Der Begriff Sorgearbeit/Care-Arbeit kommt ursprünglich aus dem Englischen „Care Work“ und entwickelte sich in den 1990er-Jahren aus den feministischen Theorien zur Familien- und Hausarbeit der zweiten Frauenbewegung. Darin wurde die unbezahlte Hausarbeit als gesellschaftlich essenzielle und überwiegend von Frauen geleistete Arbeit sichtbar gemacht und ihre Bedeutung für die Wiederherstellung der Arbeitskraft betont. Care-Arbeit definiert grundsätzlich die Tätigkeiten der Sorge und Fürsorge in zwischenmenschlichen Beziehungen und Interaktionen. Im unbezahlten Bereich sind das z. B. Kinderbetreuung, Pflege- und Hausarbeit.
2. Gender Care Gap: Eine klaffende Lücke
Die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit zwischen Frauen und Männern wird durch das Gender Care Gap ausgedrückt. Es gilt als Indikator für die Gleichstellung der Geschlechter. Genauer gesagt, gibt es die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Zeitaufwand für Care-Arbeit an: Laut dem 2017 veröffentlichten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung liegt der Unterschied bei rund 52 Prozent. Je nach Alter und Lebenssituation sind jedoch leichte Unterschiede erkennbar. So erreicht die Gruppe der 34-Jährigen mit 110 Prozent den Höchstwert und sinkt mit zunehmendem Alter. Besonders hoch ist die Lücke mit 83,3 Prozent in Familien mit Kindern, wobei alleinstehende Frauen mehr Zeit in Care-Tätigkeiten investieren als alleinstehende Männer.
3. Die ökonomische Dimension der unbezahlten Care-Arbeit
Der Wert der unbezahlten Care-Arbeit, die von Frauen in Deutschland insgesamt im Durchschnitt pro Jahr geleistet wird, beläuft sich auf 825 Milliarden Euro. Dabei geht man davon aus, dass Frauen 60 Milliarden Stunden unbezahlt arbeiten, die mit den Durchschnittslöhnen der deutschen Erwerbswirtschaft berechnet werden. Diese Summe entspricht in etwa dem, was Bund, Länder und Gemeinden zusammen jährlich ausgeben.
4. (Für-)Sorgearbeit intersektional betrachten
Die sogenannte Dirty Care, auch Negative Care genannt, bezeichnet die „schmutzige Sorge“. Dieser Begriff wurde von der französischen Philosophin Elsa Dorlin in ihrem 2020 erschienenen Buch „Selbstverteidigung: Eine Philosophie der Gewalt“ geprägt und bringt eine zusätzliche Form der Sorgearbeit zum Ausdruck, die von Frauen und BiPoc-Personen zu ihrer eigenen Sicherheit geleistet werden muss. Sie entsteht nicht aus (internalisierter) Freiwilligkeit, sondern aus Gewalterfahrungen rassistischer und/oder sexualisierter Art. Nach Dorlin gibt es zwei Komponenten: Marginalisierte Gruppen müssen die dominanten Perspektive übernehmen, um deren Sichtweise(n) und mögliche Absichten aus Gründen des Selbstschutzes zu antizipieren. Zum anderen handeln dominante Gruppen ignorant gegenüber den negativen Auswirkungen ihrer Privilegien auf die marginalisierte Gruppe. Ein alltagsnahes Beispiel für Dirty Care ist z. B. die Überlegung, welcher Weg im Dunkeln am sichersten ist oder welche Kleidung am wenigsten aufreizend wirkt.
5. Ein Aktionstag im Schaltjahr
Der Equal Pay Day macht auf die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Dabei steht jedoch lediglich die Erwerbsarbeit im Fokus. Um auf die mangelnde Wertschätzung und ungerechte Verteilung von Sorgearbeit aufmerksam zu machen, haben die Journalistin Almut Schnerring und der Autor Sascha Verlan 2016 im Rahmen ihres gemeinsamen Buchprojekts den Equal Care Day ins Leben gerufen. Er findet alle vier Jahre am Schalttag 29. Februar statt. Indem er in den Jahren dazwischen ausgelassen wird, soll darauf hingewiesen werden, dass Care-Arbeit als überwiegend „unsichtbare Arbeit“ gilt und häufig unbezahlt stattfindet. Darüber hinaus symbolisiert er das Verhältnis von 4:1 bei der Übernahme von Care-Arbeit und erinnert daran, dass Männer rechnerisch etwa vier Jahre benötigen würden, um das Volumen an privater, beruflicher und ehrenamtlicher Care-Arbeit zu leisten, das Frauen in einem Jahr übernehmen.
1. Der Ursprung des Begriffs „Care-Arbeit“
Der Begriff Sorgearbeit/Care-Arbeit kommt ursprünglich aus dem Englischen „Care Work“ und entwickelte sich in den 1990er-Jahren aus den feministischen Theorien zur Familien- und Hausarbeit der zweiten Frauenbewegung. Darin wurde die unbezahlte Hausarbeit als gesellschaftlich essenzielle und überwiegend von Frauen geleistete Arbeit sichtbar gemacht und ihre Bedeutung für die Wiederherstellung der Arbeitskraft betont. Care-Arbeit definiert grundsätzlich die Tätigkeiten der Sorge und Fürsorge in zwischenmenschlichen Beziehungen und Interaktionen. Im unbezahlten Bereich sind das z. B. Kinderbetreuung, Pflege- und Hausarbeit.
2. Gender Care Gap: Eine klaffende Lücke
Die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit zwischen Frauen und Männern wird durch das Gender Care Gap ausgedrückt. Es gilt als Indikator für die Gleichstellung der Geschlechter. Genauer gesagt, gibt es die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Zeitaufwand für Care-Arbeit an: Laut dem 2017 veröffentlichten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung liegt der Unterschied bei rund 52 Prozent. Je nach Alter und Lebenssituation sind jedoch leichte Unterschiede erkennbar. So erreicht die Gruppe der 34-Jährigen mit 110 Prozent den Höchstwert und sinkt mit zunehmendem Alter. Besonders hoch ist die Lücke mit 83,3 Prozent in Familien mit Kindern, wobei alleinstehende Frauen mehr Zeit in Care-Tätigkeiten investieren als alleinstehende Männer.
3. Die ökonomische Dimension der unbezahlten Care-Arbeit
Der Wert der unbezahlten Care-Arbeit, die von Frauen in Deutschland insgesamt im Durchschnitt pro Jahr geleistet wird, beläuft sich auf 825 Milliarden Euro. Dabei geht man davon aus, dass Frauen 60 Milliarden Stunden unbezahlt arbeiten, die mit den Durchschnittslöhnen der deutschen Erwerbswirtschaft berechnet werden. Diese Summe entspricht in etwa dem, was Bund, Länder und Gemeinden zusammen jährlich ausgeben.
4. (Für-)Sorgearbeit intersektional betrachten
Die sogenannte Dirty Care, auch Negative Care genannt, bezeichnet die „schmutzige Sorge“. Dieser Begriff wurde von der französischen Philosophin Elsa Dorlin in ihrem 2020 erschienenen Buch „Selbstverteidigung: Eine Philosophie der Gewalt“ geprägt und bringt eine zusätzliche Form der Sorgearbeit zum Ausdruck, die von Frauen und BiPoc-Personen zu ihrer eigenen Sicherheit geleistet werden muss. Sie entsteht nicht aus (internalisierter) Freiwilligkeit, sondern aus Gewalterfahrungen rassistischer und/oder sexualisierter Art. Nach Dorlin gibt es zwei Komponenten: Marginalisierte Gruppen müssen die dominanten Perspektive übernehmen, um deren Sichtweise(n) und mögliche Absichten aus Gründen des Selbstschutzes zu antizipieren. Zum anderen handeln dominante Gruppen ignorant gegenüber den negativen Auswirkungen ihrer Privilegien auf die marginalisierte Gruppe. Ein alltagsnahes Beispiel für Dirty Care ist z. B. die Überlegung, welcher Weg im Dunkeln am sichersten ist oder welche Kleidung am wenigsten aufreizend wirkt.
5. Ein Aktionstag im Schaltjahr
Der Equal Pay Day macht auf die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Dabei steht jedoch lediglich die Erwerbsarbeit im Fokus. Um auf die mangelnde Wertschätzung und ungerechte Verteilung von Sorgearbeit aufmerksam zu machen, haben die Journalistin Almut Schnerring und der Autor Sascha Verlan 2016 im Rahmen ihres gemeinsamen Buchprojekts den Equal Care Day ins Leben gerufen. Er findet alle vier Jahre am Schalttag 29. Februar statt. Indem er in den Jahren dazwischen ausgelassen wird, soll darauf hingewiesen werden, dass Care-Arbeit als überwiegend „unsichtbare Arbeit“ gilt und häufig unbezahlt stattfindet. Darüber hinaus symbolisiert er das Verhältnis von 4:1 bei der Übernahme von Care-Arbeit und erinnert daran, dass Männer rechnerisch etwa vier Jahre benötigen würden, um das Volumen an privater, beruflicher und ehrenamtlicher Care-Arbeit zu leisten, das Frauen in einem Jahr übernehmen.
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