding anschloss.

Wie sah der Weg zur Veröffentlichung deines ersten Buches aus?
Erst habe ich es bei Verlagen probiert, dabei hatte ich aber leider kein Glück. Dann bin ich auf das Selfpublishing gestoßen, wo ich viele andere Autorinnen und Autoren kennengelernt habe und mich bei einem Crowdfunding anschloss. Es gelang mir, so viel Geld zusammenzusammeln, dass ich das Buch auf Recycling-Papier drucken lassen konnte. Mir war es sehr wichtig, das Ganze umweltfreundlich zu gestalten. Die Veröffentlichung hat fast das ganze letzte Jahr in Anspruch genommen, denn beim Selfpublishing gibt es viel zu beachten, wie das Erstellen einer eigenen Website oder das Organisieren eines Impressum-Services.

Die Chroniken der Traumwandler – Herbstgeflüster

Wie kommt ein Buch, wenn man es selbst veröffentlicht, in den Buchladen?
Das ist ein bisschen kompliziert. Man kann das Buch auch über einen Buchhandel anbieten. Das Problem ist aber, dass niemand das Buch bestellt, wenn man unbekannt ist. Daher ist es am sinnvollsten, in kleinere Buchläden zu gehen und dort zu fragen, ob sie Bücher in Provision nehmen. Bei mir hat das gut funktioniert. Ansonsten kann man mein Buch auch über meine Website oder überall im Buchhandel als E-Book bestellen.

Was für ein Gefühl war es, als dein erstes eigenes Buch veröffentlicht wurde und du es im Buchladen in den Händen halten konntest?
Es war sehr aufregend, gerade weil mein Buch auch im Buchladen meiner Wahl steht. Schon als Kind habe ich davon geträumt, dass dort einmal ein Buch von mir stehen würde. Dieser Traum ist wahrgeworden. Jedes Mal, wenn ich es jetzt dort in der Nähe von Harry Potter stehen sehe, fühlt es sich noch unwirklich an.

Im Laufe der Geschichte habe ich das Gefühl, dass die Charaktere selbst die Geschichte miterzählen.

Woher nimmst du deine Ideen für die Bücher? In welchen Situationen fallen dir zum Beispiel die besten Szenen, Bilder oder Dialoge ein?
Manchmal schießt mir einfach so eine Idee in den Kopf, ob beim Duschen, durch die Gegend laufen oder im Gespräch mit anderen Menschen. Häufiger aber kommen mir die Ideen beim Schreiben selbst. Es fühlt sich an wie ein Puzzle: Ich habe eine Grundvorstellung, wo es hingehen soll, und während ich schreibe, puzzle ich alle Ideen zusammen, bis das Puzzle komplett ist. Im Laufe der Geschichte bekomme ich auch das Gefühl, dass die Charaktere selbst die Geschichte miterzählen.

Wie entwickelst du deine Charaktere? Nimmst du dir dafür Menschen, die du kennst, zum Vorbild?
Ich glaube, ich habe mir noch nie bewusst eine reale Person zum Vorbild genommen. Viele meiner Charaktere bauen aber auf meinen Erfahrungen auf. Von mir selbst steckt sicher einiges in ihnen, wenn auch manchmal eher Wunschvorstellungen als Fakten.

Hast du manchmal Schreibblockaden? Und wenn ja, wie schaffst du es, sie zu lösen?
Ich weiß nicht, ob man es immer direkt als Blockade bezeichnen muss. Aber es gibt schon Momente, in denen ich nicht weiterkomme. In dem Fall ist es das Beste, erstmal aufzuhören und wieder anzufangen, wenn die Ideen von selbst kommen. Was mir auch oft hilft, ist, die ganze Szene neu zu beginnen, anstatt mich immer weiter darin zu verrennen.

Wie viel Arbeit steckt in einem Buch? Wie oft in der Woche schreibst du?
Ich habe vier Jahre an meinem ersten Buch geschrieben, meine komplette Studienzeit. Wie oft ich schreibe, kann ich schlecht einschätzen, weil das bei mir immer phasenabhängig ist. In den Semesterferien kann es beispielsweise vorkommen, dass ich wirklich den ganzen Tag an meinem Buch arbeite. Während des Semesters schaffe ich hingegen weniger und schreibe vor allem am Wochenende.

Welche Autorinnen und Autoren liest du selbst am liebsten? Hast du Vorbilder?
Ich bin ein großer Harry-Potter-Fan und finde es beeindruckend, wie J.K. Rowling die Welt aufgebaut hat. Dann mag ich Kerstin Gier sehr gerne. Sie schreibt Fantasy-Trilogien und kommt meinem eigenen Schreibstil sehr nahe. Ansonsten lese ich fast alles, auch wenn beim Schreiben Fantasy mein Genre ist.

Lesen inspiriert und man bekommt ein besseres Gefühl für das Schreiben. Also: Viel schreiben, viel lesen und sich nicht von anderen reinreden lassen!

Kannst du dir vorstellen, später hauptberuflich zu schreiben?
Ja, ich denke mir oft, wie schön es wäre, morgens aufzustehen und zu wissen, dass es jetzt wirklich mein Job ist, den ganzen Tag zu schreiben. Mein Psychologiestudium macht mir aber auch Spaß, vor allem Umweltpsychologie. Ich kann mir vorstellen, später in dem Bereich in Teilzeit zu arbeiten und die verbleibende Zeit zum Schreiben zu nutzen. Es ist aber mein Traum, irgendwann nur noch Zeit zum Schreiben zu haben.

Was rätst du jungen Menschen, die auch mit dem Gedanken spielen, Autorin oder Autor werden zu wollen?
Erstmal sollten sie sich nicht einreden lassen, dass sie das nicht werden können. Künstlerische Berufe werden jungen Menschen leider schnell ausgeredet. Sie sollten sich aber nicht davon abbringen lassen und ganz wichtig: Viel schreiben! Auch wenn man nicht gleich zufrieden ist, sollte man am Ball bleiben und weiterüben. Dann kann auch viel lesen hilfreich sein. Lesen inspiriert und man bekommt ein besseres Gefühl für das Schreiben. Was auch hilft, ist der Austausch mit anderen Autorinnen und Autoren. Sie haben dieselben Probleme und dieselben Träume. Also: Viel schreiben, viel lesen und sich nicht von anderen reinreden lassen!

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