News Fatigue – Die schlechten Neuigkeiten müde sein

Person sitzt vor Bildschirm, auf dem News laufen
Immer mehr Menschen nehmen Nachrichten als erschöpfend wahr.

2022 gaben in Deutschland 65 Prozent aller Personen über 18 Jahren an, mindestens ab und zu absichtlich Nachrichten zu vermeiden. 10 Prozent vermieden sie sogar oft. Das Phänomen heißt News Fatigue, am stärksten sind junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren betroffen. Warum erschöpfen die  Nachrichten junge Menschen immer mehr?

Matheo Berndt, funky-Jugendreporter

Es ist so leicht: Wenn ein Artikel in die Twitter-Timeline gespeist wird, ein Nachrichtenvideo auf der TikTok-ForYou-Page landet oder ein News-Podcast in den Spotify-Empfehlungen auftaucht, könnte man einfach daran vorbei scrollen. Radio ist für junge Erwachsene ein immer weniger genutztes Medium und auch Netflix hält das Programm nicht an, wenn die Tagesschau beginnt. Immer öfter vermeiden insbesondere junge Menschen Nachrichten in ihrer Mediennutzung, zu diesem Ergebnis kam das Leibniz-Institut in Hamburg im Digital News Report 2022. 

Grund für dieses Verhalten ist für viele eine Erschöpfung, die durch den durchgehenden Fluss an Informationen hervorgerufen wird. Besonders Themen wie Corona oder Politik werden von vielen als „zu viel“ wahrgenommen. Zudem nehmen viele Menschen Nachrichten als deprimierend wahr und sehen in den Informationen keinen persönlichen Nutzen. Die Zahlen sind altersübergreifend ähnlich, aber für besonders junge Erwachsene sind Nachrichten zudem ein häufiger Auslöser für Streit oder Verwirrung.

Eine Rolle spielt sicherlich auch das allgemeine Vertrauen in die Medien als Ganzes, wobei Deutschland im Europäischen Vergleich jedoch ein recht hohes Medienvertrauen vorweisen kann. Dieses sinkt momentan zwar wieder leicht, ist seit Beginn der Pandemie aber insgesamt gestiegen.

Nachrichten, besonders schlechte, können auf Dauer nicht nur ermüdend, sondern auch sehr belastend sein. Die gute Nachricht: Es gibt Wege, sich davor zu schützen. Das Wichtigste dabei ist, dem eigenen Medienkonsum Grenzen zu setzen. Das kann durch ein Zeitlimit erreicht werden, aber auch indem Seiten entfolgt wird. Wer Nachrichten nur sehen will, wenn sie*er speziell danach sucht, und auf Social Media lieber abschalten will, der*die kann betreffende Accounts – so guten Content sie auch machen – ganz einfach aus dem Feed verbannen. Zudem kann es helfen, sich beim Nachrichtenkonsum besonders bei wiederkehrenden Themen wie Corona auf die guten Neuigkeiten zu fokussieren. Die WHO beispielsweise rät zum Fokus auf Erholungs- und Erfolgsgeschichten. Zuletzt kann man sich als Ausgleich auf Dinge konzentrieren, die man kontrollieren kann, da genau das bei Nachrichten oft nicht gegeben ist. Beispiele dafür können Hobbies, Aufsteh- und Zubettgehzeiten oder Soziale Kontakte sein.

Nachrichten sind nicht immer leicht zu verkraften, besonders wenn sie einen in Momenten erwischen, wo man nicht auf sie gefasst war und eigentlich bloß  ein paar süße Hunde-TikToks sehen wollte. Auch wenn man gerne informiert bleibt, ist es wichtig, dabei auf sich acht zu geben und sich auch mal zu erlauben, weiterzuscrollen. News Fatigue hat ihren Ursprung nämlich vor allem in der Überlastung und Überforderung der Betroffenen – nicht in Desinteresse oder Faulheit.

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