Kiel. Ob auf Festivals, Konzerten oder in kleinen Clubs – Radiomoderatorin Amy Scheske ist dort zu finden, wo die Musik spielt. Für sie ist Musik weit mehr als ein Hobby: Sie schafft Stimmung, verbindet Menschen und erzählt Geschichten. Genau das spiegelt sich auch in ihrer Sendung „delta radio Nachmittag mit Amy“ wider – nicht nur durch die Musikauswahl, sondern auch durch Themen, die zum Nachdenken anregen. Für ihre authentische Art und das Gespür für ihr Publikum wurde die 27-Jährige beim Deutschen Radiopreis als „Beste Moderatorin“ ausgezeichnet. Im Interview spricht Amy darüber, warum ihr Begegnungen auf Augenhöhe wichtig sind und erklärt, weshalb das Thema Mentale Gesundheit auch im Radio aufgegriffen werden muss.
Liebe Amy, wie fühlt es sich an, den eigenen Namen als Gewinnerin beim Deutschen Radiopreis zu hören? Amy Scheske: Als mein Name beim Deutschen Radiopreis gefallen ist, habe ich gar nicht damit gerechnet. Erst war ich in der totalen Schockstarre, dann kam ein breites Grinsen und gleichzeitig dieses Gefühl von „Was zur Hölle passiert hier gerade?“. Ich saß da und dachte mir „Echt jetzt? Meinen die wirklich mich?“ Erst nach einigen Sekunden habe ich wirklich verstanden, dass ich einen Preis gewonnen habe. Es war einfach verrückt: Stolz, Freude, Glück, Überforderung – alles auf einmal.
Was bedeutet dir diese Auszeichnung? Die Auszeichnung bedeutet für mich vor allem Sichtbarkeit, gerade weil es in meiner Sendung immer wieder um das Thema mentale Gesundheit geht. Mir ist es wichtig, zu zeigen, dass niemand mit seinen Problemen allein ist und man trotzdem Dinge erreichen kann. Gleichzeitig erinnert mich der Preis daran, immer an mich zu glauben, auch wenn ich manchmal an mir zweifele.
Wie bist du Moderatorin geworden? Eigentlich wollte ich erst studieren, habe dann aber ein Praktikum gemacht. So bin ich zu delta radio gekommen. Danach habe ich ein Volontariat gemacht und durfte nach dem ersten Volojahr direkt den delta-Nachmittag übernehmen. Den moderiere ich jetzt schon seit 2021 und es macht immer noch viel Spaß. Es ist ein Perfect Match: Die Mischung aus Musik, Quatschen und Menschen erreichen.
Amy Scheske mit dem Deutschen Radiopreis für die „Beste Moderation“. (c) Mac Matzen/Deutscher Radiopreis
Was sind die Herausforderungen beim Moderieren? Zum einen muss man lernen, nicht zu perfektionistisch zu sein. Nicht jede Sendung wird glatt laufen, und das ist völlig in Ordnung. Früher war ich immer richtig sauer, wenn ich mich versprochen habe, inzwischen kann ich darüber lachen. Außerdem ist es eine Kunst, nicht zu lange zu reden. Man muss sich nämlich an Redezeiten halten. Gerade wenn man richtig im Flow ist, fällt das schwer. Und ehrlich: Manchmal ist die größte Challenge einfach, cool zu bleiben, wenn technisch etwas schiefläuft oder spontan ein Gast ausfällt. Dann muss man improvisieren können.
Wie schlimm sind „Versprecher“? Gar nicht so schlimm, solange sie nicht nach jedem Wort passieren. Meistens sind sie sogar richtig lustig. Ich erinnere mich noch, wie ich einmal gesagt habe, dass es eine Bushaltestelle auf der A1 gibt. Die Leute haben sich schlappgelacht. Kleine Patzer gehören einfach dazu und lockern die Stimmung auf.
Du legst den thematischen Schwerpunkt auf Authentizität und Augenhöhe. Wie hast du deine eigene „Stimme“ gefunden? Das war gar nicht so einfach. Anfangs habe ich viel ausprobiert und mich vor allem viel zu viel an anderen orientiert. Jemand sagte mal zu mir, dass ich mit Handbremse sprechen würde und das stimmte auch. Ich habe nur nicht herausgefunden, wieso. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Alles, was zu gestelzt klingt, funktioniert nicht. Ich muss ich sein, damit das funktioniert. Mir war es von Anfang an wichtig, auf Augenhöhe zu bleiben. Nicht so ein „Ich erzähle euch jetzt alles“-Ton, sondern eher nach dem Motto: „Jeder Nachmittag ist ein gemeinsamer Nachmittag.“ Also habe ich angefangen, so zu reden, wie ich bin: Mit meiner Art zu lachen, kleinen Pausen und auch mal verrückten Sprichwort-Versprechern. Irgendwann hat sich das einfach eingespielt. Ich glaube, genau das spüren die Leute auch: Wenn man echt ist, hört man das.
Wieso liegt dir das Thema Mentale Gesundheit besonders am Herzen? Ich rede darüber, weil es einfach immer noch viel zu oft ein Tabuthema ist und Social Media uns allen ständig suggeriert, wir müssten immer perfekt funktionieren. Die meisten teilen nur die Highlights. Ich will dafür sensibilisieren, dass es völlig normal ist, mal einen schlechten Tag zu haben oder dass – wie in meinem Fall – Panikattacken einfach dazugehören können. Glaubt mir, es ist so erleichternd, einfach mal zu sagen: „Heute geht’s mir nicht gut.“ Die Leute werden trotzdem zuhören, lachen oder Verständnis haben. Genau solche kleinen Momente machen den Unterschied, und ich glaube, genau darum lohnt es sich, darüber zu reden.
Was würdest du jungen Menschen raten, wenn sie merken, dass es ihren Freund:innen mental nicht gut geht? Und was, wenn es ihnen selbst nicht gut geht? Jungen Menschen würde ich raten, auf sich selbst zu achten – gerade, was die mentale Gesundheit angeht. Social Media kann viel Druck ausüben, weshalb ich es auch für sinnvoll halte, mehr Regeln und Grenzen einzuführen. Ich merke bei jüngeren Familienmitgliedern, wie schnell eine Neidkultur entsteht: Jeder will sich toppen, die besten Erlebnisse zeigen und die coolsten Bilder posten. Aber genau hier verliert man sich selbst. Mein Rat ist: Vergleicht euch nicht ständig, setzt euch Grenzen, nehmt euch Pausen und sprecht offen über eure Gefühle. Es ist völlig okay, mal nicht okay zu sein. Wer das lernt und bewusst auf sich achtet, kann entspannter leben und wird merken, dass es am Ende nicht darum geht, wie man auf andere wirkt, sondern wie man sich selbst dabei fühlt.
Was muss sich deiner Meinung nach beim Thema Mental Health in der Gesellschaft ändern? Wir müssen aufhören, mentale Gesundheit nur als Problem Einzelner zu sehen. Es betrifft uns alle. Trotzdem wird immer noch viel totgeschwiegen. Gesellschaftlich müsste es normal werden, darüber zu reden, sich Pausen zu nehmen und Hilfe anzunehmen, ohne dass man sich dafür rechtfertigen muss. Ich ziehe immer gern den Vergleich zu einem gebrochenen Bein. Mentale Gesundheit sollte mindestens ebenso ernst genommen werden. Wir müssen mehr miteinander reden. Echte Gespräche, ehrliche Einblicke und Offenheit würden schon eine Menge ändern.
Was macht für dich eine gute Radiostimme heute aus – mehr Haltung oder mehr Unterhaltung? Beides! Haltung ohne Unterhaltung erreicht niemanden, Unterhaltung ohne Haltung ist Unsinn. Die Mischung macht’s: Man kann locker quatschen, witzig sein und trotzdem Haltung zeigen. Genau das ist für mich gutes Radio. Nah an den Leuten, echt, unterhaltsam, aber mit einer Botschaft.
Wie soll deine Karriere weitergehen? Meine Karriere soll vor allem so weitergehen, dass es spannend bleibt und mir Spaß macht. Heutzutage ist alles so schnelllebig, ich habe sowieso nicht weit in die Zukunft geplant. Ich habe mich eher treiben lassen, ausprobiert und genau das hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Moderieren, eigene Formate entwickeln, live dabei sein, mit Musik, Gästen und Geschichten spielen – das alles möchte ich weiterhin machen. Wichtig ist mir, dass ich dabei ich selbst und auf Augenhöhe mit den Leuten bleibe und immer offen für neue Ideen bin. Am Ende soll mein Beruf einfach lebendig bleiben und ich möchte Menschen etwas mitgeben, das hängenbleibt.
Kiel. Ob auf Festivals, Konzerten oder in kleinen Clubs – Radiomoderatorin Amy Scheske ist dort zu finden, wo die Musik spielt. Für sie ist Musik weit mehr als ein Hobby: Sie schafft Stimmung, verbindet Menschen und erzählt Geschichten. Genau das spiegelt sich auch in ihrer Sendung „delta radio Nachmittag mit Amy“ wider – nicht nur durch die Musikauswahl, sondern auch durch Themen, die zum Nachdenken anregen. Für ihre authentische Art und das Gespür für ihr Publikum wurde die 27-Jährige beim Deutschen Radiopreis als „Beste Moderatorin“ ausgezeichnet. Im Interview spricht Amy darüber, warum ihr Begegnungen auf Augenhöhe wichtig sind und erklärt, weshalb das Thema Mentale Gesundheit auch im Radio aufgegriffen werden muss.
Liebe Amy, wie fühlt es sich an, den eigenen Namen als Gewinnerin beim Deutschen Radiopreis zu hören?
Amy Scheske: Als mein Name beim Deutschen Radiopreis gefallen ist, habe ich gar nicht damit gerechnet. Erst war ich in der totalen Schockstarre, dann kam ein breites Grinsen und gleichzeitig dieses Gefühl von „Was zur Hölle passiert hier gerade?“. Ich saß da und dachte mir „Echt jetzt? Meinen die wirklich mich?“ Erst nach einigen Sekunden habe ich wirklich verstanden, dass ich einen Preis gewonnen habe. Es war einfach verrückt: Stolz, Freude, Glück, Überforderung – alles auf einmal.
Was bedeutet dir diese Auszeichnung?
Die Auszeichnung bedeutet für mich vor allem Sichtbarkeit, gerade weil es in meiner Sendung immer wieder um das Thema mentale Gesundheit geht. Mir ist es wichtig, zu zeigen, dass niemand mit seinen Problemen allein ist und man trotzdem Dinge erreichen kann. Gleichzeitig erinnert mich der Preis daran, immer an mich zu glauben, auch wenn ich manchmal an mir zweifele.
Wie bist du Moderatorin geworden?
Eigentlich wollte ich erst studieren, habe dann aber ein Praktikum gemacht. So bin ich zu delta radio gekommen. Danach habe ich ein Volontariat gemacht und durfte nach dem ersten Volojahr direkt den delta-Nachmittag übernehmen. Den moderiere ich jetzt schon seit 2021 und es macht immer noch viel Spaß. Es ist ein Perfect Match: Die Mischung aus Musik, Quatschen und Menschen erreichen.
Was sind die Herausforderungen beim Moderieren?
Zum einen muss man lernen, nicht zu perfektionistisch zu sein. Nicht jede Sendung wird glatt laufen, und das ist völlig in Ordnung. Früher war ich immer richtig sauer, wenn ich mich versprochen habe, inzwischen kann ich darüber lachen. Außerdem ist es eine Kunst, nicht zu lange zu reden. Man muss sich nämlich an Redezeiten halten. Gerade wenn man richtig im Flow ist, fällt das schwer. Und ehrlich: Manchmal ist die größte Challenge einfach, cool zu bleiben, wenn technisch etwas schiefläuft oder spontan ein Gast ausfällt. Dann muss man improvisieren können.
Wie schlimm sind „Versprecher“?
Gar nicht so schlimm, solange sie nicht nach jedem Wort passieren. Meistens sind sie sogar richtig lustig. Ich erinnere mich noch, wie ich einmal gesagt habe, dass es eine Bushaltestelle auf der A1 gibt. Die Leute haben sich schlappgelacht. Kleine Patzer gehören einfach dazu und lockern die Stimmung auf.
Du legst den thematischen Schwerpunkt auf Authentizität und Augenhöhe. Wie hast du deine eigene „Stimme“ gefunden?
Das war gar nicht so einfach. Anfangs habe ich viel ausprobiert und mich vor allem viel zu viel an anderen orientiert. Jemand sagte mal zu mir, dass ich mit Handbremse sprechen würde und das stimmte auch. Ich habe nur nicht herausgefunden, wieso. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Alles, was zu gestelzt klingt, funktioniert nicht. Ich muss ich sein, damit das funktioniert. Mir war es von Anfang an wichtig, auf Augenhöhe zu bleiben. Nicht so ein „Ich erzähle euch jetzt alles“-Ton, sondern eher nach dem Motto: „Jeder Nachmittag ist ein gemeinsamer Nachmittag.“ Also habe ich angefangen, so zu reden, wie ich bin: Mit meiner Art zu lachen, kleinen Pausen und auch mal verrückten Sprichwort-Versprechern. Irgendwann hat sich das einfach eingespielt. Ich glaube, genau das spüren die Leute auch: Wenn man echt ist, hört man das.
Wieso liegt dir das Thema Mentale Gesundheit besonders am Herzen?
Ich rede darüber, weil es einfach immer noch viel zu oft ein Tabuthema ist und Social Media uns allen ständig suggeriert, wir müssten immer perfekt funktionieren. Die meisten teilen nur die Highlights. Ich will dafür sensibilisieren, dass es völlig normal ist, mal einen schlechten Tag zu haben oder dass – wie in meinem Fall – Panikattacken einfach dazugehören können. Glaubt mir, es ist so erleichternd, einfach mal zu sagen: „Heute geht’s mir nicht gut.“ Die Leute werden trotzdem zuhören, lachen oder Verständnis haben. Genau solche kleinen Momente machen den Unterschied, und ich glaube, genau darum lohnt es sich, darüber zu reden.
Was würdest du jungen Menschen raten, wenn sie merken, dass es ihren Freund:innen mental nicht gut geht? Und was, wenn es ihnen selbst nicht gut geht?
Jungen Menschen würde ich raten, auf sich selbst zu achten – gerade, was die mentale Gesundheit angeht. Social Media kann viel Druck ausüben, weshalb ich es auch für sinnvoll halte, mehr Regeln und Grenzen einzuführen. Ich merke bei jüngeren Familienmitgliedern, wie schnell eine Neidkultur entsteht: Jeder will sich toppen, die besten Erlebnisse zeigen und die coolsten Bilder posten. Aber genau hier verliert man sich selbst. Mein Rat ist: Vergleicht euch nicht ständig, setzt euch Grenzen, nehmt euch Pausen und sprecht offen über eure Gefühle. Es ist völlig okay, mal nicht okay zu sein. Wer das lernt und bewusst auf sich achtet, kann entspannter leben und wird merken, dass es am Ende nicht darum geht, wie man auf andere wirkt, sondern wie man sich selbst dabei fühlt.
Was muss sich deiner Meinung nach beim Thema Mental Health in der Gesellschaft ändern?
Wir müssen aufhören, mentale Gesundheit nur als Problem Einzelner zu sehen. Es betrifft uns alle. Trotzdem wird immer noch viel totgeschwiegen. Gesellschaftlich müsste es normal werden, darüber zu reden, sich Pausen zu nehmen und Hilfe anzunehmen, ohne dass man sich dafür rechtfertigen muss. Ich ziehe immer gern den Vergleich zu einem gebrochenen Bein. Mentale Gesundheit sollte mindestens ebenso ernst genommen werden. Wir müssen mehr miteinander reden. Echte Gespräche, ehrliche Einblicke und Offenheit würden schon eine Menge ändern.
Was macht für dich eine gute Radiostimme heute aus – mehr Haltung oder mehr Unterhaltung?
Beides! Haltung ohne Unterhaltung erreicht niemanden, Unterhaltung ohne Haltung ist Unsinn. Die Mischung macht’s: Man kann locker quatschen, witzig sein und trotzdem Haltung zeigen. Genau das ist für mich gutes Radio. Nah an den Leuten, echt, unterhaltsam, aber mit einer Botschaft.
Wie soll deine Karriere weitergehen?
Meine Karriere soll vor allem so weitergehen, dass es spannend bleibt und mir Spaß macht. Heutzutage ist alles so schnelllebig, ich habe sowieso nicht weit in die Zukunft geplant. Ich habe mich eher treiben lassen, ausprobiert und genau das hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Moderieren, eigene Formate entwickeln, live dabei sein, mit Musik, Gästen und Geschichten spielen – das alles möchte ich weiterhin machen. Wichtig ist mir, dass ich dabei ich selbst und auf Augenhöhe mit den Leuten bleibe und immer offen für neue Ideen bin. Am Ende soll mein Beruf einfach lebendig bleiben und ich möchte Menschen etwas mitgeben, das hängenbleibt.
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