Elternfragen

Elternfrage: „Welche Grenzen sollten Eltern respektieren?“

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Eltern fragen - die funky Redaktion antwortet.

Im Laufe der Zeit stellen Kinder ihren Eltern tausendundeine Frage. In dieser Rubrik soll der Spieß einfach mal umgedreht werden und Eltern dürfen all das fragen, was sie schon immer über Jugendliche wissen wollten.

Die Mutter eines 15-jährigen Sohns fragt: „Welche Grenzen sollten Eltern respektieren?“

Rita Rjabow aus der Jugendredaktion antwortet: Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der ich meiner Mutter alles erzählt habe. Wirklich alles. Wer mich in der Schule geärgert hat, was es zum Mittagessen gab, wie die Deutscharbeit lief. Doch irgendwann hat sich das verändert. Nicht schlagartig – aber spürbar. Mit jedem Jahr wurde das Bedürfnis größer, Gedanken erst einmal mit mir selbst auszumachen. Gefühle zu sortieren, bevor ich sie teile. Und auch mal Dinge für mich zu behalten – nicht aus Misstrauen, sondern aus dem Wunsch heraus, selbst klarzukommen.

In der Jugend beginnt eine Phase, in der sich vieles verschiebt. Ich wollte herausfinden, wer ich eigentlich bin – ohne dauernd erklärt zu bekommen, wer ich sein könnte. Ich wollte Dinge erleben, ohne dabei beobachtet zu werden. Und vor allem: Entscheidungen treffen und selbst herausfinden, ob diese gut waren oder nicht. Das bedeutete auch als Jugendliche Grenzen zu setzen und nicht jede Frage zu beantworten. Die Zimmertür auch mal zuzumachen. Und ja – den Freundeskreis nicht komplett offenzulegen. Das war keine Ablehnung, vielmehr der Versuch, selbstständig zu werden.

Was mir damals geholfen hat, war Raum. Raum, in dem nicht jede Entscheidung kommentiert oder jeder Rückzug hinterfragt wurde. In dem ich spüren durfte: Ich werde ernst genommen – auch dann, wenn ich nicht alles teile. Natürlich war das nicht immer leicht. Weder für mich noch für meine Eltern. Gerade wenn Unsicherheit im Spiel war, fiel es ihnen bestimmt schwer, loszulassen.
Aber genau das war wichtig: nicht sofort kontrollieren, nur um wieder etwas Nähe herzustellen beziehungsweise zu erzwingen.

Denn auch ich war in dieser Zeit oft verunsichert und auf der Suche. Und manchmal einfach überfordert mit allem, was in mir vorging. Wer in solchen Momenten nicht drängt, sondern vertraut, macht viel mehr möglich: Dann entsteht nämlich das Gefühl, sich jederzeit wieder annähern zu können – ganz freiwillig und ohne Druck.

Deshalb mein Wunsch an alle Eltern: Unterlasst die Kontrollbesuche und das tägliche Verhör nach der Schule. Spart euch das „Ich will doch nur helfen“, wenn es eigentlich um das eigene Bedürfnis nach Sicherheit geht. Fragt euch stattdessen, wie man da sein kann, ohne zu überrollen, und zuhören kann, auch wenn es unbequem ist. Bleibt offen, auch wenn sich gerade Türen schließen.

Denn hinter jeder Grenze steckt der Wunsch, sich selbst besser kennenzulernen. Und das gelingt nur, wenn man den Raum dafür bekommt. Erwachsenwerden bedeutet nicht, seine Eltern abzulehnen, sondern sich selbst näherzukommen – mit etwas mehr Abstand. Aber nie ganz ohne Verbindung.

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.