Meinung

Wann wird Esoterik zur Gefahr?

Lavendel und verschwende Steine liegen auf einem Tisch.
Ein Spektrum, das in der Esoterikbewegung ebenfalls gefährlich werden kann, ist das Vermischen von Esoterik und politischer Gesinnung.
Greta Papenbrock, funky-Jugendreporterin

Zwischen Heilsteinen, Horoskopen und alternativer Medizin: Jeder und Jede hat irgendeine Person im näheren Umfeld, die sich ein wenig mit Sternzeichen auskennt, an die Wirkung von Heilsteinen glaubt oder von sich behauptet, spirituell zu sein. So weit so gut. Aber wie lange kann Esoterik eine Bereicherung sein, die Halt gibt – und ab wann wird sie gefährlich?

Auch auf TikTok beschäftigt sich eine immer größer werdende Bubble mit Heilsteinen oder den negativen Auswirkungen von Impfungen. Der Hype erreicht vor allem junge Menschen, die sich schnell von neuen Trends und Hypes beeinflussen und inspirieren lassen. Viele Dinge und Überzeugungen wurden sogar von der Wissenschaft widerlegt, trotzdem schwören viele Menschen darauf. Doch zu welchem Preis? Was steckt dahinter?

Die Esoterik ist eine weltanschauliche Bewegung, in der die emotionale Erfahrungswelt des Individuums sehr hoch gehangen wird. Oft fällt dieser Begriff auch unter die „Pseudowissenschaften“, da sie sich außerhalb der Wissenschaft bewegt. In der Esoterik ist man immer auf der Suche nach höherem Wissen, nach einer spirituellen Verwandlung. Das beginnt bei Sternzeichen und täglichen Horoskopen, die den weltlichen Gegebenheiten eine neue Bedeutung beimessen, reicht aber im schlimmsten Fall bis hin zu realitätsfernen, verschwörungstheoretisch anmutenden, politischen Denkrichtungen. Das Problem: Richtig abgrenzen kann man das eine vom anderen nicht.

Ich denke, dass Esoterik durchaus positive Auswirkungen auf das Leben haben kann. An etwas Höheres zu glauben und aus der Kraft des Universums Energie zu ziehen, halte ich für schön und sinnvoll. Das lässt sich in einer gewissen Weise mit einer Religion vergleichen, in der man Halt finden kann und einen neuen Zugang zu sich selbst findet. Menschen, die meditieren, sich mit der Natur verbunden fühlen, Karten legen oder sich mit Sternzeichen beschäftigen, fühlen sich meiner Beobachtung nach häufig ausgeglichen und zufrieden. Was ist auch verkehrt daran, dem Leben einen höheren Sinn zu geben, um in schlechten Zeiten Trost zu finden und die guten Zeiten umso mehr zu genießen?

Auch Heilsteine oder Heilkräuter können sicherlich eine positive Auswirkung auf unser Empfinden und unsere mentale Gesundheit haben, nicht zuletzt durch den Placebo-Effekt. Problematisch wird es aber, wenn man sich auf die Wirkung von Heilsteinen verlässt und die Schulmedizin verteufelt. Besonders das Thema Gesundheit ist in der Esoterik-Bewegung sehr lukrativ: Online wird oft damit geworben, einen Gehirntumor von Krebspatienten durch Gedankenkraft verschwinden lassen zu können, Depressionen sollen mit ätherischen Ölen geheilt werden und durch Handauflegen sollen natürlich auch Rheumabeschwerden verschwinden. Die Suche nach Studien, die all diese Dinge belegen, läuft jedoch ins Leere: Sie existieren nicht. All diese Methoden basieren auf einem „Gefühl“, nicht auf evidenzbasiertem Wissen.

Ein Spektrum, das in der Esoterikbewegung ebenfalls gefährlich werden kann, ist das Vermischen von Esoterik und politischer Gesinnung. Besonders während der Corona-Pandemie fielen Querdenker:innen und Impfgegner:innen immer wieder mit Meinungen auf, die sich der esoterischen Bewegung zuordnen ließen. Es scheint, als würden die Menschen vor allem in Krisenzeiten die Esoterik als Zufluchtsort wählen. Sie setzt dem Kontrollverlust eine Bedeutungssteigerung des Individuums entgegen, was vielen Menschen Halt zu geben scheint.

Natürlich darf jede:r seine eigene Meinung und seine eigene Überzeugung haben, ganz klar. Nur für mich ist dann eine Grenze erreicht, wenn diese Überzeugungen die Gesellschaft gefährden. Und damit ist nicht das Tageshoroskop gemeint. 

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