Vielfalt in den Medien als Chance und Verantwortung – Ein Themenpanel der YouMeCon

Die drei Panelist*innen sind im Gespräch.
Das Panel warf einen Blick in die Zukunft.
Rita Rjabow, funky-Jugendreporterin

„Beyond Media – Medien und Aktivismus neu denken“ ist das Motto der YouMeCon. Doch wie ist der Umgang mit Vielfalt im Journalismus? Susan Djahangard, freie Journalistin und Frank Joung, Host des Podcasts Halbe Kartoffel,  diskutierten in dieser Veranstaltung mit der Moderatorin Ouassima Laabich-Mansour über Diversität in der Medienbranche. Neben einem Bericht über ihre eigenen Wege in den Journalismus stellten sie sich der Frage, wie Vielfalt in der Medienbranche gelebt werden kann.

Diversität ist ein elementarer Bestandteil moderner Gesellschaften. Im Vordergrund der Paneldiskussion stand daher die Frage, wie gesellschaftliche Vielfalt auch im Journalismus repräsentiert werden kann. Zum Hintergrund: 26,7 % der deutschen Bevölkerung haben Migrationsgeschichte. In den Chefredaktionen deutscher Medienhäuser sieht es jedoch häufig anders aus: Laut der Studie „Viel Wille, kein Weg. Diversity im deutschen Journalismus“ der NGO Neue Deutsche Medienmacher*innen haben nur rund sechs Prozent der Chefredakteur*innen Migrationsgeschichte.

Das Panel begann deshalb auch mit einer Bestandsaufnahme: „Wir sehen, dass es immer noch ein Defizit hinsichtlich der Vielfalt gibt, wenn es um den journalistischen Bereich sowie die Film- und Serienproduktion geht“, sagte Ouassima Laabich-Mansour. Im Themenpanel betonten Laabich-Mansour, Djahangard  und Joung jedoch auch, dass nicht alles schlecht sei, wie zum Beispiel neue Formate wie Freitagnacht Jews mit Daniel Donskoy oder auch Karakaya Talks zeigen würden.

Natürlich ist das Thema Diversität als Panelthema nicht neu. Dennoch ist es entscheidend, nicht nur über die Vielfalt in Chefetagen und in Betrieben zu sprechen, sondern explizit auch die Medienwelt unter die Lupe zu nehmen. Besonders im Frühjahr 2021 rückte das Thema der fehlenden Repräsentation und Diversität in den Vordergrund. Damals stand die Talkshow „Die letzte Instanz“ in der Kritik, wo die Verwendung politisch korrekter Sprache diskutiert wurde. Dem Zusammenhang zwischen Macht und Sprache greift auch Chiara Battaglia in ihrem Podcast MACHTWORTE auf die Spur.  

Frank Joung, blickte zurück auf seine eigene Erfahrung im Volontariat: „Ich hatte das Gefühl, es sind immer die gleichen Geschichten, dieselben Themen, wenn es um Menschen mit Migrationshintergrund geht, also vor allem Rassismus, Kriminalität, Religion sowie die Aufsteigergeschichte.“

Immer wieder ging es in der Paneldiskussion darum, dass fehlende Vielfalt in den Redaktionen und Medienhäusern ein generelles, ein strukturelles Problem ist. Die Journalistin Susan Djahangard betonte, dass „in vielen Redaktionen das Verständnis dafür fehlt, dass das auch bedeutet, dass man umdenken muss“. Auch Frank Joung berichtete von seiner Zeit aus der Lokalredaktion und kritisierte, wie er damals aneckte, nur weil er neue und andere Themen einbrachte.

Die Medienhäuser müssen sich den gesellschaftlichen Realitäten anpassen und stärker die Perspektive von Menschen mit Migrationshintergrund berücksichtigen – darüber waren sich die drei Speaker*innen einig. Wenn jede vierte Person in Deutschland eine Migrationsgeschichte hat, dann seien diese Menschen besonders auch für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine entscheidende Zielgruppe, betonte etwa Susan Djahangard. Entscheidend sei für die drei, dass ein Weg zu einer vielfältigen Repräsentation in der Medienlandschaft gefunden werden muss. Die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und lediglich zu beklagen, dass die deutsche Medienbranche zu alt, weiß und männlich ist, bringe nichts.

© Jugendpresse Deutschland 

Für die Teilnehmer*innen der YouMeCon war das Panel ein Blick in die Zukunft. Während des Panels sind verschiedene Herausforderungen und Probleme der Medienbranche angesprochen und aufgezeigt worden. Susan Djahangard entließ die Teilnehmenden dann schließlich mit der ermutigenden Botschaft: „Lasst euch nicht unterkriegen!“

Der komplette Themenpanel „Vielfalt in den Medien als Chance & Verantwortung“ ist auf hier verfügbar.

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