Vor gut zwei Jahren entwickelte sich Caroline Wahls Debütroman „22 Bahnen“ zu einem literarischen Phänomen: Die Geschichte der Studentin Tilda, die sich mit ihrer alkoholkranken Mutter herumschlagen und gleichzeitig um ihre kleine Schwester Ida kümmern muss, eroberte die Bestsellerlisten und traf einen Nerv – besonders bei jungen Leser:innen, die Wahls modernen, direkten Schreibstil schätzten. Nach dem ebenfalls erfolgreichen zweiten Teil „Windstärke 17“ folgt nun die Verfilmung.
(c) Constantin Film
Dabei ist es Regisseurin Mia Maariel Meyer überzeugend gelungen, das beklemmende Provinzmilieu und die festgefahrenen Familiendynamiken in einen zugänglichen, berührenden Film zu übersetzen. Mit ihrem nuancierten Spiel ist es vor allem die großartige Luna Wedler als Tilda, die den Film trägt. Ebenso beeindruckt die zehnjährige Zoë Baier (zuletzt in Mascha Schilinskis „In die Sonne schauen“) als Tildas kleine Schwester Ida. Das Zusammenspiel der beiden vermittelt geschwisterliche Liebe und Zusammenhalt auf so ehrliche Weise, dass sich das Publikum sofort auf ihre Seite schlägt.
Diese emotionale Verbindung ist entscheidend, denn tonal oder inszenatorisch wagt der Film keine Experimente. Von der Adaption eines solchen Bestsellers wird vermutlich genau das erwartet, dennoch hätte man dem Publikum stellenweise mehr zutrauen können. So werden besonders in der ersten Hälfte viele Szenen mit einem Voice-Over von Tilda untermalt, in denen sich der Kontext auch von selbst erschließen würde. „Show don’t tell“ lautet eine der wichtigsten Regeln beim Schreiben von Drehbüchern, hier schien die Devise eher „Zeigen, aber zur Sicherheit nochmal erklären“ gewesen zu sein. Zudem bleiben manche der Figuren zu eindimensional, etwa der verschlossene und schöne Viktor, der im Grunde dem Stereotyp des romantischen Retters entspricht – des edlen Ritters, der in seiner G-Klasse vorfährt.
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Trotzdem sorgt „22 Bahnen“ für feuchte Augen und gute Unterhaltung. Während Tilda sich der schreienden Ungerechtigkeit und Perspektivlosigkeit ihrer Situation unbeugsam entgegenstellt, bleibt eine beklemmende Frage: Wie viele Menschen müssen ähnliche Umstände ertragen – still und allein, womöglich im eigenen Umfeld? Dennoch transportiert der Film eine Grundstimmung, die trotz aller Schwere tröstlich wirkt. Vielleicht bleibt manches für immer beschissen, vielleicht wird am Ende aber auch alles gut.
„22 Bahnen“ läuft ab dem 4. September in den Kinos.
Vor gut zwei Jahren entwickelte sich Caroline Wahls Debütroman „22 Bahnen“ zu einem literarischen Phänomen: Die Geschichte der Studentin Tilda, die sich mit ihrer alkoholkranken Mutter herumschlagen und gleichzeitig um ihre kleine Schwester Ida kümmern muss, eroberte die Bestsellerlisten und traf einen Nerv – besonders bei jungen Leser:innen, die Wahls modernen, direkten Schreibstil schätzten. Nach dem ebenfalls erfolgreichen zweiten Teil „Windstärke 17“ folgt nun die Verfilmung.
Dabei ist es Regisseurin Mia Maariel Meyer überzeugend gelungen, das beklemmende Provinzmilieu und die festgefahrenen Familiendynamiken in einen zugänglichen, berührenden Film zu übersetzen. Mit ihrem nuancierten Spiel ist es vor allem die großartige Luna Wedler als Tilda, die den Film trägt. Ebenso beeindruckt die zehnjährige Zoë Baier (zuletzt in Mascha Schilinskis „In die Sonne schauen“) als Tildas kleine Schwester Ida. Das Zusammenspiel der beiden vermittelt geschwisterliche Liebe und Zusammenhalt auf so ehrliche Weise, dass sich das Publikum sofort auf ihre Seite schlägt.
Diese emotionale Verbindung ist entscheidend, denn tonal oder inszenatorisch wagt der Film keine Experimente. Von der Adaption eines solchen Bestsellers wird vermutlich genau das erwartet, dennoch hätte man dem Publikum stellenweise mehr zutrauen können. So werden besonders in der ersten Hälfte viele Szenen mit einem Voice-Over von Tilda untermalt, in denen sich der Kontext auch von selbst erschließen würde. „Show don’t tell“ lautet eine der wichtigsten Regeln beim Schreiben von Drehbüchern, hier schien die Devise eher „Zeigen, aber zur Sicherheit nochmal erklären“ gewesen zu sein. Zudem bleiben manche der Figuren zu eindimensional, etwa der verschlossene und schöne Viktor, der im Grunde dem Stereotyp des romantischen Retters entspricht – des edlen Ritters, der in seiner G-Klasse vorfährt.
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Trotzdem sorgt „22 Bahnen“ für feuchte Augen und gute Unterhaltung. Während Tilda sich der schreienden Ungerechtigkeit und Perspektivlosigkeit ihrer Situation unbeugsam entgegenstellt, bleibt eine beklemmende Frage: Wie viele Menschen müssen ähnliche Umstände ertragen – still und allein, womöglich im eigenen Umfeld? Dennoch transportiert der Film eine Grundstimmung, die trotz aller Schwere tröstlich wirkt. Vielleicht bleibt manches für immer beschissen, vielleicht wird am Ende aber auch alles gut.
„22 Bahnen“ läuft ab dem 4. September in den Kinos.
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