Selbstversuch: Eine Woche jeden Tag schminken

Für viele gehört das Schminken in den Alltag und ist ein wesentlicher Bestandteil im Leben.
Für viele gehört das Schminken in den Alltag und ist ein wesentlicher Bestandteil im Leben.
Pauline Dörrich, funky-Jugendreporterin

Eine Woche lang ehrlich sein, keinen Plastikmüll produzieren oder auf Instagram verzichten? In dieser Rubrik versucht sich die Jugendredaktion an spannenden Selbstexperimenten.

„Make up ist schlecht für die Haut.“ Das war bisher mein Mantra, wenn ich gefragt wurde, weshalb ich mich nicht schminke. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Ich finde, dass Schminken enorm viel Zeit in Anspruch nimmt, besonders, wenn man nicht so erfahren und routiniert ist. Spoiler: Das werde ich auch noch im Laufe meines Selbstversuchs feststellen. Bisher habe ich einfach nicht den Drang verspürt, mich für den Alltag „hübsch“ zu machen. Ich fühle mich ohne Make-up wohl, ganz nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Doch irgendwie reizt es mich, herauszufinden, was für ein Gefühl es ist, geschminkt zu sein, und auch, wie mein Umfeld darauf reagieren wird. In meinem einwöchigen Selbstversuch möchte ich genau das herausfinden.

Bevor ich mit dem Selbstversuch starte, mache ich mich zuallererst auf den Weg in eine nahegelegene Drogerie. Da ich mich nicht schminke, besitze ich so gut wie keine Beautyprodukte. Samstagmorgen gehe ich also gemeinsam mit meinem Freund in die Drogerie und verschwinde direkt hinter den Regalen mit den unzähligen kosmetischen Produkten. Zunächst versuchte ich mir einen groben Überblick über die einzelnen Produkte und Marken zu verschaffen. Puh, ganz schön viel Auswahl. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich mich die letzten Jahre so dagegen gesträubt habe, Make-up, Liedschatten und Co auszuprobieren. Ich fühle mich von der Menge der Produkte irgendwie erschlagen und ich bin auch unsicher, für welches Produkt und welche Marke ich mich letztendlich entscheiden soll. In diesem Moment hätte ich mir eine Freundin an meiner Seite gewünscht, die sich mit dem Prozedere auskennt und mich hätte beraten können. Mein Freund hat genauso wenig Ahnung wie ich und kann mir nicht wirklich weiterhelfen. Schminktutorials auf YouTube haben mich in meiner Teenie-Zeit kaum interessiert – das bereue ich jetzt ein bisschen. Nach gefühlt einer Stunde habe ich es dann geschafft. Mascara, Concealer, Lidschatten, Lipgloss, Puder und um viele Euros ärmer mache ich mich auf den Nachhauseweg. Was ich vorher nicht bedacht habe: Make-up-Produkte gehen ganz schön ins Geld. Als blutige Anfängerin habe ich mich fürs Erste gegen einen Liedstrich und für ein einfaches und natürliches Make-up entschieden. Das passt auch am besten zu mir und meinem Typ.

Start in den Selbstversuch

Es ist Montagmorgen und ich habe irgendwie nicht besonders gut geschlafen, aber ich bin motiviert, weil ich weiß, dass ich jetzt meine Augenringe mit Concealer überdecken kann. Normalerweise brauche ich maximal eine Viertelstunde im Bad. Zähneputzen, Waschen und Haarkämmen. Aber durch das Schminken hat sich meine morgendliche Badezimmerzeit um das Doppelte verlängert. Noch fehlt mir eine gewisse Routine. Beim Schminken war ich mir auch unsicher, welches Produkt ich zuerst verwenden soll: die Mascara, den Liedschatten oder doch den Concealer? Ich merke, wie unsicher und unerfahren ich bin. Besonders irritiert mich der Lipgloss, weil er so unglaublich an meinen Lippen klebt und auch nicht besonders gut schmeckt. Alles noch total ungewohnt. Ja, etwas skeptisch bin ich noch.

Montagnachmittag muss ich von meinem Freund Abschied nehmen und ich fange an zu weinen. Normalerweise ist das kein Problem, aber mit der Schminke in meinem Gesicht ist das nun eher ungünstig. Jetzt sehe ich aus wie ein verheulter Panda. Na super. Das habe ich bei der Auswahl meiner Wimperntusche nicht bedacht. Mich würde diese Tatsache am Schminken echt stören. Beim Zähneputzen am Abend stellte ich mir die Frage: Fühle ich mich wirklich hübscher mit dem Make-up? Noch kann ich die Frage nicht beantworten, aber vielleicht am Ende dieser Woche. Meinen wenig erholsamen Schlaf der letzten Nacht konnte ich auf jeden Fall in null Komma nichts wegzaubern.

Dienstagmorgen. Das Abschminken am Vorabend hat so mäßig gut funktioniert. Irgendwie habe ich das Gefühl, das meine Wimpern durch die Mascara verklebt sind und ich das Make-up gar nicht wirklich von meinem Gesicht wegbekomme. Abends bin ich meist müde und will am liebsten direkt ins Bett fallen. Das ist aber nicht drin, denn mit Schminke schlafen ist ungeil. Ein weiterer Grund, weshalb ich mich erst gar nicht schminke. Abends noch Stunden im Bad zu verbringen, nur um das Zeug von meinem Gesicht zu kriegen – nicht unbedingt meine Traumvorstellung.

An Tag zwei also dasselbe Spiel. Mascara, Concealer, Lidschatten, Blush und Lipgloss, denn heute geht es ins Büro. Noch fühle ich mich mit dem Make-up ein bisschen verkleidet, als würde ich mich wie früher für die Faschingsfeier schminken.

Mittwoch früh habe ich gar keine Lust aufs Bemalen. Ich habe es einfach nicht gefühlt. Die Vorstellung, die ganzen Produkte in meinem Gesicht zu haben, nervt mich. Der typische Durchhänger in der Mitte des Versuchs. Aber ich habe mich dazu entschieden ins Büro zu gehen, also keine faulen Ausreden. Im Laufe des Tages habe ich ehrlicherweise vergessen, dass ich geschminkt bin. Erst beim Blick in den Spiegel auf der Toilette ist es mir wieder aufgefallen. Ich sehe weniger müde und ausgelaugt aus als sonst. Der Anblick gefällt mir. Ist also doch was dran am Make-up?

Danach schminke ich mich nur noch am Freitag. Donnerstag brauche ich einen kurzen Pausentag. Ich bin froh, dass der Selbstversuch nun endet. Für die ersten Tage war es ganz lustig, mich geschminkt zu sehen und auch zu schauen, wie ich mich damit fühle. Mit Make-up fühle ich mich definitiv hübsch, aber nicht hübscher als sonst. Dadurch, dass ich die Woche wenig geschlafen habe, war ich sehr froh über den Concealer, mit dem ich meine Augenringe gut wegschminken konnte. Ich glaube etwas Lipgloss und Mascara werde ich in Zukunft in meine Routine einbauen – es sind Kleinigkeiten, machen aber im Gesamtbild echt was her. Aber jeden Tag werde ich mich auf keinen Fall schminken. 

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.