Lollapalooza 2023: Einmal aus dem Alltag raus, bitte

Eine Menschenmenge auf einem Festival.
Festivals sind im Sommer sehr beliebt - so auch das Lollapalooza in Berlin.
Chayenne Wolfframm – funky-Jugendreporterin

Das zweite Septemberwochenende in diesem Jahr sollte etwas ganz Besonderes werden.
Samstagmorgen sitze ich mit einer Freundin im Zug nach Berlin. Wir haben Glück, dass wir einen Sitzplatz bekommen, da es wegen Vandalismus auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin zu Zugausfällen und Verspätungen kommt. Wir kommen zwar eine Stunde später als geplant an, freuen uns aber riesig. Worauf? Auf das Lollapalooza-Festival in Berlin!

Tag 1: David Guetta oder Alligatoah?

Das Lollapalooza ist ein alljährlich stattfindendes Musikfestival, das aus den USA kommt. 2015 fand es das erste Mal in Europa statt, in Berlin genauer gesagt. Seitdem hat das Festival Berlin nicht mehr verlassen und findet seit 2018 (Corona ausgenommen) auf dem Olympiagelände statt. Das Festival bietet nicht nur ein vielseitiges Musikprogramm, das sich über zwei Tage erstreckt. Es wartet noch viel mehr auf uns: Beim Fashionpalooza kann man gratis an Beautybehandlungen teilnehmen oder den Fashion Markt besuchen. Auf dem sogenannten grünen Kiez wird sich über Themen wie Klimawandel, Gleichberechtigung und Menschenrechte ausgetauscht. Es gibt sogar einen Bereich für Kinder, das Kidzapalooza. Darüber hinaus sorgen Künstler:innen, Akrobaten:innen und Performer:innen aus aller Welt auf dem Fun Fair dafür, dass es auf dem Weg zum Konzert nie langweilig wird.

In Berlin angekommen treffen wir auf drei weitere Freundinnen. Beim gemeinsamen Frühstück steigt die Aufregung. Für uns alle ist es das erste Mal auf dem Lollapalooza und wir sind gespannt, was uns erwartet. Nachdem wir unsere Koffer ins Hotel gebracht haben, machen wir uns auf der Hoteltoilette fertig. Als wir allesamt geschminkt und mit Glitzer geschmückt wieder herauskommen, geht es auch schon zum Hauptbahnhof und mit der S-Bahn zum Olympiastadion.

Vor dem Eingang des Festivalgeländes erwarten uns lange Schlangen, die sich glücklicherweise schnell fortbewegen. Breits im Vorfeld hatten wir uns die „Lolla Berlin“- App heruntergeladen, in der alle Acts-Wegweiser und der Zeitplan eingetragen sind. Acts, die man sich nicht entgehen lassen möchte, können markiert werden. Ich freue mich am meisten auf Ava Max, Jason Derulo und Macklemore.

Unsere Tickets werden gescannt, wir erhalten ein Lollapalooza-Armband mit einem weiteren QR-Code, der mit dem Zahlungssystem verbunden ist, auf das wir im Vorhinein Geld aufgeladen haben. Das Lollapalooza ist nämlich cashless, was bedeutet, dass auf dem gesamten Gelände nicht mit Bargeld gezahlt werden kann. Unsere Taschen werden kontrolliert und dann sind wir auch schon mittendrin.

Menschen strömen durch die Gegend. Wir verschaffen uns erstmal einen Überblick und gehen eine Runde um das Olympiastadion. Der erste Act, den wir sehen, ist Ski Aggu, ein deutscher Rapper, dessen Markenzeichen eine Skibrille ist. Schon nach ein paar Minuten merke ich, dass der Auftritt nicht meinem Geschmack entspricht und gebe meinen Freundinnen ein Zeichen, dass ich mich umschauen werde und wir uns später wieder treffen. Ich verlasse also die Perry’s Stage und damit das Olympiastadion und zücke mein Handy mit dem Timetable, um zu schauen, wer auf den anderen Bühnen spielt.

Ich beschließe, erst einmal in Ruhe das Festivalgelände zu erkunden, hole mir eine Fruchtbowle und laufe damit glücklich umher. Schließlich begebe ich mich zur Main Stage South, auf gleich der Mimi Webb spielt. Auf Anhieb sagt mir der Name nichts, doch das will nichts heißen. Am Ende kennt man häufig doch zumindest die bekanntesten Stücke. Weitere Acts, die für den Tag anstehen, sind Zara Larsson, Ava Max, David Guetta und Alligatoah. Letztere überschneiden sich, weswegen ich grüble, wie ich die Acts am besten time.

Schließlich entscheide ich mich dafür, mit meinen Freundinnen zusammen David Guetta zu sehen. Das Konzert ist beeindruckend, doch mich beschleicht das Gefühl, dass ich nicht hundertprozentig glücklich darüber wäre, komplett auf Alligatoah zu verzichten. Also wühle ich mich eine halbe Stunde später aus der Menge heraus. Das gestaltet sich deutlich schwerer als bei Ski Aggu. Verständlich – es ist schließlich David Guetta, der französische DJ, der bereits 2009 seinen Durchbruch hatte. Dennoch schaffe ich es, mich nach draußen zu schieben, leider nicht ohne dem einen oder anderen auf den Fuß zu treten. Nach einer gefühlten Ewigkeit stehe ich bei Alligatoah. Als dieser dann seinen bekannten Hit „Willst du“ zum Besten gibt, scheint mein Glück perfekt.

Nach David Guetta ist für Samstag auf dem Lollapalooza auch Schluss. Im Gegensatz zu vielen anderen Festivals gibt es beim Lollapalooza keine Übernachtungsmöglichkeiten. Daher strömen die sogenannten „Lollies“, wie sie liebevoll von den Festivalveranstaltern genannt werden, nach dem letzten Konzert zu den Ausgängen. Wir fahren erschöpft und glücklich mit der S-Bahn zu unserem Hotel zurück.

Es gibt die Wahl, ob man das Lollapalooza für einen oder zwei Tage besuchen möchte. Der Preis für einen Tag lag bei 109 Euro, das Wochenendticket, für das wir uns entschieden hatten, kostete 189 Euro pro Person. Diese Entscheidung hat sich definitiv gelohnt.

Tag 2: Die Qual der Wahl

Der Act, den wir am nächsten Tag als erstes sehen wollen, ist Lina. Lina ist vor allem durch Bibi und Tina vielen ein Begriff. Sie ist spielt nämlich „Bibi“ und schauspielert nicht nur ausgesprochen gut, sondern kann auch noch gut singen. Im Anschluss schauen wir uns die englische Band „Only the poets“ an und stärken uns danach erstmal mit Burritos und anderen Leckereien. Eins wissen wir genau: Ab 17 Uhr wird der Zeitplan ganz schön eng. Bis spät abends haben wir ein volles Programm. Los geht es mit Jason Derulo, dann folgen SDP, Macklemore, Lost frequencies und Imagine Dragons. Das alles spielt sich auf verschiedenen Bühnen ab. Die Auftritte von Macklemore und Lost frequencies überschneiden sich. Ich entscheide mich dafür, nicht mit meinen Freundinnen vorher zu Imagine Dragons zu gehen, sondern nach Macklemore Lost frequencies zu sehen, um dort den Anfang nicht zu verpassen.

Das Schöne am Lollapalooza: Nirgendwo bist du allein. Auch wenn ich dachte, das Konzert von Lost frequencies würde nicht gut besucht sein, wenn zeitgleich Macklemore spielt und gleich danach Imagine Dragons auf der Bühne stehen. Doch ich täuschte mich. Als ich mich auf den Weg zur Perry‘s Stage mache, strömen Menschenmassen durch den Eingang und einen Platz in der ersten Reihe bekomme ich bestimmt nicht mehr. Ich merke schnell, dass ich nicht die beste Entscheidung für mich getroffen habe. Lost frequencies fängt zwar direkt mit einem meiner Lieblingssongs an, doch geht sehr schnell in einen heftigen Tanzbeat über. Die Leute gehen zu der Musik ab und ich fühle mich fehl am Platz. Ich verlasse die Bühne.

Unentschlossen blicke ich mich um und gehe erstmal in Richtung, wo Imagine Dragons spielen. Einen Platz in der Umzäunung bekomme ich nicht mehr, da hätte ich wie meine Freundinnen eine Stunde früher vor Ort sein müssen. Also stelle ich mich in den hinteren Bereich und höre mir die ersten beiden Lieder an, ehe ich mir ein Getränk hole. Auch von Weitem kann ich die Musik von meinem Platz aus gut verstehen und zum Glück gibt es überall Bildschirme, über die ich die Künstler sehen kann.

Den ganzen umherirrenden Menschen entnehme ich, dass ich nicht die Einzige bin, die sich nicht so recht entscheiden konnte. Doch alle, denen ich begegne, haben diesen freudigen, glänzenden Ausdruck auf ihren Gesichtern. Er zeigt, dass sie entweder heute oder das ganze Wochenende über etwas Besonderes erlebt haben. Wir alle sind zumindest für diese kurze Zeit durch die Musik verbunden. Rückblickend war das Lollapalooza eines der schönsten oder sogar das schönste Ereignis in diesem Jahr für mich und ich bin mir sicher, dass ich noch sehr lange davon zehren werde.

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