Reisen mal anders: Für Arne sollte es nicht das klassische Gap-Year in Neuseeland oder Australien sein, sondern eine wilde Hitchhiking-Reise von Deutschland nach Indonesien. Welche Erlebnisse er dabei macht, darüber berichtet er in regelmäßigen Beiträgen.
Arne Kaiser, funky-Jugendreporter
Als am 6. Februar 2023 in der Türkei und im benachbarten Syrien die Erde bebte, handelte es sich tatsächlich nicht nur um ein Erdbeben. Genau genommen waren es anfangs zwei starke Beben, die in den Folgetagen in einer Serie von mehreren Tausend Nachbeben mündeten. Medienberichte sprachen zu Recht von einer Erdbebenkatastrophe, die ersten beiden Beben erreichten eine Stärke von über sieben auf der Richterskala.
Die Erdbeben hatten verheerende Ausmaße: Allein in der Türkei waren insgesamt elf Provinzen betroffen, in denen rund 45.000 Menschen zu Tode kamen und mehr als 100.000 Menschen verletzt wurden. Der türkischen Regierung zufolge waren insgesamt 20 Millionen Menschen von den Beben betroffen. Die Bewohner ganzer Städte und Dörfer waren obdachlos. Eilig errichtete die türkische Regierung Zeltstädte, in denen die Menschen bei klirrender Kälte wochenlang aushalten mussten. Inzwischen wohnen jedoch wieder viele Menschen in ihren alten Häusern oder Wohnungen. Oder zumindest in dem, was davon übriggeblieben ist.
Im Februar war die mediale Aufmerksamkeit gigantisch, doch schnell verschwanden das Ereignis und seine Folgen wieder aus der Berichterstattung. Ein gutes halbes Jahr nach dem Erdbeben reiste ich nach Kahramanmaraş.
Ich reiste per Anhalter und traf unterwegs wieder auf viele interessante Gesprächspartner. Der Fahrer, mit dem ich das letzte Stück der Reise nach Kahramanmaraş unternahm, war ein Bauarbeiter. Er hat dabei geholfen, die völlig zerstörte Stadt wiederaufzubauen. Unter anderem berichtete er, wie chaotisch insbesondere die Anfangszeit des Wiederaufbaus war und machte seinem Unmut auf die Regierung Luft.
Die Suche nach einer Unterkunft im ehemaligen Erdbebengebiet erwies sich als schwierig, denn die Einheimischen rechneten mit allem – aber nicht mit Touristen. Für die erste Nacht fand ich eine Ferienwohnung, die erst nach dem Erdbeben errichtet worden war. Der Markt war begrenzt, die Nachfrage allerdings auch.
Mein neuer Freund Eymen erklärte mir, dass er nach und nach alles selbst mit der Hilfe von Freunden und Familie reparieren würde, weil er sich eine Baufirma nicht leisten konnte.
Das Erdbeben konnte der Gastfreundschaft jedoch nichts anhaben. Bereits am zweiten Tag in der Stadt traf ich einen jungen Familienvater, der mich zu sich nach Hause einlud. Das Haus der Familie war nicht völlig zerstört worden, aber stark mitgenommen. Mein neuer Freund Eymen erklärte mir, dass er nach und nach alles selbst mit der Hilfe von Freunden und Familie reparieren würde, weil er sich eine Baufirma nicht leisten konnte.
So erging es den meisten Menschen, welche ich getroffen habe. Bis die Reparaturen abgeschlossen sind, werden Eymen und seine Familie notgedrungen weiterhin im Erdgeschoss und im ehemaligen Hühnerstall wohnen.
Ein weiteres unvergessliches Gespräch führte ich mit dem Direktor einer weiterführenden Schule. Er erzählte mir, dass die Kinder inzwischen wieder den Unterricht besuchen können. Drei Monate lang mussten alle Schulen schließen, sodass die Kinder im Anschluss daran froh waren, in ihre Klassenzimmer zurückkehren zu können.
In ihrer Freizeit spielen einige Kinder und Jugendliche in den Ruinen der Stadt. Es wirkt beeindruckend, denn es scheint, als hätten sich die Menschen an ihr Schicksal gewöhnt. Gewöhnung trotz des täglichen Wandels, dem Kahramanmaraş täglich unterliegt. Der Wiederaufbau macht große Fortschritte. Begleitet wird dieser Fortschritt von den unterschiedlichsten Menschen, welche dabei helfen, ihre Stadt neu zu errichten. Wann Kahramanmaraş sich endgültig von den Erdbeben erholt hat, ist unklar. Nur eines kann man wohl ganz sicher sagen: Wie früher einmal wird es nicht werden, Narben werden bleiben.
Reisen mal anders: Für Arne sollte es nicht das klassische Gap-Year in Neuseeland oder Australien sein, sondern eine wilde Hitchhiking-Reise von Deutschland nach Indonesien. Welche Erlebnisse er dabei macht, darüber berichtet er in regelmäßigen Beiträgen.
Als am 6. Februar 2023 in der Türkei und im benachbarten Syrien die Erde bebte, handelte es sich tatsächlich nicht nur um ein Erdbeben. Genau genommen waren es anfangs zwei starke Beben, die in den Folgetagen in einer Serie von mehreren Tausend Nachbeben mündeten. Medienberichte sprachen zu Recht von einer Erdbebenkatastrophe, die ersten beiden Beben erreichten eine Stärke von über sieben auf der Richterskala.
Die Erdbeben hatten verheerende Ausmaße: Allein in der Türkei waren insgesamt elf Provinzen betroffen, in denen rund 45.000 Menschen zu Tode kamen und mehr als 100.000 Menschen verletzt wurden. Der türkischen Regierung zufolge waren insgesamt 20 Millionen Menschen von den Beben betroffen. Die Bewohner ganzer Städte und Dörfer waren obdachlos. Eilig errichtete die türkische Regierung Zeltstädte, in denen die Menschen bei klirrender Kälte wochenlang aushalten mussten. Inzwischen wohnen jedoch wieder viele Menschen in ihren alten Häusern oder Wohnungen. Oder zumindest in dem, was davon übriggeblieben ist.
Im Februar war die mediale Aufmerksamkeit gigantisch, doch schnell verschwanden das Ereignis und seine Folgen wieder aus der Berichterstattung. Ein gutes halbes Jahr nach dem Erdbeben reiste ich nach Kahramanmaraş.
Ich reiste per Anhalter und traf unterwegs wieder auf viele interessante Gesprächspartner. Der Fahrer, mit dem ich das letzte Stück der Reise nach Kahramanmaraş unternahm, war ein Bauarbeiter. Er hat dabei geholfen, die völlig zerstörte Stadt wiederaufzubauen. Unter anderem berichtete er, wie chaotisch insbesondere die Anfangszeit des Wiederaufbaus war und machte seinem Unmut auf die Regierung Luft.
Die Suche nach einer Unterkunft im ehemaligen Erdbebengebiet erwies sich als schwierig, denn die Einheimischen rechneten mit allem – aber nicht mit Touristen. Für die erste Nacht fand ich eine Ferienwohnung, die erst nach dem Erdbeben errichtet worden war. Der Markt war begrenzt, die Nachfrage allerdings auch.
Das Erdbeben konnte der Gastfreundschaft jedoch nichts anhaben. Bereits am zweiten Tag in der Stadt traf ich einen jungen Familienvater, der mich zu sich nach Hause einlud. Das Haus der Familie war nicht völlig zerstört worden, aber stark mitgenommen. Mein neuer Freund Eymen erklärte mir, dass er nach und nach alles selbst mit der Hilfe von Freunden und Familie reparieren würde, weil er sich eine Baufirma nicht leisten konnte.
So erging es den meisten Menschen, welche ich getroffen habe. Bis die Reparaturen abgeschlossen sind, werden Eymen und seine Familie notgedrungen weiterhin im Erdgeschoss und im ehemaligen Hühnerstall wohnen.
Ein weiteres unvergessliches Gespräch führte ich mit dem Direktor einer weiterführenden Schule. Er erzählte mir, dass die Kinder inzwischen wieder den Unterricht besuchen können. Drei Monate lang mussten alle Schulen schließen, sodass die Kinder im Anschluss daran froh waren, in ihre Klassenzimmer zurückkehren zu können.
In ihrer Freizeit spielen einige Kinder und Jugendliche in den Ruinen der Stadt. Es wirkt beeindruckend, denn es scheint, als hätten sich die Menschen an ihr Schicksal gewöhnt. Gewöhnung trotz des täglichen Wandels, dem Kahramanmaraş täglich unterliegt. Der Wiederaufbau macht große Fortschritte. Begleitet wird dieser Fortschritt von den unterschiedlichsten Menschen, welche dabei helfen, ihre Stadt neu zu errichten. Wann Kahramanmaraş sich endgültig von den Erdbeben erholt hat, ist unklar. Nur eines kann man wohl ganz sicher sagen: Wie früher einmal wird es nicht werden, Narben werden bleiben.
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