Meinung

Reingelesen: „Stolpertage“ von Josefine Sonneson

"Stolpertage" Cover
Josefine Sonneson stellt besonders das Innenleben und die Gefühlswelt von Jette in den Fokus und macht auf sensible Weise die Sicht einer Dreizehnjährigen greifbar.

„Stolpertage“, Josefine Sonnesons im Juli veröffentlichter Debütroman, erzählt mit Humor, Direktheit und viel Einfühlungsvermögen von den Veränderungen im Leben der dreizehnjährigen Jette. Sonneson beschreibt das „Dazwischensein“ einer Pubertierenden so empathisch, dass man sofort einsteigt, mitfühlt und sich mit Jette durch die Osterferien treiben lässt.

Lena Enders, funky-Jugendreporterin

Jette steckt inmitten von Umzugskisten, getrennten Elternteilen, Erinnerungen an eine heile Familie und eine beste Freundin und der Angst vor Veränderung. Sogar Opa, der sonst immer Halt geben konnte, verblasst langsam immer mehr. Sie würde gern etwas festhalten, am liebsten sich selbst. Stattdessen stolpert sie mitten hinein in einen Frühling, der nach Schnittlauch und Aufbruch schmeckt. Trotz der Abschiede merkt Jette auch, dass auch nach schmerzlichen Veränderungen wieder etwas Gutes entstehen kann.

Das Jugendbuch erzeugt ein ungeheuer starkes Gefühl irgendwo zwischen Aufbruch und Unbeschwertheit. Es handelt von Abschieden von geliebten Menschen, von Kindheitserinnerungen und alten Gewohnheiten, die zuerst eine Lücke hinterlassen. Doch diese vermeintliche Lücke wird durch Lachen, kleine Glücksmomente und neue Begegnungen gefüllt und hinterlässt die Leserschaft mit einem warmen Gefühl, das sich im ganzen Körper ausbreitet.

Es gibt diese komische Mischung. Zwischen irgendwie zufrieden und traurig sein.

Zitat aus „Stolpertage“

Sonneson führt die Leser*innen mit knapp gehaltenen Sätzen durch das Geschehen – und doch ist alles gesagt. Sie stellt besonders das Innenleben und die Gefühlswelt von Jette in den Fokus und macht auf sensible Weise die Sicht einer Dreizehnjährigen greifbar. Auf eine liebenswerte Art puzzelt Sonneson die Schnipsel des Lebens zusammen, das zwischen Familie, Verlust und beängstigenden Veränderungen ehrlich und nachvollziehbar bleibt.

„Stolpertage“ erzählt gefühlvoll und stark von den Veränderungen innerhalb einer Familie und verliert dennoch nicht an Leichtigkeit und Hoffnung. Die großen und kleinen Fragen werden gestellt, auch wenn die Erklärfäden manchmal einfach in der Luft hängen bleiben, denn „… man kann auf manche Sachen einfach keine Antwort haben“. Der Coming-of-Age-Roman behandelt Themen wie Freundschaft, Liebe, Familie und Verlust und ermöglicht gleichzeitig den Einblick in die Gedanken und Träume einer Pubertierenden. Dabei behält Sonneson stets den Blick für die kleinen Dinge im Leben: Auf empathische Art und Weise werden auch die Schwester, Freundin Ida und die Mutter als authentische Charaktere entworfen, die alle trotz schwieriger Situationen ihr Bestes geben.

Unsere Meinung: Eine sehr echte Geschichte einer Dreizehnjährigen, die zwischen Ohnmacht, Familie, Freundschaft und Tod ihr Lachen nicht verliert. Jette steht für unzählige Teenager, deren „heile Familie“ nur noch in Erinnerungen existiert. Ein rundum „traurigschönes“ Buch.

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